Geheimprojekt Styx
setzte. Dann wurde auch schon das Tor geöffnet und Mangope fuhr in den recht geräumigen Innenhof hinein. Gorro registrierte einen Mann in den Dreißigern, der in seiner abgetragenen Jeans und dem T-Shirt nicht weiter auf den Straßen von Mitchell's Plain auffallen würde. Lediglich die Pistole in seinem Hosenbund stach hervor.
„Walter, wer ist das Weißbrot?“, fragte der Mann und seine Stimme klang vor Hektik etwas schrill. Seine Hand umfasste die Pistole und er richtete sie halb auf Gorro, der gerade ausgestiegen war.
„Carl!“, blaffte Mangope. „Runter mit der Waffe!“
„Ich kenne den nicht!“ Der Mann, den Mangope mit Carl angesprochen hatte, wedelte mit der Pistole zwischen Tinto und Gorro hin und her. „Wer seid ihr?“
„Sie sind okay, und jetzt nimm die Kanone runter, ehe noch jemand verletzt wird.“ Mangope sah ihn finster an, was dazu führte, dass Carl seine Waffe sinken ließ.
„Du hast echt Nerven, hier aufzutauchen, Walter“, meinte er und seine Stimme klang immer noch etwas nervös und hektisch. Er ging durch den kleinen Innenhof und öffnete die Tür, welche in sein Haus führte. „Ist gerade nämlich ganz schlecht.“
„Was ist los, Carl?“, fragte Mangope und setzte sich an den Küchentisch, auf dem einige leere Fastfood-Kartons lagen, außerdem eine sichtlich betagte Maschinenpistole.
„Ich stecke ganz tief in der Scheiße, Mann!“ Carl ging auf und ab und hatte dabei den Finger immer gefährlich nahe am Abzug seiner Pistole. Tinto rollte nur mit den Augen, als sie das sah, Gorro biss die Zähne zusammen und sog durch die Nase scharf die Luft ein.
„Wie tief, Carl?“
„Ganz tief, verdammt noch mal, richtig verflucht tief!“
„Geht's präziser?“
Carl schien sichtlich unglücklich, fuhr sich mit der Hand durch die kurzen, schwarzen Haare und umklammerte den Griff seiner Pistole so fest, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten.
„Okay“, sagte er schließlich. „Du kennst doch diese Bar hier um die Ecke, das-“
„Kenne ich nicht. Zur Sache, Carl“, unterbrach Mangope.
„Ich war vor ein paar Tagen da, hatte gerade ein paar Waffen verkauft und daher ordentlich Kohle. Also habe ich kräftig gefeiert.“
„Und getrunken.“
„Eher gesoffen. Und dann war da diese heiße Braut...“
Mangope rollte mit den Augen. Er ahnte, was jetzt kam. Carls Frauengeschichten waren ihm mehr als nur bekannt und der Kontaktmann schlug dabei nicht selten gehörig über die Stränge.
„Und du hast sie auch abgefüllt?“
„Besser, sie hat sich teilweise selber abgefüllt und die Drinks, die ich ihr ausgegeben habe, hat sie auch dankend angenommen.“
„Wann hast du sie flachgelegt?“
„Ähm...“
„Carl!“, donnerte Mangope, dem langsam die Geduld ausging. Er war nicht hier her gekommen, um den Psychologen zu spielen. „Komm zum Punkt!“
„Wir waren beide ordentlich betrunken und dann kam eines zum anderen.“ Carl raufte sich die kurzen, schwarzen Haare und ließ sich schließlich gegenüber von Mangope am Küchentisch auf einen Stuhl fallen. „Wir haben uns... nun, die Klamotten fielen und dann hatten wir Sex mit einander.“ Er rang mit sich und Mangope fixierte Carl mit seinem kältesten Blick. Gorro verzog das Gesicht und selbst in seinem Magen machte sich ein flaues Gefühl breit. Mangope konnte wirklich furchteinflößend sein, wenn er das wollte.
„Sie war echt wild, die Kleine“, fuhr Carl mit matter Stimme fort. „Und dann hat angefangen, sich zu wehren, leidenschaftlich. Nun, ich war betrunken und habe zurückgeschlagen.“
„Du hast sie vergewaltigt?“, donnerte Mangope und fuhr in die Höhe. Er brauchte gar nicht erst den Kopf zu drehen, um zu wissen, dass Tinto bestimmt schon ihre Pistole gezogen hatte. Sie hasste Männer, die gegenüber Frauen Gewalt anwendeten. Und der letzte, den sie in die Finger bekommen hatte, hatte dieses Zusammentreffen nicht überlebt.
„Nun“, er kratzte sich am Kopf. „Nicht direkt.“
„Sie hat sich gewehrt und du hast sie geschlagen und dabei weiter gevögelt, also erzähl mir nicht, dass das keine Vergewaltigung sei!“ Mangope drehte ruckartig den Kopf um, als er das Geräusch einer Pistole hörte, deren Schlitten leise zurückgezogen wurde. Obwohl er bereits mehr oder weniger wusste, dass es Tinto war, die sich gerade darauf einstellte jemanden zu erschießen, wollte er eine Bestätigung durch seine Augen. Es war Tinto. Ihr Blick war eiskalt, voller Hass. Die Glock hatte sie aber bloß locker
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