Geheimprojekt Styx
mal interessieren, weshalb die mit Fallschirmen dealen.“
„Möglicherweise Import von Fallschirmjägern?“, spekulierte sie mit einem verschmitzten Grinsen und gebot ihm mit einer Geste, den Klingelknopf zu drücken.
„Möglich. Finden wir es heraus!“
Man hörte im Inneren einige Stimmen auf Englisch mit einander sprechen, dann öffnete ein Mann in Cargo-Hose, T-Shirt und hellbraunen Kampfstiefeln die Tür. Er sah aus wie ein ehemaliger Soldat, das wussten sowohl Hendricks als auch Sanchez, da sie lange genug mit welchen zu tun gehabt hatten.
„Sie wünschen?“, fragte er und Hendricks fiel der leichte texanische Akzent auf. Amerikaner, dachte er bei sich, würde die These stützen, dass ich in eine Geheimdienstgeschichte der USA geraten bin. Aber andererseits sind die nicht so schlampig, obwohl, sie haben sich genug Schnitzer in der Vergangenheit geleistet.
Hendricks' geistiger Ausflug in die Welt der Geheimdienste, die er aufgrund der Tatsache, dass einer der besten Ausbilder der SACS vom israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad kam, recht gut kannte, wurde jäh unterbrochen, als Sanchez direkt zum Punkt kam.
„Ein Bekannter sagte, man könne hier, nun, außergewöhnliche Fallschirme bekommen.“
Der Mann musterte Sanchez zuerst, danach Hendricks, blickte an ihnen vorbei zu Boratto und den Secret-Service-Männern und zog eine Braue hoch.
„Sie scheinen ja ein paar mehr zu sein. Das wird teurer.“
Hendricks grinste auf Gaunerart und wies mit dem Daumen über die Schulter auf die Range Rover. „Der Preis ist nicht das Problem.“
„Dann kommen Sie rein.“ Der Mann ließ Sanchez, Hendricks und zuletzt Boratto in das Lagerhaus und verschloss dann die Tür wieder, interessanterweise mit einem schlichten, aber höchst effektiven Stahlriegel. Hendricks wusste sofort, dass das hier keine normale Import-Export-Firma war.
Der Mann führte sie durch die Lagerhalle, auf deren Kisten sich bereits dick Staub angesammelt hatte, in ein mittelgroßes Büro, in dem einige Stahlklapptische standen, auf denen man Laptops und Tablet-PCs ausgebreitet hatte.
Ein zweiter Mann sah von seinem Tablet auf, schaltete den Bildschirm aus und musterte die drei Neuankömmlinge. Seine ergrauten Haare und die Falten ließen ihn alt erscheinen, doch die breiten Schultern und die muskulösen Oberarme sprachen von einem anderen Mann.
Hendricks begann sich immer mehr zu fragen, mit wem er es hier zu tun hatte. Doch als der ältere Mann vor ihm auf bestem Afrikaans zu sprechen begann, war er endgültig verwirrt. Seiner Ansicht nach blieb nur noch eine Option übrig. Es war eine Söldnertruppe. Doch diese Erkenntnis warf mehr Fragen auf, als dass sie Antworten brachte.
„Sie wollen also etwas kaufen“, eröffnete der ältere der beiden Söldner das Gespräch und bot den dreien Stühle an.
„Fallschirme, ja“, erwiderte Sanchez.
„Die bekommen Sie aber auch bei jedem Flugplatz.“
„Nicht die Art von Fallschirmen, die wir brauchen.“
„Ah, wir reden also von...“ Der Söldner lächelte dünn, wobei das Lächeln nicht bis zu den Augen reichte. „Von Militärschirmen.“
„Exakt.“ Sanchez gestattete sich ihrerseits ein Lächeln. Hendricks musterte sie unauffällig von der Seite und bemerkte, dass sie nervös war, es aber ausgezeichnet verbarg. Bloß er vermochte es zu bemerken, da er sie lange und gut genug kannte.
„Hmm, wie viele?“
„Zwei Dutzend.“ Hendricks lehnte sich auf dem Klappstuhl etwas zurück.
„Das würde eine Woche dauern.“
„Macht nichts, wir haben Zeit. Preis?“ Hendricks kam direkt zur Sache, da er für seinen Geschmack schon genug Zeit hier verbracht hatte.
„Vierhunderttausend, und zwar in Dollar.“
„Gebongt. Wir sind in einer Woche wieder hier.“
„Gleiche Zeit?“, fragte der Söldner nach und Hendricks bestätigte mit einem kurzen Nicken. „Gut, dann freut es mich, mit Ihnen Geschäfte gemacht zu haben.“
„Mich ebenfalls.“ Hendricks stand auf, er und der Söldner schüttelten sich die Hände, dann verließen er, Sanchez und der höchst wachsame Artur Boratto wieder die Lagerhalle. Als sich die Tür hinter ihnen schloss, atmete Sanchez mehrfach tief ein und aus.
„Ich frage mich, wie du da bloß so ruhig bleiben kannst, Mike. Ich bin fast gestorben. Diese beiden Typen waren mir mehr als unheimlich.“
Er blieb kurz stehen und sah Sanchez in die braunen Augen, dann nahm er ihre Hand. „Ich bin nicht ruhig, Nad“, sagte er und legte ihre Finger unter seine
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