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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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den Lieferwagen gezogen wurde, der am Straßenrand geparkt stand und auf den er nicht geachtet hatte, weil er so auf die Gasse fixiert gewesen war. Er ächzte auf und wollte um Hilfe schreien.
    Aber der Angreifer – Deputy Inspector Halston Jefferies, dessen Blick so kalt war wie der Mond über ihren Köpfen – hielt dem Neuling den Mund zu. Jemand anders packte Pulaskis Schusshand, und in zwei Sekunden war er in dem Wagen verschwunden.
    Die Tür fiel ins Schloss.
     
    Der Eingang des alten Lebensmittelgeschäfts öffnete sich. Marilyn Flaherty trat ein und verschloss hinter sich die Tür.
    Mit ernster Miene ließ sie den Blick durch den trostlosen Raum schweifen und nickte den Anwesenden zu. Sachs hatte den Eindruck, sie wirke sogar noch angespannter als üblich.
    Der stellvertretende Bürgermeister ließ sich nichts anmerken und stellte ihr den IAD-Detective vor. Sie gab ihm die Hand und nahm neben Sachs an dem schäbigen Tisch Platz.

    »Streng geheim, ja?«
    »Wir haben in ein Hornissennest gestochen«, sagte Sachs und ließ das Gesicht der Frau nicht aus den Augen, während sie ihr die Lage schilderte. Flahertys Antlitz war wie versteinert und gab keine Regung preis. Sachs fragte sich, was Kathryn Dance aus ihrer steifen Körperhaltung folgern würde, den zusammengepressten Lippen, den flinken, kühlen Augen. Die Frau zuckte praktisch mit keiner Wimper.
    Amelia berichtete ihr von Bakers Partner. »Ich weiß, was Sie über die Abteilung für innere Angelegenheiten denken«, sagte sie dann. »Doch ich bin überzeugt, wir müssen sie hinzuziehen.«
    »Ich...«
    »Es tut mir leid, Inspector.« Sachs sah Wallace an.
    Aber der stellvertretende Bürgermeister sagte nichts. Er schüttelte nur den Kopf, seufzte und nickte dem IAD-Mann zu. Der junge Beamte zog seine Waffe.
    Sachs war verblüfft. »Was... He, was soll das?«
    Er richtete die Pistole auf die beiden Frauen.
    »Was ist hier los?«, fragte Flaherty schroff.
    »Eine schöne Bescherung«, sagte Wallace und klang dabei fast bekümmert. »Eine richtig schöne Bescherung. Legen Sie bitte beide die Hände auf den Tisch.«
     
    Henson gab seine Waffe an Wallace weiter, und der stellvertretende Bürgermeister hielt die Frauen damit in Schach.
    Der junge Beamte gehörte nicht zum IAD, sondern war Detective beim Hundertachtzehnten Revier und Angehöriger des Erpresserrings; er hatte Dennis Baker dabei geholfen, Sarkowski und Creeley zu ermorden. Nun streifte er sich Lederhandschuhe über, zog Sachs die Glock aus dem Holster und durchsuchte sie nach einer Reservewaffe. Sie trug keine bei sich. Er öffnete Flahertys Handtasche und nahm ihren kleinen Dienstrevolver heraus.
    »Sie haben ganz recht, Detective«, sagte Wallace zu Sachs, die ihn schockiert anstarrte. »Es gibt eine neue Entwicklung... und was für eine.« Er nahm sein Mobiltelefon und rief einen der Komplizen an, die vor dem Laden Wache standen. »Alles klar?«
    »Ja.«
    Wallace unterbrach die Verbindung.

    »Sie? Sie waren das?«, sagte Sachs. »Aber...« Ihr Kopf ruckte zu Flaherty herum.
    »Was hat das alles zu bedeuten?«, fragte die Beamtin.
    Der stellvertretende Bürgermeister wies auf Flaherty. »Sie liegen völlig falsch«, sagte er zu Sachs. »Sie hatte nichts damit zu tun. Dennis Baker und ich waren Partner – Geschäftspartner. Auf Long Island. Wir sind beide dort aufgewachsen und hatten zusammen eine Recyclingfirma. Sie ging bankrott, und er schrieb sich an der Akademie ein und wurde Polizist. Ich gründete ein neues Unternehmen, diesmal mit mehr Erfolg. Dann bin ich in die Politik gegangen, blieb aber mit Baker in Kontakt. Ich wurde Polizeibeauftragter und Ombudsmann und bekam ein Gespür dafür, welche Art von zusätzlicher Einnahmequelle funktionieren würde und welche nicht. Gemeinsam mit Dennis dachte ich mir eine aus, die reibungslos lief.«
    »Robert!«, rief Flaherty. »Das kann doch nicht...«
    »Ach, Marilyn...«, war alles, was der silberhaarige Mann dazu sagen konnte.
    »Und nun?«, fragte Amelia und ließ die Schultern hängen. »Was wird passieren?« Sie lachte humorlos auf. »Flaherty tötet erst mich und dann sich selbst. Sie platzieren etwas Geld in ihrem Haus. Und...«
    »Und Dennis Baker stirbt im Gefängnis – er fängt Streit mit den falschen Leuten an, stürzt eine Treppe hinunter, wer weiß? Zu schade. Aber er hätte vorsichtiger sein müssen. Damit gibt es keine Zeugen mehr, und der Fall wird zu den Akten gelegt.«
    »Glauben Sie wirklich, dass man Ihnen das abkauft?

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