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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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»Wie es aussieht,
liegt genug gegen Sie vor, um Sie lebenslänglich hinter Gitter zu bringen. Sie brauchen gar nichts zu sagen. Eigentlich wäre es mir sogar sehr lieb, Sie würden Ihr verdammtes Maul nie wieder aufreißen.«

DRITTER TEIL
    DONNERSTAG, 8.32 UHR
    Die Zeit ist eine großartige Lehrerin, aber leider tötet sie all ihre Schüler.
    Louis-Hector Berlioz

... Vierunddreißig

    Rhyme und Sachs saßen allein vor den Tischen, auf denen das Beweismaterial lag, das sie sowohl im St.-James-Korruptionsskandal als auch im Uhrmacher-Fall gesichert hatten.
    Sachs konzentrierte sich angestrengt, aber Rhyme wusste, dass sie abgelenkt war. Sie waren noch lange wach geblieben und hatten über die Ereignisse geredet. Die Korruption war schlimm genug, aber dass Polizisten versucht hatten, andere Cops zu ermorden, erschütterte Amelia noch mehr.
    Sachs behauptete, sie sei sich noch unschlüssig, ob sie das NYPD verlassen werde, aber ein Blick auf ihr Gesicht verriet Rhyme, dass ihr Abschied feststand. Er wusste außerdem, dass sie bereits mehrmals mit Argyle Security telefoniert hatte.
    Es gab keinen Zweifel mehr.
    Nun schaute Rhyme zu dem kleinen weißen Rechteck aus Papier, das in Sachs’ offenem Aktenkoffer steckte; es war der Umschlag, der die Kündigung enthielt. Das Weiß blendete Rhyme wie das gleißende Licht des Vollmonds an einem dunklen Himmel. Man konnte es nur undeutlich erkennen, und gleichzeitig sah man kaum etwas anderes.
    Er zwang sich, nicht daran zu denken und sich wieder den Beweisen zu widmen.
    Gerald Duncan – der »Täter light«, wie Thom ihn spöttisch getauft hatte – würde bald zur Anklage vernommen werden. Es waren lediglich kleinere Rechtsverstöße übrig geblieben (die DNS-Analyse bewies, dass das Blut auf dem Teppichmesser, auf der im Hafenbecken gefundenen Jacke und auf dem Pier von Duncan stammte; auch der Fingernagel passte perfekt).
    Der Korruptionsfall rund um das Hundertachtzehnte Revier kam nur langsam voran.
    Es lag genug für eine Anklage gegen Baker, Wallace und Toby Henson vor. Die Erde vom Ort der Ermordung Sarkowskis und die
Proben, die Sachs in Creeleys Haus in Westchester eingesammelt hatte, passten zu Spuren aus Bakers und Hensons Häusern. Eine Seilfaser brachte Baker mit Creeleys Tod in Verbindung, doch ähnliche Fasern gab es auch auf Wallaces Boot. Henson besaß Lederhandschuhe, deren Texturmuster zu dem aus Westchester passte.
    Aber das Trio kooperierte nicht. Die drei Männer lehnten jegliche Verfahrensabsprache ab, und die Spuren belasteten sonst niemanden, auch nicht die beiden Beamten, die vor dem alten Laden im East Village Wache gehalten hatten und behaupteten, sie seien unschuldig. Rhyme hatte versucht, Kathryn Dance auf die Männer loszulassen, doch die weigerten sich, etwas zu sagen.
    Rhyme war zuversichtlich, dass es ihm letztlich gelingen würde, alle Täter aus dem Hundertachtzehnten zu ermitteln und Fälle gegen sie aufzubauen. Aber er wollte nicht »letztlich«, er wollte »jetzt«. Sachs hatte bereits darauf hingewiesen, dass die restlichen Cops aus der St. James Tavern vorhaben könnten, etwaige Zeugen zu ermorden – und vielleicht sogar einen weiteren Anschlag auf sie oder Pulaski zu verüben. Es war zudem möglich, dass einer oder mehrere der verbleibenden Täter Baker, Henson und Wallace zum Schweigen zwangen, indem sie ihre Familien bedrohten.
    Überdies wurde Rhyme noch anderweitig gebraucht. An jenem Morgen hatte ihn FBI-Agent Fred Dellray angerufen (der vorübergehend der Hölle der Wirtschaftsverbrechen entronnen war) und ihm mitgeteilt, in den Räumen des National Institute of Standards and Technology in Brooklyn habe sich ein Fall von Einbruch und Brandstiftung ereignet. Es war nur geringer Schaden entstanden, aber der Täter hatte ein sehr ausgeklügeltes Sicherheitssystem überwunden, und da derzeit jeder sofort an Terrorismus dachte, genossen Einbrüche in Regierungseinrichtungen besondere Aufmerksamkeit; das FBI wollte nun, dass Rhyme bei der Spurenanalyse behilflich sein würde. Er war gern dazu bereit, aber zuvor musste er noch den Baker-Wallace-Erpressungsfall abschließen.
    Ein Bote brachte die Akte über die Ermordung von Duncans Freund und Geschäftspartner vorbei, die von Baker in die Wege geleitet worden war, als der Mann sich nicht erpressen lassen wollte. Das Fall war noch immer offen – für Mord gibt es keine Verjährungsfristen -, aber seit einem Jahr hatte sich nichts mehr getan. Rhyme hoffte, in dem älteren Fall einige

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