Gehen oder bleiben? - Entscheidungshilfe für Paare
man die Sache möglichst schnell hinter sich haben. Damit hat aber die Partnerin das Gefühl, abgebügelt zu werden, und das erlebt sie in aller Regel als Desinteresse an ihrer Person.
Hören wir also mit dem »Beziehungsohr« und weniger mit dem »Sachohr«. Bei allen Problemen und Schwierigkeiten, die sich nicht eins, zwei, drei lösen lassen, ist unsere Anteilnahme das Beste, was wir unserem Partner geben können.
Die Möglichkeiten der emotionalen Unterstützung des Partners sind insbesondere:
Verständnisvolles Zuhören
Mithilfe bei der Umbewertung der Situation
Mithilfe zur Gefühlsberuhigung
Solidarisierung mit dem Partner
Glaube an den Partner
Ermutigung
Trost durch körperliche Berührung
Von diesen Unterstützungen kann es nie genug geben.
Einfühlungsvermögen zeigen
Man könnte annehmen, dass sich Partner umso besser kennen, je länger sie miteinander verbandelt sind. Für einen Teil stimmt dies. Für die Mehrzahl aber gilt das Gegenteil: Je länger sie zusammen sind, desto weniger wissen sie, was im Kopf des anderen vor sich geht. Es ist, als hätten die Partner im Laufe der Jahre eine Art »Das-kenne-ich-doch-schon-längst«-Standpunkt eingenommen. Sie glauben, genau zu wissen, was ihr Partner denkt und fühlt, doch das entspricht oft nicht den Tatsachen. Und so nimmt das Einfühlungsvermögen ab und damit die Romantik.
Sich in den Partner hineinzuversetzen, funktioniert nicht ohne Bemühen. Wir müssen uns dafür entscheiden, und das heißt als Erstes, den Standpunkt »Ich weiß schon, was jetzt kommt« aufzugeben. Die Triebfeder hierfür sind Neugierde und Interesse. Nichts wirkt auf einen anderen Menschen so anziehend wie das Interesse, das wir ihm entgegenbringen. Es hat durchaus eine erotische Qualität. Dies gilt nicht nur für das erste Rendezvous mit einem Menschen, sondern lässt sich auch auf Dauer nutzen. Interesse vermittelt sich zum einen durch Zuhören – etwas, das vielen von uns in einer Zeit der lauten und spektakulären Töne schwerfällt. Zum anderen durch Fragen, die wir an unseren Partner richten. Diese reichen von »Wie war dein Tag?« bis zu »Was beschäftigt dich gerade?« oder »Wie stellst du dir unser Leben in fünf Jahren vor?«
Intimität zwischen Partnern ist nichts Geheimnisvolles. Zuwendung ist ein Teil, Interesse ein weiterer. Verstehen, wie der andere »tickt«, ein dritter. Manche haben dafür eine intuitive Ader, andere müssen sich darum bemühen: Der Königsweg ist zuhören und nachfragen. Daraus entsteht mit der Zeit eine wachsende Vertrautheit. Wer lernt zuzuhören, was der Partner sagt, und nachzufragen, was ihn interessiert, und diese Informationen dazu verwendet, ihn oder sie zu verstehen, kann sein eigenes Verhalten danach ausrichten. Er muss es allerdings auch wollen.
Positives Denken
Eine gute Partnerschaft beginnt vereinfacht gesagt im Kopf. Damit meine ich einen bestimmten Denkstil. Paare, deren Beziehung unter keinem guten Stern steht, neigen zu einem vorwurfsvollen Denkstil. Missgeschicke ihres Partners legen sie als schlechte Charaktereigenschaften aus. Das Verhängnisvolle daran ist: Auch positive Verhaltensweisen werden in das negative Denkschema gepresst nach dem Motto: Er macht es nur, weil ich es ihm gesagt habe. Erfolgreiche Paare argumentieren genau umgekehrt. Wenn etwas schiefläuft, schieben sie das eher auf äußere Umstände und machen nicht grundsätzlich den Partner dafür verantwortlich. Dadurch wird dieser entlastet. Positive Verhaltensweisen deuten sie als Zeichen des guten Charakters des anderen. Meine langjährigen Erfahrungen haben mich zu der Erkenntnis geführt, dass die Art und Weise, wie wir uns das Verhalten unseres Partners erklären, entscheidend zum Erfolg oder Misserfolg unserer Beziehung beiträgt. Wenn Sie also eine glückliche Beziehung möchten, sollten Sie lernen, die Verhaltensweisen Ihres Partners in ein positives Licht zu stellen.
Wussten Sie schon, dass Liebe durch verzerrte Wahrnehmung entsteht: Der eigene Partner wird als einmalig und besonders erlebt, obwohl die Unterschiede zu anderen potenziellen Partnern vielleicht gar nicht so groß sind. Die amerikanische Beziehungsforscherin Sandra Murray prägte für solcherlei Überschätzung des Partners den Ausdruck »positive Illusionen«. Sie fand heraus, dass diese der Beziehung zuträglich sind, stärken sie doch die Auffassung, den einzig Richtigen gefunden zu haben. Wer seinen Partner positiver wahrnimmt, als dieser sich selbst sieht oder gute Freunde ihn
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