Geheimprojekt Styx
akut zu kämpfen haben.
Hendricks packte ihn an der Weste und zerrte ihn hinter Saxegaard. Dann hob er die Schrotflinte zur Hälfte, bewegte sich an die Ecke und feuerte ungezielt. Er meinte etwas getroffen zu haben, konnte es aber unmöglich mit Sicherheit sagen. Doch dann war Saxegaard auch schon neben ihm, mit Handgranate und warf diese um die Ecke. Sie gingen vollends hinter der Ecke in Deckung, dann detonierte die Granate und der Beschuss erstarb schlagartig. Hendricks ließ seine Schrotflinte fallen, zog die Pistole und spähte, die Waffe im Anschlag, um die Ecke.
Vier Männer in schwarzen Overalls, oder was von ihnen übrig geblieben war, lagen auf dem Boden, Blut klebte an Wänden, ebenso Körperreste.
Sie war schon scharf, die Granate, dachte Hendricks, Thorleif hat das Ding komplett entsichert und zwei der fünf Sekunden bis zur Detonation gewartet. Verdammt riskant aber genau so effektiv.
„Status!“, rief Hendricks.
„Bloß eine Fleischwunde“, brummte Brauer missmutig.
„Hier alles okay“, sagte Prestud.
„Bei mir auch“, erwiderte Saxegaard.
„Ich habe einen Treffer auf die Weste abbekommen“, brummte Ragnarsson bloß.
„Verstanden, dann sichern wir den Rest der Anlage.“
Hendricks rief sich den Grundriss der Anlage in Erinnerung, den sie auf dem Datenträger Mills' gefunden hatten. Es gab jetzt nur noch den Forschungsflügel und den Wartungsflügel, in dem auch die Unterkünfte der Forscher, Wachen und Techniker untergebracht waren.
Sollte machbar sein, dachte er.
Mehrere tausend Kilometer entfernt und rund sechzig Grad wärmer, saß Nadia Sanchez in Leinenhose und T-Shirt vor einem MacBook und führte eine Diskussion mit Benjamin Barack, der sie eben darüber informiert hatte, dass eine Pilatus der Firma etwa fünf Kilometer von ihrem eigentlichen Ziel entfernt abgestürzt war. An Bord hatten sich drei Personen befunden, Mangope, Tinto und eine junge Frau, die bisher niemand hatte identifizieren können. Alle drei waren am Leben, Mangope befand sich gerade im OP, die Ärzte versicherten jedoch, dass er durchkommen würde.
Dennoch war Sanchez ein wenig in Rage. Sie war die Chefin, sowohl de facto als auch de iure. Dass man sie erst jetzt informiert hatte, brachte ihre Geduld zu einem schnellen Ende.
„Barack, kommen Sie mir nicht mit dem Argument, es hätte unklare Strukturen gegeben. Mike hat ein internes Memo verfasst, wenn Sie das gelesen hätten, wüssten sie, dass mir im Moment die alleinige Leitung obliegt“, sagte Sanchez gerade. „Also, ich will jetzt keine Ausflüchte, warum ich erst jetzt informiert worden bin, sondern Ergebnisse. Was ist da passiert, warum ist Mangope abgestürzt und warum hat er eine Frau in miserablem Zustand dabei, die niemand identifizieren kann?“
„Keine Ahnung, Ma'am, aber die Katarer schweigen sich da aus. Sie warten wohl auf Anweisungen von oben.“
„Von oben, von oben, Herrgott nochmal, ich kann so nicht arbeiten. Barack, halten Sie die Stellung, ich melde mich wieder.“ Sie beendete die verschlüsselte und abhörsichere Skype-Video-Konferenz und stand auf, raufte sich die langen, schwarzen Haare und entschied, den kurzen Dienstweg zu nehmen.
„Mike“, sagte sie laut zu sich selbst, als sie in dessen Schreibtisch wühlte. „Wo hast du die Nummer von Max?“ Sie kippte den gesamten Inhalt einer Schublade auf die Couch im Arbeitszimmer, fand neben einem Springmesser auch eine Pistole, sechstausend Dollar in bar, ein Urlaubsbild aus Venedig, jede Menge Zettel und USB-Sticks und schließlich ein Ersatz-iPhone. Sanchez scrollte durch das Adressbuch und fand schließlich die Nummer von Muhammad al Massad. Kurzentschlossen wählte sie die Nummer.
„Jo, Mike, was gibt es?“, begrüßte Max sie, in der Annahme, er würde mit Hendricks sprechen.
„Nein, Max, hier ist nicht Mike, sondern Nadia, seine Frau.“ Das war zwar strenggenommen falsch, doch für das feine, und ihrer Meinung nach unnötige Differenzieren bei designierten Dingen, fehlte ihr die Zeit – und die Nerven.
Es folgte ein kurzes Schweigen. „Oh, äh, hallo. Dann müssen Sie Nadia Sanchez sein, richtig?“
„Ja. Max, ich brauche Ihre Hilfe.“
„Also eigentlich-“
„Max!“, fuhr Sanchez ihn an. „Ich habe für Ihre Sprüche und Spielchen keine Zeit. Mich kriegen Sie nicht mit Ihrem Playboy-Charme um den Finger gewickelt. Rufen Sie in Doha im Krankenhaus an und sagen Sie, dass ein Benjamin Barack die drei Patienten, die mit einem Flugzeug abgestürzt
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