Gehen oder bleiben? - Entscheidungshilfe für Paare
einmal zusammen, aber nur innerhalb eines bestimmten Zeitfensters. Dann ist klar, wie viel Zeit noch bleibt, und beide können sich Mühe geben, die Partnerschaft doch noch zu retten im Wissen, dass sonst die Trennung definitiv ansteht. Oder es stellt sich ein Gefühl der Erleichterung ein, weil das Ende in Sicht ist. In jedem Fall kommt ihre Gefühlsbilanz damit in Bewegung.
⇒ Sie vereinbaren eine Trennung auf Zeit und beobachten genau, ob die räumliche Trennung Sie einander näherbringt oder noch weiter auseinander. Außerdem gibt sie ihnen beiden eine Verschnaufpause, in der Sie Abstand bekommen – und Abstand heißt meist wieder ein klareres Bild. Auch dadurch gerät Ihre Gefühlsbilanz in Bewegung.
⇒ Wenn Sie gerne bleiben würden, aber nicht so richtig wissen, wie dies gehen kann, finden Sie im dritten Teil eine Antwort darauf. Wenn sich diese dann nicht nur gut anfühlt, sondern Ihnen auch persönlich umsetzbar erscheint, könnten Ihre letzten Zweifel damit ausgeräumt werden.
3. TEIL
Bausteine einer innigen Partnerschaft
»Das große Geheimnis jeder guten Ehe ist,
jeden Unglücksfall als Zwischenfall
und keinen Zwischenfall als Unglücksfall zu behandeln«
Garold George Niedson
»In der Ehe muss man einen unaufhörlichen Kampf
gegen ein Ungeheuer führen, das alles verschlingt:
die Gewohnheit«
Honore de Balzac
1. Kapitel
Worauf wir in der Liebe Einfluss haben und worauf nicht
Irrtümer ausräumen
Beginnen Sie Ihren Neuanfang nicht mit Irrtümern, die das Lieben oft zum Leiden machen. Zu einem der großen Liebesirrtümer zählt die Vorstellung, die Liebe sei im Grunde lenkbar und kontrollierbar. Diesen Wunsch sollte man sich – da unerfüllbar – schnellstens abschminken. Zum Glück, wie ich finde, denn ohne romantische Risiken und Unwägbarkeiten wäre die Liebe keine Liebe mehr: Sie ist nämlich, wie der Philosoph Richard David Precht nachgewiesen hat, ein unordentliches Gefühl.
Liebe ist auch keine reine Himmelsmacht, die für uns die Beziehungsarbeit erledigt so wie die Putzfrau für uns die Hausarbeit. Man kann nicht lieben lassen! Sie ist auch kein Ruhekissen, keine Festung gegen die Schlechtigkeit der Welt und kein Wellnesscenter, um sich vom Frust des Alltags zu erholen. Obwohl sie das auch alles sein kann, dürfen wir sie nicht darauf reduzieren und festnageln. Ebenso fatal ist die Vorstellung, wir seien der Liebe vollkommen ausgeliefert. Wer die Liebe vernachlässigt, lässt sie ziehen. Um die Liebe müssen wir uns bemühen. Wir können zwar nicht die Liebe selbst beeinflussen, wir könnenaber etwas für die Rahmenbedingungen tun, sodass sich die Liebe wohlfühlt und gerne bleibt. Auch in einer abgekühlten Liebe kann nachweisbar wieder neues Feuer entfacht werden.
Gleichzeitig müssen wir akzeptieren lernen, dass wir nicht alles dafür tun können, dass sie bleibt. Was aber können wir tun? Wir können erstens versuchen, traditionelle und moderne partnerschaftliche Werte und Tugenden in ein gutes Gleichgewicht zu bringen. Wir können uns zweitens für Strategien und Vorgehensweisen entscheiden, die Freude und Lust in einer Liebe verlässlicher machen. Und drittens gibt es Strategien zur Vermeidung von Leid. Somit bewegt sich unser konkreter Einfluss zwischen dem, was wir positiv tun können, und dem, was wir tunlichst lassen sollten. Das mag wenig erscheinen, vermehrt sich aber auf Dauer erstaunlich.
Alte Werte neu entdecken
Es gibt eine Reihe von Werten und Tugenden, die für eine gute, lebendige und liebevolle Beziehung grundlegend sind. Manche davon sind in Vergessenheit geraten. In der Praxis zeigt sich, dass gute Lösungen für den Alltag oft irgendwo zwischen Altbewährtem und neu Gefundenem liegen.
Disziplin
Sich Zeit für die Partnerschaft zu nehmen, dem anderen ein offenes Ohr zu schenken, obwohl man todmüde aus dem Job kommt, zusammen Aufregendes zu unternehmen – das macht nicht nur Spaß, sondern verlangt auch ein bisschen Disziplin.
Angewiesensein auf den Partner
Ich kann mich nicht alleine selbst finden. Das ist eine totale Überforderung, ebenso wie Selbstgenügsamkeit. Schon Martin Buber wusste: Das Ich entwickelt sich am Du. Wir wollen und brauchen ein Gegenüber, an dem wir uns in vielerlei Hinsicht reiben können.
Tun
Die Liebe kommt nicht, ohne dass wir etwas dazu tun. Und sie geht auch nicht, ohne dass wir etwas dazu tun. Man kann viel richtig und viel falsch machen, andererseits kann man gewiss nicht alles dafür tun. Liebe ist eine Aktivität, und
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