Geheimrezept zum Glücklichsein
eines Sohnes.«
Jackie setzte zu einer Entgegnung an, erstaunt über die Bitterkeit in seiner Stimme. Dann schwieg sie jedoch. Manchmal war es besser, nur zuzuhören.
»Meine Mutter betete ihn an, war beinahe fanatisch. Als Kind hatte ich eine Krankenschwester, ein Kindermädchen und einen Leibwächter. Sie hatte Angst vor dem, was mein Vater getan hätte, wenn mir etwas zugestoßen wäre. Sie war weniger besorgt um mich als ihren Sohn, sondern als seinen Sohn. Sein Symbol.«
»Aber Nathan …«
Er schüttelte den Kopf. »Sie hat es mir beinahe wortwörtlich so gesagt, ich war damals fünf oder sechs. Das und noch vieles mehr. Ich sah die beiden kaum, während ich aufwuchs. Sie war so damit beschäftigt, eine perfekte Dame der Gesellschaft zu sein, und er flog ständig irgendwohin, um Verträge abzuschließen. Seine Vorstellung von Vaterschaft beschränkte sich auf periodische Überprüfungen meiner schulischen Fortschritte sowie auf Vorträge über Verantwortung und Familienehre. Das Problem war nur, dass er selbst keine Ehre besaß. Er hatte andere Frauen. Meine Mutter wusste und ignorierte es. Er sagte mir einmal, dass diese Beziehungen nichts Ernstes seien. Ein Mann, der so oft von zu Hause fort ist, braucht einen gewissen Trost.«
»Er hat es dir so erzählt?« , hakte Jackie ziemlich schockiert nach.
»Als ich sechzehn war. Inzwischen waren die Gefühle meiner Mutter für ihn gestorben, und wir drei lebten wie höfliche Fremde unter einem Dach. Allerdings hatte ich meistens das Haus für mich allein.«
»Es muss schrecklich für dich gewesen sein . « Jackie dachte an ihre eigene Familie, die wohlhabend und angesehen war. Ihr Haus war jedoch nie kalt und still gewesen. »Nathan, hast du ihnen je gesagt, wie du dich gefühlt hast?«
»Einmal. Sie waren einfach entsetzt über meinen Mangel an Dankbarkeit. Und meinen Mangel an … Anstand, so ein Thema überhaupt zur Sprache zu bringen. Man lernt, nicht mit dem Kopf gegen eine Wand zu rennen, die nicht nachgibt, sondern findet andere Wege.«
»Was für andere Wege?«
»Studium, persönliche Ambitionen. Ich kann nicht sagen, dass sie aufhörten, als Eltern für mich zu existieren, aber ich verlagerte meine Prioritäten. Mein Vater war fort, als ich das Studium begann. Als er herausfand, dass ich Architektur studierte, kam er, um mir den Boden zu entziehen. Er wollte, wie du es einmal ausgedrückt hast, dass ich in seine Fußstapfen trete. Er erwartete es. Nein, er verlangte es. Ich hatte achtzehn Jahre lang unter seiner Fuchtel gestanden, völlig eingeschüchtert von ihm. Aber irgendetwas war geschehen. Als ich beschloss, dass ich bauen wollte, wurde diese Idee, dieser Traum größer als er.«
»Du warst erwachsen geworden« , murmelte sie.
»Anscheinend zumindest genug, um mich gegen ihn zu behaupten. Er drohte, mir den Unterhalt zu streichen. Er sagte, ich hätte eine Verpflichtung ihm gegenüber und dem Familiengeschäft. Mehr war die Familie nicht. Ein Geschäft. Meine Mutter stimmte völlig zu. Ihr war es egal. Für sie war ich nur der Sohn meines Vaters.«
»Das ist bestimmt zu hart, Nathan. Deine Mutter …«
»Sie hat mir gesagt, dass sie mich nicht wollte. Sie glaubte, dass ihre Ehe zu retten gewesen wäre, wenn ich nicht gekommen wäre. Ohne die Verantwortung für ein Kind hätte sie meinen Vater auf seinen Reisen begleiten können.«
Jackie wurde blass. »Sie haben dich nicht verdient . « Sie schluckte schwer, stand auf und ging zu ihm.
»Darum geht es nicht . « Nathan streckte abwehrend eine Hand aus. Er wusste, dass er die Fassung verloren hätte, wenn Jackie ihn in diesem Moment umarmt hätte. »An jenem Tag, als ich mich meinem Vater widersetzte, traf ich eine Entscheidung. Ich hatte keine Familie und brauchte keine. Meine Großmutter hatte mir genug Geld hinterlassen, um davon das Studium bestreiten zu können. Also benutzte ich es und nahm nichts von meinem Vater. Was ich von da an getan habe, habe ich allein getan, für mich selbst. Daran hat sich nichts geändert.«
Jackie wusste, dass Nathan ihr nicht gestatten würde, ihn zu trösten. Und sosehr ihr Herz sich auch danach sehnte, sagte ihr die Vernunft, dass es vielleicht nicht Trost war, was er brauchte.
»Du lässt sie immer noch über dein Leben bestimmen . « Ihre Stimme war nicht länger sanft, sondern zornig. Zornig auf ihn, zornig für ihn. »Ihre Ehe war hässlich, und deshalb ist die Ehe an sich hässlich? Das ist eine dumme Einstellung.«
»Nicht die Ehe an sich,
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