Gehetzte Uhrmacher
Rang eines Captains gestanden und bei ein paar Sonderaufträgen zusammengearbeitet. Er wusste daher, dass sie intelligent und ehrgeizig war – und notwendigerweise auch ein kleines bisschen härter und zielbewusster als ihre männlichen Kollegen. Sie plauderten einige Minuten über gemeinsame Bekannte und die gute alte Zeit. Dann erkundigte Flaherty sich nach dem Uhrmacher-Fall, und er gab ihr einen kurzen Überblick.
Schließlich nahm die Besucherin Sachs beiseite und fragte nach dem Stand der Ermittlungen; gemeint war natürlich der »andere Fall«. Rhyme bekam zwangsläufig mit, dass Sachs sagte, sie hätte noch keine schlüssigen Beweise gefunden. Aus der Asservatenkammer des Hundertachtzehnten Reviers seien keine größeren
Drogenmengen entwendet worden. Creeleys Partner und seine Angestellten hätten ausgesagt, der Geschäftsmann habe deprimiert gewirkt und in letzter Zeit häufig getrunken. Außerdem sei er mehrmals in Vegas und Atlantic City gewesen.
»Das könnte auf eine Verbindung zum organisierten Verbrechen hindeuten«, merkte Flaherty an.
»Das habe ich mir auch schon gedacht«, sagte Sachs. Dann fügte sie hinzu, dass es zwischen Creeley und seinen Kunden offenbar keine Probleme gegeben habe; sie und Pulaski würden von Jordan Kessler jedoch eine entsprechende Namenliste erhalten und selbst mit den Leuten reden.
Suzanne Creeley sei allerdings weiterhin überzeugt, ihr Mann habe weder etwas mit Drogen noch mit anderen illegalen Machenschaften zu tun gehabt, und sein Tod sei kein Selbstmord gewesen.
»Im Übrigen gibt es noch einen Todesfall«, sagte Sachs.
» Noch einen?«
»Ein Mann, der einige Male in der St. James Tavern gewesen ist und sich eventuell mit denselben Leuten getroffen hat wie Creeley.«
Noch ein Toter?, dachte Rhyme. Er musste zugeben, dass der »andere Fall« ein paar sehr interessante Aspekte aufzuweisen begann.
»Wer?«, fragte Flaherty.
»Ebenfalls ein Geschäftsmann. Frank Sarkowski, wohnhaft in Manhattan.«
Flaherty musterte das Labor, die Tabelle, die Ausrüstung. Sie runzelte die Stirn. »Gibt es einen Hinweis darauf, wer ihn getötet hat?«
»Ich glaube, es war während eines Raubüberfalls. Aber das weiß ich erst, wenn ich die Akte gelesen habe.«
Rhyme konnte Flaherty die Enttäuschung ansehen.
Auch Sachs war angespannt. Der Grund wurde ihm schnell klar. Als Flaherty sagte: »Ich werde die Abteilung für innere Angelegenheiten vorläufig nicht hinzuziehen«, atmete Sachs sichtlich durch. Man würde ihr den Fall nicht wegnehmen. Nun, Lincoln Rhyme freute sich für Sachs, obwohl es ihm lieber gewesen wäre, sie hätte den »anderen Fall« abgegeben, um sich ausschließlich »seinem Fall« zu widmen.
»Was ist mit diesem jungen Officer? Ron Pulaski?«, fragte Flaherty. »Macht er sich gut?«
»Er leistet gute Arbeit.«
»Ich werde Wallace Bericht erstatten, Detective.« Flaherty nickte Rhyme zu. »Lincoln, es war schön, Sie wiederzusehen. Passen Sie auf sich auf.«
»Bis bald, Inspector.«
Flaherty fand selbst hinaus. Sie schritt zur Tür wie ein General auf dem Exerzierplatz.
Amelia Sachs wollte Pulaski anrufen, um sich nach seinen Erkenntnissen über Sarkowski zu erkundigen, als neben ihr jemand flüsterte: »Die Großinquisitorin.«
Sachs sah Sellitto an, der ein Stück Zucker in seinen Kaffee warf. »Lassen Sie uns kurz in mein Büro gehen«, sagte er und wies auf den Flur von Rhymes Haus.
Die beiden Detectives gingen in den dämmrigen Korridor.
»Inquisitorin? Ist das Flahertys Spitzname?«, fragte Sachs.
»Ja. Nicht, dass sie keine gute Beamtin wäre.«
»Ich weiß. Ich hab mich über sie schlaugemacht.«
»Aha.« Der große Detective trank einen Schluck Kaffee und aß ein Stück Gebäck. »Hören Sie, ich bin bis über beide Ohren mit diesem verrückten Uhrmacher beschäftigt und weiß daher nicht das Geringste über die St.-James-Geschichte. Aber falls ein paar kriminelle Cops darin verwickelt sein könnten, wie kommt es, dass Sie und nicht das IAD den Fall leiten?«
»Flaherty wollte die Abteilung für innere Angelegenheiten vorerst nicht hinzuziehen. Wallace war einverstanden.«
»Wallace?«
»Robert Wallace. Der stellvertretende Bürgermeister.«
»Ja, ich kenne ihn. Ein Mann mit Rückgrat. Und es wäre richtig, das IAD einzuschalten. Warum wollte sie nicht?«
»Sie möchte, dass jemand unter ihrem Kommando für den Fall zuständig ist. Sie hat gesagt, es gebe zu viele Verbindungen zwischen dem Eins Eins Acht und dem Big
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