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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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von Rhyme und Sachs gekreuzt.
    Charlotte starrte Rhyme nun wütend an, die Augen voller Tränen und Hass. »Ihr habt Bud ermordet! Ihr gottverdammten Faschisten! Ihr habt ihn umgebracht.« Dann lachte die Gefangene kalt auf. »Aber wir haben gewonnen! Wie viele haben wir heute Mittag getötet? Fünfzig? Fünfundsiebzig? Und wie viele hohe Militärs des Pentagon waren darunter?«
    Sachs beugte sich bis dicht vor ihr Gesicht. »Haben Sie gewusst, dass auch Kinder in diesem Konferenzraum sein würden? Ehepartner der Soldaten? Die Eltern? Großeltern? Haben Sie das gewusst ?«
    »Natürlich haben wir das gewusst«, sagte Charlotte.
    »Aber es waren notwendige Opfer, richtig?«
    »Zum Wohle der Sache«, erwiderte Charlotte.
    Was wahrscheinlich ein Wahlspruch war, den sie und ihre Gesinnungsgenossen am Anfang ihrer Kundgebungen oder sonstigen Zusammenkünfte deklamierten.
    Rhyme und Sachs sahen sich an. »Ich finde, wir sollten ihr das Blutbad zeigen«, sagte er.
    Sachs nickte und schaltete den Fernseher ein.
    Eine Nachrichtensprecherin war zu sehen: »... ein Leichtverletzter. Ein Beamter des Räumkommandos, der einen Roboter ferngesteuert hat, mit dem man die Bomben entschärfen wollte, wurde durch einen Splitter verwundet. Er konnte noch vor Ort ambulant behandelt werden und wurde bereits wieder entlassen. Der Sachschaden wird auf fünfhunderttausend Dollar geschätzt. Entgegen erster Meldungen sind weder Al-Qaida noch andere islamistische Terrorgruppen in den Anschlag verwickelt. Laut einer Sprecherin des New York Police Department war eine einheimische Terrororganisation dafür verantwortlich. Falls Sie sich gerade erst zugeschaltet haben: Im Amt für Wohnungsbau und Stadtentwicklung in
Lower Manhattan sind heute Mittag gegen Viertel nach zwölf zwei Bomben explodiert, aber es hat keine Todesopfer und nur einen Leichtverletzten gegeben. Unter den beabsichtigten Opfern befanden sich ein Staatssekretär des Außenministeriums und der Chef des Generalstabs...«
    Sachs drehte den Ton ab und warf Charlotte einen herablassenden Blick zu.
    »Nein«, keuchte die Frau. »O nein... Was...?«
    »Das ist doch wohl klar«, sagte Rhyme. »Wir sind rechtzeitig vor der Explosion darauf gekommen und haben den Raum evakuieren lassen.«
    Charlotte war entsetzt. »Aber... das ist unmöglich. Nein... Der Luftraum war gesperrt, der Zugverkehr...«
    »Ach, das «, sagte Rhyme verächtlich. »Wir mussten uns bloß etwas Zeit verschaffen. Sicher, zuerst habe ich gedacht, er wolle den Delphi-Mechanismus stehlen, aber dann kam ich zu dem Schluss, es müsse sich um eine Finte handeln. Was nicht automatisch bedeutete, dass er nichts mit der NIST-Uhr angestellt hatte. Während wir also untersucht haben, was er wirklich wollte, ließ der Bürgermeister auf unseren Wunsch hin den Betrieb der Flughäfen und öffentlichen Verkehrsmittel für eine Weile anhalten.«
    Du weißt, was passieren wird, wenn wir diesen Knopf drücken...
    Charlotte schaute zum Schlafzimmer, wo ihr Mann einen so sinnlosen Tod gestorben war. Dann besann sie sich wieder auf ihre Überzeugung. »Sie werden uns nie bezwingen«, sagte sie tonlos. »Sie mögen die eine oder andere Schlacht gewinnen, aber wir holen uns unser Land zurück. Wir...«
    »O bitte, verschonen Sie mich mit diesen Phrasen, ja?« Die Worte stammten von einem hochgewachsenen, schlaksigen Schwarzen, der soeben den Raum betrat. Es war FBI Special Agent Fred Dellray. Als er von der Beteiligung einheimischer Terroristen erfahren hatte, hatte er die Mitarbeit an den Betrugsfällen einem Kollegen aufgehalst (»Der Zahlenkram war sowieso stinklangweilig«) und verkündet, er werde als Verbindungsmann des FBI an der Untersuchung des AWS-Anschlags teilnehmen.
    Dellray trug einen blassblauen Anzug und ein grellgrünes Hemd unter einem braunen Mantel mit Fischgrätmuster, zirka 1975; sein
Modegeschmack war so eigenwillig wie sein Benehmen. Er musterte Charlotte. »Sieh an, sieh an, wen haben wir denn da erwischt?« Die Frau hielt dem Blick trotzig stand. Er lachte. »Ist es nicht witzig, dass Sie nun für... tja, für immer in den Knast kommen und nicht mal erreicht haben, was Sie vorhatten? Wie fühlt es sich an, eine so dermaßen große Arschkarte zu ziehen?«
    Dellrays Ansatz bei der Befragung von Verdächtigen unterschied sich beträchtlich von dem von Kathryn Dance; Rhyme vermutete, sie wäre nicht unbedingt begeistert gewesen.
    Charlotte war von Sachs für die Straftaten verhaftet worden, die in die Zuständigkeit

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