Gehen oder bleiben? - Entscheidungshilfe für Paare
und liebenswerten Gewohnheiten. Dies geschieht im Wesentlichen durch:
Aufmerksamkeit auf die Stärken des Partners lenken
Sie haben die Wahl: Sie können Ihren Partner durch die rabenschwarze Brille betrachten oder die Brille wechseln. Was sind die Stärken und Vorzüge Ihres Partners? Denken Sie sowohl an Dinge, die der Partner für Sie tut, als auch an Charaktereigenschaften, Stärken und liebenswerte Gewohnheiten. Wie würde er oder Sie bei einer fairen Beschreibung abschneiden? Wenn sich jeder von Ihnen in seinen Stärken wahrgenommen weiß, erzeugt allein dieser Umstand Motivation.
Gegenseitige Idealisierung
Wir können nicht nur Dinge ›schönreden‹, sondern auch unseren Partner.
Glückliche Paare nutzen diese Möglichkeit ausgiebig. Sie sehen ihren Partner in einem dauerhaften positiven Licht. Dies schafft einen Zustand, den man als »Verliebtheit light« bezeichnen könnte. Die Bewunderung unseres Partners lässt uns aufblühen. Davon färbt etwas auf uns ab, sodass wir uns nun auch selbst in einem positiveren Licht sehen. Dadurch wiederum fühlen wir uns sicherer und verhalten uns entsprechend – eine Kette positiver Gefühle wird so in Gang gesetzt, die sich selbst verstärkt. Im Alltag wirkt die gegenseitige Idealisierung als Puffer, der es einem ermöglicht, die Fehler des anderen zu verzeihen. Die Schwächen des Partners sind damit nicht wegradiert. Aber die Partner geben sich gegenseitig sowohl bei den Schwächen als auch bei den Stärken bessere »Noten«, als sie sich selbst bescheinigen. Um Schönfärberei muss man sich bemühen: durch positive Illusionen, die Pflege gemeinsamer positiver Erinnerungen – ein Konglomerat aus dem ersten Eindruck, den Anfängen der Partnerschaft, bestimmten Ereignissen und Episoden, die der Partnerschaft etwas Besonderes verleihen. Man macht den Partner zum Richtigen.
Wenn die Schönfärberei allerdings über das Ziel hinausschießt, nehmen wir sie nicht ernst oder wehren uns dagegen, weil sie uns in ein Bild hineinpresst, das wir nicht sind. Meine langjährige Erfahrung hat mich zu folgender Überzeugung gebracht: Ohne Idealisierung ist die Beziehung banal, doch ohne eine gesunde Portion Realismus ist sie sentimental und kaum etwas wert. Positive Illusionen sind vor allem für die Normalzeiten einer Partnerschaft unverzichtbar. In Krisenzeiten liegt der Fall anders.
Akzeptanz und Wertschätzung sind ein weiterer wichtiger Baustein eines innigen partnerschaftlichen Umgangs.
8. Kapitel
Sorgen Sie für Aufregung im Alltag
Der größte Feind der Romantik ist zweifellos die aus Gewohnheit entstandene Routine. Um dieser Entwicklung rechtzeitig entgegenzusteuern, bedarf es der Aufregung im Alltag. Sie ist ein weiterer Baustein. Hört sich gut an. Bei anstrengendem Berufs- und Familienleben ist das leichter gesagt als getan. Und einen Partner zu überraschen, der einen schon ewig kennt, birgt sowohl Risiken als Chancen. Am besten beginnt man bei sich selbst.
Raus aus der Bequemlichkeitsfalle
Wer an seiner Beziehung herummeckert, weil sie langweilig ist, sollte sich ehrlich fragen, wie aufregend das eigene Leben ist. Dabei könnte herauskommen, dass es in Routine erstarrt ist. Wer sich in einer solchen beruflichen oder privaten Situation befindet, steckt in einer Bequemlichkeitsfalle. Das Arrangement hat durchaus seine Vorteile. Alles ist irgendwie geregelt, sicher und überschaubar. Es ist weder wirklich schlecht noch wirklich gut. Trotzdem nagt eine Unzufriedenheit an einem. Wenn Sie selbst in einer solchen Bequemlichkeitsfalle stecken, kommen Ihnen folgende Hinweise bestimmt bekannt vor (Axel Wolf, 2004):
Sie denken regelmäßig und immer öfter über Alternativen nach
Sie beneiden andere um ihr Glück
Sie unterdrücken häufig Gefühle von Wut, Ärger oder Frustration um des lieben Friedens willen
Sie langweilen sich immer häufiger in einem wichtigen Bereich Ihres Lebens
Sie ertappen sich dabei, wie Sie sich selbst für Ihre Schwäche verurteilen
Sie hoffen darauf, dass der richtige Zug noch kommt, dass etwas »von selbst« passiert.
Hören Sie also auf, Ihre Beziehung schlechtzureden, und fangen Sie bei sich selbst an. Machen Sie eine ehrliche Bestandsaufnahme. Wie rede ich mir die eigene Situation schön und lenke mich davon ab, den Tatsachen ins Auge zu sehen? Auf welche Art beschwichtige ich mich? Was erwarte ich alles von meinem Partner, während ich selbst inaktiv bleibe? Ein beliebtes Ausweichmanöver besteht darin, eine oder einen Schuldigen für die
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