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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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nichts von der Evakuierung des AWS-Gebäudes melden würden, um die Täter nicht zu warnen. Aber die Sprengsätze sind explodiert, bevor das Räumkommando sie entschärfen konnte.« Rhyme schüttelte den Kopf. »Ich hasse es, wenn all die schönen Spuren vernichtet werden. Wissen Sie, wie schwierig es ist, von einem Stück Metall Fingerabdrücke zu nehmen, nachdem es mit neunhundert Metern pro Sekunde durch die Luft geflogen ist?«
    »Und wie sind Sie auf diese sympathische junge Frau gestoßen?«, fragte Dellray und wies auf Charlotte.
    »Das war einfach«, sagte Rhyme geringschätzig. »Sie war nachlässig. Falls Duncan keine echte Person war, musste auch mit der Frau, die ihm bei dem Tatort an der Gasse geholfen hatte, etwas nicht stimmen. Unser Neuling hatte sich die Kennzeichen sämtlicher Fahrzeuge im Umkreis von zwei Blocks notiert. Der Wagen der angeblichen Schwester war bei Avis von einer gewissen Charlotte Allerton gemietet worden. Wir haben die Hotels der Stadt überprüft, bis wir sie gefunden hatten.«
    Dellray schüttelte den Kopf. »Und was ist mit Ihrem Täter? Mr. Feinmechaniker?«
    »Er heißt ›Uhrmacher‹«, murrte der Kriminalist. »Und das ist eine ganz andere Geschichte.« Er erläuterte, Charlottes Tochter Pam habe gehört, der Mann wohne in Brooklyn, aber sie wisse nichts Genaueres. »Unser einziger Anhaltspunkt.«
    Dellray bückte sich. »Wo in Brooklyn? Raus damit. Aber dalli.«
    »Ihr seid jämmerlich!«, erwiderte Charlotte aufsässig. »Ihr alle! Ihr seid bloß Lakaien des Apparates in Washington. Ihr verratet und verkauft das Herz unseres Landes und...«

    Dellray beugte sich bis zu ihrem Gesicht vor und schnalzte mit der Zunge. »Nein, nein. Keine Politik, keine Philosophie... Wir möchten bloß Antworten auf unsere Fragen. Sind wir uns einig?«
    »Leck mich«, lautete Charlottes Antwort.
    Dellray blies wie ein Trompeter die Wangen auf. »Ich bin diesem Intellekt einfach nicht gewachsen«, stöhnte er.
    Rhyme wünschte, Kathryn Dance wäre hier, um die Frau zu verhören, wenngleich es vermutlich lange dauern würde, ihr irgendwelche Informationen zu entringen. Er fuhr mit seinem Rollstuhl näher an Charlotte heran. »Sofern Sie uns helfen«, flüsterte er, damit Pam es nicht hören konnte, »kann ich dafür sorgen, dass Ihre Tochter Sie hin und wieder im Gefängnis besuchen darf. Falls Sie sich weigern, garantiere ich Ihnen, dass Sie Ihr Kind zeit Ihres Lebens nie wieder zu Gesicht bekommen.«
    Charlotte warf einen Blick zum Korridor, wo Pam auf einem Stuhl saß und trotzig ihren Harry Potter umklammert hielt. Das dunkelhaarige Mädchen war hübsch, mit zartem Gesicht, aber sehr schmal und mit dunklen Ringen um die Augen. Sie trug eine ausgeblichene Jeans und ein dunkelblaues Sweatshirt. Und sie schnippte zwanghaft mit den Fingernägeln. Dieses Kind brauchte auf hundert verschiedene Arten Hilfe.
    Charlotte wandte sich wieder Rhyme zu. »Dann sehe ich sie eben nie wieder«, sagte sie ruhig.
    Dellray starrte sie ungläubig an und verzog seine sonst so teilnahmslose Miene voller Abscheu.
    Rhyme wusste nicht mehr, was er der Frau noch sagen konnte.
    In diesem Moment kam Ron Pulaski ins Zimmer gelaufen. Er rang nach Luft.
    »Was gibt’s?«, fragte Rhyme.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis Pulaski antworten konnte. »Die Telefone... Der Uhrmacher...«, keuchte er schließlich.
    »Raus damit, Ron.«
    »Verzeihung...« Er atmete tief durch. »Wir konnten sein Mobiltelefon nicht ausfindig machen, aber ein Angestellter des Hotels hat gesehen, wie Charlotte während der letzten vier oder fünf Tage jeden Abend gegen Mitternacht telefoniert hat. Ich habe mit der Telefongesellschaft gesprochen. Die Nummer, die sie angerufen hat, gehört zu einem Münzfernsprecher in Brooklyn, an dieser Kreuzung.
« Er reichte Sellitto einen Zettel. Der Detective gab die Information an Bo Haumann und die ESU weiter.
    »Gute Arbeit«, lobte Sellitto. Dann rief er den Leiter des Reviers an, in dessen Zuständigkeitsbereich das Telefon stand. Mel Cooper würde dem Deputy Inspector das Bild des Täters schicken, damit seine Leute sich in der Gegend umhören konnten.
    Rhyme nahm an, dass der Uhrmacher nicht in unmittelbarer Nähe wohnte – es hätte den Kriminalisten zumindest überrascht -, aber schon eine halbe Stunde später meldete ein Streifenbeamter eine positive Identifizierung; mehrere Nachbarn hatten den Mann wiedererkannt.
    Sellitto notierte die Adresse und verständigte Bo Haumann.
    »Ich melde mich vom

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