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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Über Interkom befahl er Reynolds, die Scheinwerfer auszuschalten, und löschte im gleichen Augenblick seine Taschenlampe.
    Ringsum war es stockfinster, nirgends auch nur der geringste Lichtschimmer. Der Tunneleingang war völlig verschüttet.
    Barnes kletterte auf die Gleise, knipste die Taschenlampe an und ging zum Eingang zurück.
    Nirgends der winzigste Lichtschein.
    Also blieb nur eins: am anderen Ende aus dem Tunnel herauszufahren.
    Penn hantierte am Funkgerät, als Barnes wieder in den Turm stieg. Der Sergeant setzte die Kopfhörer auf und befahl Reynolds, die Scheinwerfer einzuschalten. Der Corporal sah zu ihm hinauf und verzog hilflos das Gesicht.
    »Hoffnungslos. Das Geschoß hat zwei Röhren durchschlagen. Jedenfalls ist es mir lieber, es steckt da drin als in meinem Bauch. Leider habe ich keine Ersatzröhren. Wir müssen eben warten, bis wir wieder beim Gefechtsstand sind.«
    Barnes überprüfte hastig das Bordsprechgerät. Wenigstens das war unversehrt geblieben. Trotzdem war ihre Lage, ohne Verbindung zu Parker, äußerst ernst. Gott sei Dank hatte er wenigstens noch die Meldung über die Lücke im französischen Frontabschnitt absetzen können. Er zog die Kartentasche aus ihrer Halterung, stieg, gefolgt von Penn, wieder zu Boden und breitete die Generalstabskarte von Belgien und Nordfrankreich auf dem Panzerheck aus, unter dem der Motor röhrte. Der Strahl der Taschenlampe beleuchtete die Gegend um Etreux.
    »Dieser Tunnel ist verdammt lang, Penn. Wir müssen so schnell wie möglich hier raus und versuchen, unsere Linien zu erreichen – die freundliche Erlaubnis der Deutschen vorausgesetzt. Wenigstens können wir eine genaue Beschreibung der Gegend hier liefern – wenn wir zurückkommen.«

    »Der Weg um den Hügel herum ist ziemlich weit, nicht wahr? Sobald wir aus dem Tunnel kommen, müssen wir hier an diesem Kanal entlang bis zur nächsten Brücke – und dann dieser Straße folgen…«
    Sein Finger beschrieb einen weiten Halbkreis, der in die hinteren Randbezirke von Etreux zurückführte. Barnes mußte zugeben, daß dies der einzige Weg war, und fluchte innerlich über den Ausfall des Funkgerätes. Parker würde sich sicher fragen, was mit ihm geschehen war, und außerdem den deutschen Angriff in seinem Abschnitt mit nur zwei statt drei Panzern zurückschlagen müssen. Doch es gab keine andere Möglichkeit, sie mußten es auf diesem Weg versuchen.
    Die beiden Männer stiegen wieder in den Panzer, und Barnes erklärte Davis und Reynolds die Lage. Über Interkom informierte er den Fahrer: »Der Tunnel verläuft mit Sicherheit nicht schnurgerade, da wette ich meinen Kopf drauf. Fahren Sie deshalb nicht schneller als zehn Stundenkilometer – eher noch langsamer –, und achten Sie auf Kurven. Ich bleibe oben im Turm und lotse Sie durch den Tunnel. Was gibt’s, Davis?«
    Das kantige Gesicht des untersetzten Rotschopfes zeigte einen gehetzten Ausdruck, er wirkte verkrampft und hektisch.
    Der Kanonier öffnete den Mund, schloß ihn jedoch gleich wieder, ohne etwas zu sagen.
    »Na los, Mann, spucken Sie’s schon aus«, knurrte Barnes.
    »Vielleicht ist es dumm von mir, Sergeant, aber ich hatte schon immer einen Horror vor Tunnels. Wie Sie wissen, habe ich mal in einer Kohlengrube gearbeitet. 1934 gab’s ein Grubenunglück. Mit ein paar anderen war ich fünf Tage lang verschüttet. Wir alle dachten schon, wir seien lebendig begraben…«
    »Hören Sie, Davis, das hier ist kein Bergwerk, sondern ein Eisenbahntunnel. In zehn Minuten sind wir wieder im Freien.
    Also kümmern Sie sich gefälligst um Ihr Geschütz.« Barnes zog eine Grimasse. »Man kann nie wissen – vielleicht kommt uns vom anderen Ende schon eine ganze Panzerdivision entgegen.«
    Er war bereits in den Turm geklettert und hatte den Befehl zum Weiterfahren gegeben, als ihm der Hintersinn seines verunglückten Scherzes bewußt wurde. Wenn die Deutschen tatsächlich schon bis zum anderen Tunnelausgang vorgestoßen waren, wäre es für sie durchaus sinnvoll, Panzer durch den Tunnel zu schicken und Etreux von der Flanke her zu nehmen.
    Barnes beschloß, doppelt wachsam zu sein. In Gedanken versuchte er sich die Wirkung von in einem Tunnel abgefeuerten Panzergranaten vorzustellen.
    Die starken Scheinwerfer reichten weit in das Dunkel vor dem Tank, und so konnte Barnes seinen Fahrer rechtzeitig vor den Kurven warnen. Reynolds hatte, da sie sich jetzt außerhalb der Kampfzone befanden, das Luk geöffnet und seinen Drehsitz hochgeschraubt. Sein

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