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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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Anhaltspunkte zu finden, die ihm
bei der Identifizierung der Täter aus dem Hundertachtzehnten Revier behilflich sein würden.
    Zunächst griff er per Internet auf das Archiv der New York Times zu und las die kurze Meldung über den Tod des Opfers, Andrew Culbert. Dort stand lediglich, Culbert sei ein Geschäftsmann aus Duluth gewesen und in Manhattan offenbar im Zuge eines Raubüberfalls getötet worden, für den es keine Verdächtigen gebe. Danach wurde nie wieder über den Fall berichtet.
    Rhyme bat Thom, die Ermittlungsakte auf sein Umblättergerät zu legen, und las sich Seite für Seite durch. Wie so oft bei einem seit langem ungeklärten Fall stammten die handschriftlichen Einträge von mehreren unterschiedlichen Personen, denn die Ermittlungen waren im Laufe der Zeit weitergereicht und mit immer weniger Nachdruck betrieben worden. Laut dem Bericht der Spurensicherung hatte es am Tatort kaum etwas zu sichern gegeben, weder Fingerabdrücke noch Fußspuren oder Patronenhülsen (das Opfer war durch zwei Schüsse in die Stirn gestorben, mit Projektilen aus einem 38er Special, einem Allerweltsrevolver; ein Vergleich mit den Waffen, die man bei Baker und den Beamten des Hundertachtzehnten Reviers gefunden hatte, ergab keine ballistische Übereinstimmung).
    »Hast du die genaue Auflistung des Beweismaterials?«, fragte er Sachs.
    »Mal sehen. Da ist sie«, sagte sie und nahm die Seite. »Ich lese es dir vor.«
    Er schloss die Augen, um sich besser konzentrieren zu können.
    »Eine Brieftasche«, las Sachs. »Ein Zimmerschlüssel aus dem St. Regis, ein Minibar-Schlüssel, ein Kugelschreiber Marke Cross, ein PDA, ein Päckchen Kaugummi, ein kleiner Notizblock mit dem Wort ›Herrentoilette‹ auf dem ersten Zettel. Auf dem zweiten Blatt stand ›Chardonnay‹. Das ist alles. Der leitende Ermittler des Morddezernats war John Repetti.«
    Rhyme wandte grübelnd den Kopf ab. Dann sah er sie an. »Was?«
    »Ich habe gesagt, Repetti. Er hat vom Revier Midtown North aus ermittelt. Soll ich ihn anrufen?«
    »Nein«, erwiderte Rhyme nach einem Moment. »Ich möchte, dass du etwas anderes erledigst.«

    Das Ding muss verhext sein.
    Kathryn Dance starrte ihren Koffer an, dessen Seiten sich nach außen wölbten und den sie einfach nicht zubekam. Aus den Ohrhörern ihres iPod erklang die verrauschte Aufnahme eines Blues von Blind Lemon Jefferson: »See That My Grave Is Kept Clean«.
    Ich hab doch bloß zwei Paar Schuhe und einige Weihnachtsgeschenke gekauft... okay, drei Paar Schuhe, aber das eine sind Pumps. Die zählen nicht. Ach, und dann noch den Pullover. Der Pullover ist das Problem.
    Sie nahm ihn heraus und versuchte es erneut. Die Schlosshälften näherten sich bis auf wenige Zentimeter. Dann ging nichts mehr.
    Verhext …
    Na gut, dann eben auf die elegante Tour. Sie nahm die Plastiktüte der Hotelwäscherei und packte eine Jeans, ein Kostüm, Lockenwickler, Strumpfhosen und den Hauptübeltäter, den dicken Pullover, hinein. Dann versuchte sie es ein weiteres Mal.
    Klick .
    Ein Exorzist war wohl doch nicht notwendig.
    Das Telefon auf dem Nachttisch klingelte, und die Rezeption teilte ihr mit, es sei eine Besucherin für sie eingetroffen.
    Genau zur vereinbarten Zeit.
    »Schicken Sie sie nach oben«, sagte Dance, und fünf Minuten später saß Lucy Richter auf der kleinen Couch ihres Zimmers.
    »Möchten Sie etwas trinken?«
    »Nein danke. Ich kann nicht lange bleiben.«
    Dance deutete auf einen kleinen Kühlschrank. »Wer auch immer die Minibars erfunden hat, ist ein böser Mensch. Schokoriegel und Chips. Mein Untergang. Na ja, das trifft eigentlich auf alles darin zu. Und als ob das nicht reichen würde, kostet die Salsa zehn Dollar.«
    Lucy, die aussah, als habe sie noch nie in ihrem Leben Kalorien oder Fettanteile zählen müssen, lachte. »Ich habe gehört, man hat ihn erwischt«, sagte sie dann. »Der Beamte, der mein Haus bewacht, hat es mir erzählt. Aber er wusste nichts Genaues.«
    Dance erzählte ihr von Gerald Duncan, seiner Unschuld und dem Korruptionsskandal in einem New Yorker Polizeirevier.
    Lucy schüttelte den Kopf. Dann schaute sie sich im Zimmer um und machte ein paar wahllose Anmerkungen über die gerahmten
Drucke und den Blick aus dem Fenster. Man sah im Wesentlichen Ruß, Schnee und einen Luftschacht. »Ich wollte mich nur bedanken.«
    Nein, wolltest du nicht, dachte Dance. Aber sie sagte: »Sie brauchen sich nicht zu bedanken. Das ist unser Job.«
    Sie bemerkte, dass Lucy nicht die Arme verschränkt

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