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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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singen«, erwiderte Rhyme belustigt. Seine Aufmerksamkeit war auf die schwarzen Teerpartikel gerichtet. »Ich wette, er hat ein weiteres Opfer von einem Ort aus beobachtet, der gerade ein neues Dach bekommt.«
    »Vielleicht wird auch sein eigenes Haus neu gedeckt«, warf Cooper ein.
    »Ich bezweifle, dass er bei diesem Wetter auf seinem eigenen Dach mit einem Cocktail in der Hand den Sonnenuntergang genießt«, sagte Rhyme. »Lasst uns davon ausgehen, dass es ein fremdes Haus war. Ich möchte wissen, wie viele Gebäude derzeit eine neue Bedachung erhalten.«
    »Das könnten Hunderte oder sogar Tausende sein«, gab Sellitto zu bedenken.
    »Aber nicht zu dieser Jahreszeit.«
    »Selbst wenn – wie, zum Teufel, sollen wir sie finden?«, fragte der zerknitterte Detective.
    »ASTER.«
    »Was ist das?«, fragte Dance.
    »Advanced Spaceborne Thermal Emission and Reflection Radiometer«, erklärte Rhyme beiläufig. »Es handelt sich um ein Instrument an Bord des Terra-Satelliten – ein Gemeinschaftsprojekt der NASA und der japanischen Regierung. Man kann damit vom Weltraum
aus Thermalbilder aufnehmen. Der Satellit umkreist die Erde alle... wie oft doch gleich, Mel?«
    »Ungefähr alle achtundneunzig Minuten. Aber es dauert sechzehn Tage, bis er einmal die komplette Erdoberfläche erfasst hat.«
    »Bring in Erfahrung, wann er das letzte Mal über New York gewesen ist. Ich möchte herausfinden, ob aus den Thermalaufnahmen Temperaturen von über hundert Grad ersichtlich sind – flüssiger Teer ist mindestens so heiß. Das dürfte unsere Auswahl erheblich eingrenzen.«
    »Die ganze Stadt?«, fragte Cooper.
    »Wie es aussieht, ist Manhattan sein Jagdrevier. Wir beschränken uns erst mal darauf.«
    Cooper führte ein längeres Telefonat.
    »Unsere Jungs sind an der Sache dran«, berichtete er dann. »Sie tun ihr Möglichstes.«
    Thom führte Dennis Baker herein. »Es ist uns nicht gelungen, rund um die Werkstatt der Floristin weitere Zeugen zu finden«, sagte der Lieutenant, zog seinen Mantel aus und nahm dankbar eine Tasse Kaffee entgegen. »Wir haben es eine Stunde lang versucht. Die Leute haben entweder nichts gesehen oder sind zu feige, sich zu äußern. Dieser Kerl hat allen mächtig Angst eingejagt.«
    »Wir brauchen mehr.« Rhyme betrachtete die Skizze, die Sachs vom Schauplatz des Geschehens angefertigt hatte. »Wo war der Explorer geparkt?«
    »Gegenüber der Werkstatt, auf der anderen Straßenseite«, erklärte Sachs.
    »Und du hast die Stelle untersucht.« Das war keine Frage. Rhyme wusste, dass auf Amelia Verlass war. »Standen andere Fahrzeuge davor oder dahinter?«
    »Nein.«
    »Okay, er läuft zu dem Wagen, sein Partner fährt bis zur nächsten Kreuzung und biegt ab, um möglichst schnell im Verkehr untertauchen zu können. Er darf nicht auffallen, also fährt er schön langsam und vorsichtig eine scharfe Kurve, um in seiner Spur zu bleiben.« Genau wie starke Beschleunigungen oder heftige Bremsmanöver führen oft auch scharfe, langsame Kurven dazu, dass sich wichtige Partikel aus dem Reifenprofil lösen. »Falls die Straße immer
noch abgesperrt ist, soll ein Team der Spurensicherung sich mal die entsprechende Kreuzung vornehmen. Es ist weit hergeholt, aber einen Versuch wert, würde ich sagen.« Er wandte sich an Baker. »Sie sind doch eben erst vom Tatort aufgebrochen, nicht wahr? Vor zehn, fünfzehn Minuten?«
    »So ungefähr«, entgegnete Baker, setzte sich und streckte die Beine aus, während er seinen Kaffee trank. Er sah erschöpft aus.
    »War die Straße noch abgeriegelt?«
    »Ich hab nicht darauf geachtet. Ich glaube, ja.«
    »Find es heraus«, sagte Rhyme zu Sellitto. »Falls ja, schick ein Team hin.«
    Aber der Anruf des Detectives erbrachte, dass die Straße wieder freigegeben worden war. Falls der Explorer des Täters tatsächlich Partikel hinterlassen hatte, waren sie durch die ein oder zwei nächsten Fahrzeuge, die um die besagte Ecke bogen, längst vernichtet worden.
    »Verdammt«, murmelte Rhyme, dessen Blick sich wieder auf die Wandtafel richtete. Es war lange her, dass ein Fall ihnen dermaßen große Schwierigkeiten bereitet hatte.
    Thom klopfte an den Türrahmen und führte eine weitere Person ins Zimmer, eine Frau mittleren Alters in einem teuren schwarzen Mantel. Sie kam Rhyme bekannt vor, aber er konnte sich nicht an ihren Namen erinnern.
    »Hallo, Lincoln.«
    Dann fiel es ihm wieder ein. »Inspector.«
    Marilyn Flaherty war älter als Rhyme, aber die beiden hatten zur gleichen Zeit im

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