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Geheimprojekt Styx

Geheimprojekt Styx

Titel: Geheimprojekt Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Bunte
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vor ihrer Tür stand. Walter Mangope war schlicht nicht zu übersehen.
    „Hey, Suz“, begrüßte er sie und irgendwie klang der Berg von einem Mann etwas gequält.
    „Walter“, sagte sie mit einem knappen Nicken.
    „Ich hätte da ein Anliegen“, begann er und setzte den rechten Fuß eine Treppenstufe nach oben, um sich dort abzustützen. Sie zog nur die Braue in die Höhe. Als es keine Widerworte gab, fuhr Mangope fort: „Ich brauche jemanden, der sich in Kapstadt auskennt, Victoria ist da in eine ganz große Scheiße geraten...“
    „Und da dachtest du an mich?“
    „Genau.“
    „Worum geht es genau?“
    „Victoria ermittelt gegen Ernest van der Vaal.“ Tinto sah Mangope an, dass dieser höchst unglücklich und wenig begeistert von der Dummheit seiner Schwester war.
    Sie zog einmal kurz heftig die Luft ein, ehe sie antwortete. „Dir ist klar, dass das hart werden wird?“
    „Absolut.“
    „Gut. Hole den Wagen, ich bin dabei.“
    Mangope sah sie völlig entgeistert an. Offenbar hatte er nicht damit gerechnet, dass sie so schnell zustimmen würde.
    Dass Tinto die Feldeinsätze nutzte, um ihren gequälten Geist abzulenken und auf andere Gedanken zu bringen, war eine andere Sache. Sie fragte sich, ob man sie von Einsätzen abziehen würde, wenn jemand erfuhr, dass ihre Professionalität nur noch Makulatur war.
    Vermutlich, dachte sie, also darf es niemand erfahren. Scheiße verdammte, der Krebs hat mir stark zugesetzt. Und die körperlichen Schäden sind ein echter Witz dagegen...
    Sie gab Mangope mit einer Geste zu verstehen, dass er warten solle, dann eilte Tinto ins Wohnzimmer, öffnete dort eine Kommode und schnappte sich Holster und Ersatzmagazine für die Glock 26. Sie verdeckte die Pistole mit ihrer weißen Bluse und zog anschließend die Tür hinter sich zu.
    Ich muss beschäftigt bleiben, dachte sie, bloß nicht zur Ruhe kommen.
    Sie setzte sich zu Mangope in den Mercedes C63 AMG und stellte fest, dass sie einen solchen Wagen noch nie von innen gesehen hatte.
    „Wo geht es in Kapstadt genau hin?“, wollte sie wissen, als Mangope den Motor anließ.
    „Zum Haus meiner Schwester, sie hat dort im Blumenbeet eine Sicherheitskopie vergraben.“
    „Im Blumenbeet?“
    „Ich sagte ihr, es muss an einem Ort sein, den man schnell erreichen, wieder herrichten und schwer finden kann. Ein Blumenbeet ist gut geeignet, denn keiner macht sich die Mühe, dort zu suchen.“
    „Hmm, muss ich mir merken.“
    Als Mangope auf die Autobahn fuhr, stellte er fest, dass ihm das Rasen mit über zweihundert Stundenkilometern eindeutig besser gefiel. Doch nun war das Risiko, einen tödlichen Unfall zu haben, bedeutend geringer und er konnte sich mehr auf seine Beifahrerin konzentrieren. Zwar hatte er mit Gorro auch geredet, doch der Spanier war kurz vor einer Auseinandersetzung nie sonderlich gesprächig, weshalb es auch nicht zu hochtrabenden Diskussionen über Philosophie gekommen war.
    Tinto hingegen, und das wusste Mangope inzwischen, war durchaus eine interessante Gesprächspartnerin – wenn man es erst einmal geschafft hatte, sich durch ihren Panzer zu arbeiten, mit dem sie sich ziemlich erfolgreich umgab.
    Doch Mangope merkte rasch, dass er auf der Hinfahrt wenig Erfolg haben würde. Still vor sich hin fluchend, nahm er dies zur Kenntnis, auch wenn er alles andere als begeistert war.
     
    Das Haus Victoria Mangopes war typisch für eine junge, erfolgreiche Anwältin. In den ruhigeren Vororten Kapstadts gelegen, an einen Hügel gebaut und mit einer elegant geschwungenen Mauer versehen. Die Architektur war modern-nüchtern, was Mangope bevorzugte; wohl ein Erbe seiner Gefangenschaft auf Robben Island.
    „Nette Bude“, kommentierte Tinto und ihr typischer Einschlag der Townships Kapstadts klang deutlich durch.
    Irgendwie mag ich diesen Akzent, dachte Mangope, dessen Akzent durch die Haft auf Robben Island geprägt worden war. Er sprach einen ausgeprägten Slang und neigte zu deutlichen Worten, doch Tinto übertraf dies noch einmal. Man konnte sicher sein, wenn es jemanden gab, der die Dinge immer, und ohne Ausnahme, beim Namen nannte, dann war es Tinto.
    „Wenig los hier“, bemerkte Mangope, der in beide Richtungen der Straße blickte. Die meisten Bewohner waren am frühen Mittag zum Arbeiten unterwegs, lediglich vier Gärtner waren zu sehen und eine Putzfrau fuhr gerade von dannen. Einige Autos standen an der Straße, doch ansonsten wirkte alles friedlich. Er nahm einen kleinen Aktenkoffer aus dunklem Leder

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