Gehen oder bleiben? - Entscheidungshilfe für Paare
entscheiden
Aus meiner Sicht sind es im Wesentlichen drei Erwartungen, auf die sich eine Partnerschaftsliebe stützen sollte. Das Mindeste, was wir von einem geliebten Menschen einer Partnerschaft erwarten, ist, dass er meine Vorstellungen versteht. Und besonders schön ist es, sollte er viele davon teilen. Dann fühlen wir uns von unserem Partner intuitiv verstanden.
Die zweite Erwartung ist, dass er oder sie sich absichtlich und bewusst auf mein Befinden einlässt. Die Fähigkeit zum Mitgefühl und die Erwartung, Anteilnahme und Mitgefühl des Partners zu bekommen, sind somit wichtige Bausteine.
Die dritte Erwartung ist, dass er oder sie mein Leben interessant macht. Gelingt dies, ist man einem der Todfeinde der Langzeitliebe auf den Fersen: der Routine und Langeweile.
Mit Enttäuschungen leichter umgehen
Neben dem Abgleich von Erwartungen erscheint mir der Umgang mit Enttäuschungen ebenso wichtig zu sein. Enttäuschungen sindpraktisch unvermeidlich – selbst bei noch so gutem Erwartungsmanagement. Wie kann man lernen, Enttäuschungen leichter zu bewältigen? Im Grunde sind es folgende Schritte:
Überprüfen Sie automatische Erwartungen. Diese basieren häufig auf »Sollen« und gelten meist implizit als richtig und unstrittig. Daraus entsteht eine »Tyrannei des Sollens«. Fokussieren Sie anstelle des »Sollen« auf die Einzigartigkeit Ihres Partners.
Erwartungen immer wieder loszulassen, um sie flexibel der inneren und äußeren Situation anpassen zu können. Ist unsere Beziehung gerade durch die Kinder stark absorbiert? Oder durch den Beruf? Brauche ich mal Zeit für mich? Haben wir eine halbe Stunde Zeit für Sex, oder steht uns der ganze Vormittag zur Verfügung?
Dem Partner keine bösartigen Absichten unterstellen und das »Nein« nicht auf die eigene Person beziehen. Für ein »Nein« kann es viele Gründe geben.
Den einen oder anderen »Korb« einstecken, ohne gleich zurückzuschießen. Sich dabei an die »Tit-for-two-Tats«-Regel halten: Sei nur fies, wenn dein Partner es zweimal hintereinander war. Sei ansonsten freundlich.
Sich wappnen. Liebesbeziehungen haben eine eingebaute Enttäuschungsgarantie. Wer um diesen Sachverhalt weiß und auch sonst nicht allzu viele falsche Vorstellungen über Partnerbeziehungen mit sich herumschleppt, ist zumindest kognitiv besser gegen Enttäuschungen gewappnet – und kann vielleicht sogar daran wachsen.
In jedem Fall müssen die Erwartungen mit den eigenen Möglichkeiten und denen des Partners Schritt halten.
4. Kapitel
Seien Sie alltäglich romantisch
Hollywood kennt vor allem die großen Gefühle. Glückliche Paare halten mehr von den kleinen Gesten der Liebe. Haben sich zwei Menschen aufeinander eingelassen, so suchen sie immer wieder gegenseitig die Aufmerksamkeit des anderen. Gelingt uns dies, so fühlen wir uns mit ihm verbunden. Bindung ist nichts Abstraktes, und das chemische Pendant dazu heißt Oxytocin. Das behagliche Gefühl der Geborgenheit verdanken wir unter anderem diesem Bindungshormon. Hinzu kommt: Oxytozin beruhigt. Es senkt den Blutdruck, die Herzschlagrate und die Konzentration von Stresshormonen. Bereits bloßer Körperkontakt, zum Beispiel eine Massage und Körperwärme, können zur Ausschüttung dieses Hormons führen – und zwar bei beiden Geschlechtern.
Zuneigung zeigen durch Zuwendung
Der amerikanische Paarforscher John Gottman hat durch seine jahrelangen Videoanalysen von Paaren herausgefunden, dass es drei Möglichkeiten gibt, auf die Kontakt- und Annäherungsversuche des Partners zu reagieren: Man kann sich dem Partner zuwenden, man kann sich von ihm abwenden, oder man kann sich sogar gegen ihn wenden. Wie jeder Paartherapeut bestätigen kann, hängt das Glück einer Partnerschaft ganz und gar davon ab, in welchem Maße wir uns für eine dieser drei Reaktionsmuster entscheiden – ich wähle bewusst das Wort »entscheiden«.
Sich dem Partner zuwenden
Unter Zuwendung lässt sich jede positive Reaktion auf den Partner verstehen: Sie lächeln zurück, wenn Ihr Partner Sie anlächelt, Sie sehen hin, wenn er Sie auf etwas aufmerksam macht z.B. während einer Autofahrt, er sagt etwas, Sie gehen darauf ein und so weiter.Nichts Spektakuläres, kein großes Kino, kein intellektueller Durchstieg. Inhaltlich mag dabei tatsächlich wenig rüberkommen, und die Lektüre eines spannenden Buches hat bestimmt mehr Tiefgang. Aber um den Inhalt geht es auch nicht primär, sondern um den Austausch von Gefühlen durch die wechselseitige Bestätigung
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