Gehen oder bleiben? - Entscheidungshilfe für Paare
heute existieren. Wenn alles möglich ist, wenn sozusagen das große Liebesglück sozusagenhinter jeder Ecke lauert – dann entsteht dadurch ein ungeheurer Vergleichsdruck. Das Risiko liegt darin, dass uns kein Liebespartner und keine Liebesbeziehung mehr wirklich genügt und vollends befriedigt. Da hilft nur eins dagegen: der Wille zu akzeptieren, dass man mit seiner Beziehung eine Menge Möglichkeiten verpasst und trotzdem nicht allzu viel versäumt.
Wenn ich erwarte, dass die Beziehung so bleibt wie am Anfang, ist dies nicht nur eine unrealistische Erwartung, sondern der Vergleich hinkt auch meistens: Die Partnerschaft erscheint in einem schlechteren Licht. Die Alternative zum Vergleichen heißt: sorge dich nicht, liebe – gut ist, was jetzt zwischen uns gut ist.
Gute Stimmung wirkt motivierend
Falsche Vergleiche haben noch eine andere ungünstige Wirkung. Die so entstehende schlechte Stimmung kann dazu benutzt werden, zu zeigen, wie mies man sich fühlt, um beim Partner ein schlechtes Gewissen zu erzeugen, mit der indirekten Aufforderung, dass das Gegenüber sich mehr um mich kümmern soll. Die Gefühle, die dadurch beim Gegenüber hervorgerufen werden – etwa Angst oder Unsicherheit –, sind allerdings alles andere als gute Motivatoren. Sie funktionieren bestenfalls kurzfristig. Gute Stimmung ist ein viel besserer Motivator. Dafür kann man sich entscheiden und aktives Stimmungsmanagement betreiben:
Selbstanalyse: Will ich mit meiner schlechten Stimmung andere manipulieren? Oft spielen wir als Miesepeter nur die Rolle, die uns von anderen zugeteilt wurde und die wir schon früh verinnerlicht haben.
Die Stimmung verbessert sich durch Anerkennung, Lob und positives Feedback.
Gute Laune ist nicht nur ein emotionales, sondern auch ein intellektuelles Gefühl. Wer neugierig und offen bleibt, erlebt auch etwas Unerwartetes, Überraschendes und bleibt geistig in Bewegung.
Man kann sich eine Umwelt suchen, in der generell gute Stimmung herrscht.
Wenn Sie guter Stimmung sind, färbt das ab – auch auf Ihren Partner.
3. Kapitel
Managen Sie Ihre Erwartungen
Der regelmäßige Abgleich von Erwartungen
Wird man glücklicher, wenn man weniger erwartet? Teils, teils. Dauerhaftes Glück zwischen Partnern lässt sich nur erreichen, wenn die Erwartungen realistisch bleiben. Das klingt zwar paradox, ist aber so. Denn wer enttäuscht ist, macht oft den Partner dafür verantwortlich und glaubt dann, er schuldet einem etwas. Man fängt an, Ansprüche einzuklagen, und ist der Meinung, dass man mit seiner Klage im Recht ist. Das eigentliche Problem dabei sind aber die eigenen Erwartungen. Andererseits sollte man die heutigen Qualitätsansprüche auch nicht nur kritisieren. Der bekannte Satz – der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach – passt auch nicht immer und für alles. Vernunftehen mögen vernünftig sein, sind aber zu wenig romantisch.
Wenn daher weder der Verzicht auf Erwartungen eine Lösung ist noch das möglichst niedrige Ansetzen viel besser ist, was funktioniert dann? Die Lösung heißt Erwartungsmanagement. So technisch und modisch der Begriff auch klingen mag, für eine gute Partnerschaft ist das Verhandeln und Abgleichen von Erwartungen unverzichtbar. Erwartungsmanagement ist nichts anderes, als die gegenseitigen Erwartungen immer wieder abzugleichen, diese zu synchronisieren – oder festzustellen, dass sich die Erwartungen in unterschiedliche Richtungen entwickeln. Dazu muss man sich einerseits bewusst machen, was die eigenen Erwartungen sind, und andererseits sich überlegen, was der Partner wohl von mir erwartet. Das sind die sogenannten Erwartungs-Erwartungen: Ich erwarte, dass mein Partner erwartet, dass ich an diesem Wochenende nicht arbeite. Erwartungen können nur erfüllt, verhandelt oder als unrealistisch zurückgewiesen werden, wenn man die eigene Erwartungs-Erwartung mit der tatsächlichen Erwartung des Partners abgleicht. Und dies nicht nur einmal, sondern im Grunde fortlaufend. Beziehungen funktionieren offensichtlich nur dann, wenn dieser Erwartungsabgleich regelmäßig erfolgt. Dies nur implizit zu tun in Form von Vermutungen über die gegenseitigen Erwartungen reicht nicht aus. Dafür braucht es eine explizite Form, nämlich im Rahmen eines Gesprächs. Streit oder Konflikte fördern die irgendwann nicht mehr zusammenpassenden ungeklärten Erwartungen zutage. Klar formulierte, realisierbare Erwartungen schaffen Erwartungssicherheit.
Sich für realistische Erwartungen
Weitere Kostenlose Bücher