Geheimprojekt Styx
hier jemanden zu finden. Sie müssen ihm einfach nur folgen und ihn schützen.“
„Das sollte kein Problem sein.“
„Gut. Mike müsste in etwa acht Stunden hier sein. Finden Sie sich so lange hier ein, und wenn er da ist, klemmen Sie sich an ihn ran.“
„So gut wie erledigt, Mister Howell.“ Boratto stand unaufgefordert auf, etwas, das Howell nicht weiter störte, und nickte dem alten Mann im Rollstuhl dann zu, ehe er die Bibliothek verließ.
Als die Tür ins Schloss gefallen war, seufzte Howell deutlich hörbar.
Soll ich es ihm erzählen, fragte er sich und bemerkte, dass es in den letzten Wochen und Monaten zugenommen hatte, dieses Bedürfnis, Dinge auszusprechen, die seit Jahrzehnten schwer auf ihm lasteten. Doch er entschied sich dagegen. Hendricks war gerade zu beschäftigt und zu glücklich mit Sanchez, als dass er ihm diese Dinge hätte zumuten können oder wollen.
Ich muss es ihm aber sagen, bevor ich gehe, dachte Howell noch, als er sich auf den Weg zur Tür machte, jedenfalls diese Sünde muss ich beichten, bevor ich sterbe.
Er ließ die Bibliothek hinter sich und rollte hinaus auf den Korridor. Er musste sich die Einnahmen sowohl des Weinverkaufs als auch der SACS ansehen und anschließend mit seinem Unternehmensberater telefonieren, wie man den Verkauf des Weines noch effizienter gestalten konnte.
Kapitel 7 – Neue Probleme
Santiago Gorro saß, sichtlich mitgenommen, auf einem Stuhl im Speisezimmer und führte mit leicht zitternder Hand die Gabel mit dem aufgespießten Stück Rind zum Mund. Die Nachwirkungen des Zusammentreffens mit dem Taser waren immer noch leicht spürbar.
Gorro kaute auf dem Stück Steak herum und fragte sich, wie er hier gelandet war. Zwar war dies nur von rhetorischer Natur, doch fand er es bemerkenswert, was in den letzten achtundvierzig Stunden geschehen war. Als ihn nun die Ereignisse einholten, begann er zu resümierten.
Er hatte sechs Jahre im Dienst der Kirche verbracht, Priesterdienst in Spanien, Deutschland und schließlich überall in Afrika verrichtet, wobei er immer rastlos umhergezogen war. Gorro gestand sich selbst ein, dass er diese Auszeit gebraucht hatte, fernab vom Krieg, vom Töten und Toten. Doch dass ihn eben dies mit Macht im Dschungel des Kongos eingeholt hatte, war für ihn Grund genug, sich wieder dem zuzuwenden, was er mehr als eineinhalb Jahrzehnte lang gemacht hatte. Doch wie er nun hier saß, in Südafrika, auf einem großen Weingut, und daran dachte, was ihm diese Auszeit gebracht hatte, bemerkte er, dass sie notwendig gewesen war. Ihn hatten die Gefallenen im Schlaf verfolgt und er war tablettensüchtig gewesen, da er sonst nicht hätte einschlafen können.
Die Zeit als Priester war gut gewesen, doch auch ihr Ende war gekommen. Als Gorro auf dem Platz der Mission gestanden hatte, seine Pistole feuerbereit, hatte er bemerkt, dass es seine Welt war. Er konnte eben nur dies wirklich gut. Denn immerhin hatte der Dienst bei der spanischen Armee ihn aus der Armut gerettet und Gorro hatte rund achtzehn Jahre lang seinen Dienst verrichtet. Dass er irgendwann bei einer südafrikanischen Sicherheitsfirma eingestellt werden würde, hätte er vor zehn Jahren nicht geglaubt.
Schon komisch, dachte Gorro, sechs Jahre später bin ich clean und wieder in diesem Geschäft. Aber dieses Mal aus einer völlig anderen Lage heraus. Schätze, ich hätte viel früher in die Privatwirtschaft gehen sollen.
Doch er hatte erst jetzt das Gefühl, seine Bestimmung wiedergefunden zu haben. Sie lag auf den Feldern der Krisengebiete dieser Welt. Es war seine Bestimmung, seine Aufgabe. Und wenn er so drastisch aus dem Priesterdasein gerissen wurde, sagte er sich, dann hatte es wohl einen Grund. Er sollte wieder zurück auf eben dieses Feld.
Wüstes Fluchen auf Portugiesisch riss ihn aus seinen Gedanken. Er sah von seinem Steak auf und erblickte einen Mann um die 1,80, der mit jemandem am anderen Ende seiner Smartphoneleitung angestrengt diskutierte.
Er gestikuliert wild, ging auf und ab und legte schließlich auf. Gorro bemerkte den Totenschädel mit dem Messer drin und den beiden gekreuzten Pistolen dahinter auf dem Unterarm des Mannes.
„Artur Boratto“, stellte sich der Mann mit einem zackigen Handschlag auf Englisch vor.
„Santiago Gorro“, gab der ehemalige Priester bloß zurück und ließ sein Besteck sinken. Boratto wirkte wie jemand, der schon alles gesehen und überlebt hatte. Die Selbstsicherheit in seinem Gang grenzte fast schon an
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