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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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anklopfen«, teilte Haumann den Teams mit. »Ich zähle den Countdown vor. Bei drei werft ihr Blendgranaten in die beleuchteten Zimmer. Holt ordentlich Schwung, damit ihr durch die Jalousien kommt. Bei eins erfolgt der gleichzeitige Zugriff auf Vorder- und Rückseite. Team B teilt sich auf und übernimmt Erdgeschoss und Keller. Team A geht direkt nach oben. Vergesst nicht, dieser Kerl weiß, wie man Bomben baut, also haltet die Augen offen.«
    »Team B, verstanden.«
    »A, verstanden.«
    Trotz der eisigen Luft schwitzten Sachs in den engen Nomex-Handschuhen die Hände. Sie zog den rechten aus und blies hinein. Dann tat sie das Gleiche mit dem linken. Sie zurrte die Gurte der
Schutzweste fest und öffnete die Gürteltasche mit den Reservemagazinen. Die anderen Beamten hatten Maschinenpistolen, aber das war nicht nach Amelias Geschmack. Sie platzierte lieber elegant einen einzelnen wohlgezielten Schuss, anstatt einen Feuerstoß abzugeben.
    Sachs und die drei Beamten des vorderen Teams nickten einander zu.
    Haumann fing an zu zählen. »Sechs... fünf... vier... drei...«
    Man hörte Glas zerbrechen, als die Granaten durch die Scheiben flogen.
    Haumann fuhr gelassen fort. »Zwei... eins.«
    Der laute Knall der Blendgranaten ließ die Fenster erzittern, und das Haus war für den Bruchteil einer Sekunde von grellem Licht erfüllt. Der kräftige Mann mit der Ramme schwang sie gegen das Schloss der Vordertür, die sofort aufflog. Innerhalb weniger Sekunden verteilten die Beamten sich in den karg möblierten Räumen.
    Mit der Taschenlampe in der einen und der Pistole in der anderen Hand drang Sachs mit ihrem Team in den ersten Stock vor.
    Über Funk hörte sie die Stimmen der Kollegen, die den Keller und das Erdgeschoss nach und nach als gesichert meldeten.
    Das erste Schlafzimmer im Obergeschoss war leer, das zweite ebenfalls.
    Damit war das Haus gesichert.
    »Wo steckt er, zum Teufel?«, murmelte Sachs.
    »Es könnte ja auch mal glattgehen«, merkte jemand an.
    »Der Drecksack ist unsichtbar«, sagte ein anderer.
    Dann hörte sie: »Überwachungsteam Eins. Die Lampe auf dem Dachboden ist soeben ausgegangen. Er ist da oben.«
    In dem hinteren kleinen Schlafzimmer hing von einer Falltür in der Decke ein dicker Strick herab. Eine Schiebeleiter. Einer der Beamten schaltete das Licht im Zimmer aus, damit es schwieriger sein würde, auf sie zu zielen. Alle wichen zurück und richteten ihre Waffen auf die Luke, während Sachs kräftig an dem Strick zog. Die Falltür öffnete sich knarrend. Auf ihrer Innenseite war eine zusammengeschobene Leiter befestigt.
    »Sie da auf dem Dachboden«, rief der Teamführer. »Kommen Sie sofort herunter... Haben Sie mich gehört? Dies ist Ihre letzte Chance.«

    Nichts.
    »Blendgranate«, sagte er.
    Einer der Männer nahm eine Granate vom Gürtel und nickte.
    Der Teamführer wollte nach der Leiter greifen, aber Sachs schüttelte den Kopf. »Das übernehme ich.«
    »Sind Sie sicher?«
    Sachs nickte. »Aber ich würde mir gern einen Helm leihen.«
    Sie bekam einen und setzte ihn auf.
    »Wir sind so weit, Detective.«
    »Dann los.« Sachs stieg bis kurz unter die Decke und nahm die Blendgranate. Sie zog den Stift und schloss die Augen, um nicht selbst geblendet zu werden und um sich auf die Dunkelheit des Dachbodens einzustellen.
    Okay, auf geht’s.
    Sie warf die Granate durch die Luke und senkte den Kopf.
    Drei Sekunden später knallte es laut. Sachs öffnete die Augen und stieg die restlichen Sprossen in den engen Raum empor, in dem Rauchschwaden hingen und es nach verbranntem Schwarzpulver roch. Sie rollte sich von der Öffnung weg, schaltete die Taschenlampe ein und schwenkte sie hin und her, während sie hinter einem Balken in Deckung ging.
    Rechts war nichts, in der Mitte war nichts und links …
    Sie verlor plötzlich den Halt.
    Der Boden bestand nicht wie vermutet aus Holz, sondern aus Pappe über irgendwelchem Isoliermaterial. Ihr rechtes Bein durchstieß die Schlafzimmerdecke. Amelia schrie vor Schmerz auf und konnte sich nicht mehr rühren.
    »Detective!«, rief jemand.
    Sachs hob Lampe und Waffe in die einzige Richtung, in die sie sehen konnte – direkt nach vorn. Der Killer war nicht da.
    Also musste er hinter ihr sein.
    In diesem Moment ging praktisch genau über ihrem Kopf das Licht an und machte sie zu einem erstklassigen Ziel.
    Sie versuchte verzweifelt, sich umzudrehen, rechnete jede Sekunde mit dem tödlichen Schuss, dem dumpfen Einschlag des Projektils in ihren Kopf, Hals oder

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