Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheimprojekt Styx

Geheimprojekt Styx

Titel: Geheimprojekt Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Bunte
Vom Netzwerk:
Überheblichkeit und die offen getragene Beretta an seinem Gürtel sagte viel über ihren Träger aus.
    Boratto orderte ein Steak mit Kartoffeln und Bohnen, dazu eine Sauce, dann setzte er sich Gorro gegenüber an den Esstisch.
    „Sie wurden von einem Taser getroffen“, sagte er ruhig und legte sein Smartphone neben sich.
    Völlig perplex fragte Gorro: „Woher wissen Sie das?“
    „Sie haben ein leichtes Zittern in Ihrer Hand und Sie würden hier um diese Uhrzeit wohl nicht sitzen, wenn Sie voll einsatzfähig wären.“ Boratto zog seine Beretta und legte sie, entsichert wie Gorro am Rande registrierte, ebenfalls neben sich auf den Tisch. Er musste wohl die Braue unbewusst in die Höhe gezogen haben, zumindest grinste Boratto.
    „Alte Angewohnheit. Wenn ich sitze, kann ich meine Waffe nicht schnell genug ziehen.“
    „Wo haben Sie gedient?“
    „Nirgendwo. Ich war bei der Polizei.“
    Ein Polizist, fragte Gorro sich, der so tickt? Der muss ja im Wilden Westen gewesen sein. Die Zeiten sind doch eigentlich vorbei.
    „Wo das denn?“
    „Rio de Janeiro, später das BOPE, wo ich fünfzehn Jahre blieb.“
    „BOPE?“, wollte Gorro wissen, der von dieser Einheit noch nie gehört hatte.
    „Sie sprechen Portugiesisch?“
    „Nein, nicht wirklich.“
    „Batalhão de Operações Policiais Especiais, kurz BOPE, auf Englisch etwa Bataillon für spezielle Polizeioperationen, ist die wohl einzige Polizeieinheit in Rio, die nicht korrupt ist. Und wir sind mehr als der Teufel für die Dealer. Wenn das BOPE irgendwo einfällt, gibt es dort hinterher keine Dealer mehr. Die sind meistens erschossen worden.“ Boratto sprach mit einem ungeheuren Stolz von seiner früheren Einheit, die ihn offenkundig stark geprägt hatte. Und Gorro, der genug über die Favelas Rios wusste, konnte nachvollziehen, dass Einheiten wie das BOPE notwendig waren, um der extrem starken Gewalt und Kriminalität Herr zu werden. Er hatte sogar Berichte aus den Favelas gelesen, in denen berichtet wurde, dass die Gangs und Kartelle mit Boden-Luft-Raketen und militärischen Waffen ausgerüstet waren. Daher schloss er, dass das BOPE ähnlich ausgerüstet sein dürfte. Was es auch war.
    „Das BOPE ist eine Berufung, kein Job.“ Er wies auf den Totenschädel auf seinem Unterarm. „Totenkopf, so nennt man uns und so nennen wir uns.“ Er strahlte über das gesamte Gesicht. Ja, dachte Gorro, dieser Mann war wirklich jemand, der seine Arbeit liebte.
    „Schräger Haufen, das BOPE, wie?“
    „Ja. Aber effektiv und notwendig, leider. Ich hätte liebend gerne meine Versetzung zurück zur Polizei eingereicht, doch das wäre nicht möglich gewesen. Dafür gibt es dort zu viel Korruption und zu viele schwere Jungs, die aus dem Verkehr gezogen werden müssen.“ Borattos Blick wanderte in die Ferne. Er schien offenbar über etwas nachzudenken.
    Gorro fragte sich, wie jemand wie der Brasilianer bei der SACS landete, da er doch das BOPE so sehr liebte. Doch er entschied, mit der Frage zu warten, bis sie sich besser kannten. Dafür wäre später noch Zeit.
    Als die Küchenhilfe den Teller für Boratto brachte, zuckte dessen Hand zeitgleich mit dem Geräusch an der Zimmertür, zum Griff seiner Beretta, wanderte jedoch genauso schnell wieder zurück. Gorro war dies allerdings nicht entgangen.
    Der Mann hat reichlich was auf dem Kasten, dachte er, den will ich nicht zum Feind haben. Obwohl er mir nicht unähnlich ist. Auch er ist der Auffassung, eine Aufgabe zu haben. Nur dass ich nicht weiß, weshalb er von diesem BOPE-Kommando weg ist. Spielt am Ende auch keine Rolle mehr.
    „Wann kommt der Chef hier eigentlich an?“, fragte Boratto zwischen zwei Stücken Steak, das englisch gebraten war und dessen Blut sich mit der Sauce vermischte.
    „Mister Howell?“
    „Nein, Mike.“
    „Mister Hendricks dürfte in zwei Stunden hier sein, so sagte man mir.“
    „Ah. Der soll sich lieber mal sputen.“ Offenkundig schien Boratto Hendricks gut zu kennen, denn sonst würde niemand so, vermeintlich, respektlos über den zukünftigen SACS-Chef sprechen. Gorro beschloss, abzuwarten, was Boratto noch erzählen würde.
     
    Es klingelte an der Wohnungstür, und Suzanna Tinto fragte sich, wer das wohl sein würde, da der letzte Einsatz doch noch nicht einmal achtundvierzig Stunden her war. Sie prüfte kurz ihre kompakte Glock, die sie eigentlich immer mit sich herumtrug, und öffnete dann die Tür. Noch bevor die Tür überhaupt mehr als zu einem Drittel offen war, wusste sie, wer da

Weitere Kostenlose Bücher