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Gehen oder bleiben? - Entscheidungshilfe für Paare

Gehen oder bleiben? - Entscheidungshilfe für Paare

Titel: Gehen oder bleiben? - Entscheidungshilfe für Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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der Bindung: ich habe dich gehört, ich verstehe dich, ich empfinde ähnlich.
Sich vom Partner abwenden
    Dazu gehören alle Formen von Ignoranz: Der Partner sucht Kontakt, und der andere reagiert nicht darauf, indem er z.B. eisern schweigt. Der Partner möchte reden, und man hält weiter die Zeitung vors Gesicht und brummt ein bisschen vor sich hin. Weil niemand vollkommen ist, ist gelegentliches Ignorieren des Partners, das zudem meist ohne jede Absicht geschieht, kein Betriebsunfall für die Beziehung. Es sollte aber unter keinen Umständen zum Normalfall werden. Dass sich viele Partner gegenüber Dritten wesentlich zugewandter verhalten als gegenüber dem eigenen Partner, ist leider weit verbreitet. Daran sieht man, dass zugewandtes Verhalten nichts mit Können, sondern mit Wollen zu tun hat.
Sich gegen den Partner wenden
    Das ist die dritte Möglichkeit, auf Kontaktversuche des Partners zu reagieren. Hierzu zählen Kritik, Beleidigung, Zynismus und Sarkasmus und die bewusste Verweigerung von Hilfe und Unterstützung.
    Selbstöffnung der Partner sind Sternstunden der Zuwendung. Der Stoff, aus dem im Alltag dauerhafte Zuneigung entsteht, ist die stete Zuwendung. Die scheinbare Belanglosigkeit verbalen Alltagsgeplänkels verbindet.
Trost und Ermutigung spenden
    Unser Bedürfnis nach Trost und Ermutigung endet nicht mit unserer Kindheit. Deshalb besteht eine wichtige partnerschaftliche Tugenddarin, seinem Partner Trost und Ermutigung zu geben und offen zu sein für Versagen, Enttäuschungen, Trauer, Krankheit und Alter. Trost und Ermutigung zu geben, bedeutet nicht – wie das gerne geschieht –, den Partner wie ein Kind zu behandeln.
    Es beginnt mit der genauen Einschätzung dessen, was den anderen betrübt, und darauf folgt das Bemühen, seinen Kummer zu lindern. Trost beruht auf beidseitigem Verstehen und echter Fürsorge. Dabei wollen wir meist gar nicht, dass uns unsere Sorgen abgenommen werden, und wir wollen auch nicht, dass jemand für uns die Welt verändert. Aber wir wollen, dass jemand da ist, uns zuhört, und wir erwarten, dass dieser Mensch um unsere Ängste, Verletzungen und Frustrationen weiß.
    Zum Gelingen kann man einiges selber beitragen, indem man dem anderen seinen Kummer und seine Sorgen mitteilt. Nicht immer blickt man jedoch bei sich selber durch oder mag sich erklären. Die Fähigkeit des Partners, die Körpersprache zu entschlüsseln, macht sich in einer Partnerschaft bezahlt, weil sie uns ermöglicht, den Partner zu unterstützen und aufzubauen, auch wenn er nichts sagt. Der Anspruch, immer und jederzeit über seine Gefühle und Empfindungen Bescheid zu wissen und diese in Sprache zu fassen, ist eine tendenzielle Überforderung. Erfolgreiche Paare haben die Fähigkeit erlernt, zwischen den Zeilen zu lesen: Sie können die feinen Nuancen zwischen Müdigkeit, Erschöpfung, Traurigkeit, Verzweiflung, Ärger, Zorn, Jammern, Hilflosigkeit, Selbstzweifel und so weiter unterscheiden. Manchmal spricht Schweigen Bände.
    Lösen wir uns also von der mittlerweile selbstverständlichen Erwartung, alles zu kommunizieren und zu diskutieren nach dem Motto: Wenn er oder sie nichts sagt, dann hat er oder sie eben Pech gehabt!
    Dem Partner Trost und Ermutigung zu spenden, erfordert nichts Spektakuläres von uns. Es geht darum, den Partner nicht mit seinem Anliegen allein zu lassen, sondern Interesse an den Sorgen des anderen zu zeigen. Darauf kommt es an. Das Gefühl, bei den Alltagsschwierigkeiten vom anderen Trost und Ermutigung zu erhalten, schweißt zwei Menschen zusammen.
    Allerdings reicht es nicht, wenn es einen gibt, der für den anderen da ist. Der andere muss sich auch unterstützen lassen. Zur Unterstützung gehören somit zwei, sie spielen im Duo. Fehlt diese Bereitschaft, läuft Anteilnahme ins Leere, und man braucht sich nicht zu wundern, wenn sich der Partner eines Tages frustriert zurückzieht. Als Mann muss man lernen, den Einfluss seiner Frau zuzulassen. Diese Fähigkeit stellt ein wichtiges Erfolgskriterium einer Partnerschaft dar. Und man muss sein Bedürfnis, die Probleme seiner Partnerin lösen zu wollen, zügeln. Meist gut gemeint geht der Schuss oftmals nach hinten los, denn wenn es sich nicht gerade darum dreht, die Reifen am Auto Ihrer Frau zu wechseln, lassen sich viele andere Probleme nicht so leicht oder gar nicht lösen. Nicht zu vergessen, dass unsere Partnerinnen über eine Lösung selbst schon lange nachgedacht haben. Sofortlösungen erwecken leicht den Eindruck, als wollte

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