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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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Beifahrerfenster. Ein Handschuh hatte Schmierspuren auf der Scheibe hinterlassen, als habe jemand mit einem schmalen Metallstreifen das Türschloss geöffnet. Und die Fensterdichtung stand an einer Stelle ein wenig vom Glas ab.
    Ein Einbruch während der Arbeit an einem Tatort. Das ist eine Premiere.
    Amelia überprüfte den Tascheninhalt Stück für Stück. Es fehlte nichts. Sowohl das Geld als auch die Kreditkarten waren noch da – wenngleich sie die Karten trotzdem sperren lassen musste, denn der Dieb konnte sich die Nummern notiert haben. Die Munition war vollzählig, das CS-Gas intakt. Sachs griff nach ihrer Waffe und sah sich um. Ganz in der Nähe standen ein paar Leute und beobachteten neugierig das große Polizeiaufgebot. Amelia stieg aus, ging hin und fragte, ob jemand den Einbruch gesehen habe. Ohne Erfolg.
    Zurück beim Chevy holte Sachs ihre Ausrüstung aus dem Kofferraum und nahm sich den Wagen genau wie jeden anderen Tatort vor – sie suchte nach Fingerabdrücken, Fußspuren und Partikeln. Aber sie fand nichts. Sie verstaute den Koffer und setzte sich wieder ans Steuer.

    Da sah sie in einem halben Block Entfernung einen großen schwarzen Wagen aus einer Gasse kommen. Sie dachte an den Mercedes, der ihr aufgefallen war, als sie Pulaski abgeholt hatte. Sie war sich nicht sicher, was die Marke dieses Fahrzeugs anging, und noch bevor sie wenden und die Verfolgung aufnehmen konnte, reihte der Wagen sich in den Verkehr ein und verschwand.
    Zufall oder nicht?, fragte sie sich. Der große Chevy-Motor blies heiße Luft in den Innenraum. Amelia gurtete sich an und legte den ersten Gang ein. Es ist ja nichts Schlimmes passiert, dachte sie und fuhr los.
    Aber als sie nach einem halben Block in den dritten Gang schaltete, schoss ihr schlagartig etwas durch den Kopf: Wonach hatte er eigentlich gesucht? Die Tatsache, dass ihr Geld und die Kreditkarten noch da waren, ließ darauf schließen, dass der Täter es auf etwas anderes abgesehen hatte.
    Und Amelia Sachs wusste, dass am gefährlichsten stets jene Leute sind, deren Motive man nicht kennt.

... Vierzehn

    Bei Rhyme übergab Sachs die Beweisstücke an Mel Cooper.
    Bevor sie sich Latexhandschuhe überstreifte, ging sie zu einer Dose, nahm ein paar Hundekuchen heraus und fütterte Jackson damit. Er schlang die Leckerbissen gierig herunter. »Haben Sie je in Erwägung gezogen, sich einen Helferhund zuzulegen?«, wandte Kathryn Dance sich an Rhyme.
    »Er ist ein Helferhund.«
    »Jackson?« Sachs runzelte die Stirn.
    »Ja. Er ist sehr hilfreich. Er lenkt die Leute ab, sodass ich mit ihnen keine unnötige Konversation betreiben muss.«
    Die Frauen lachten. »Ich habe einen Hund mit der entsprechenden Ausbildung gemeint.«
    Auch einer seiner Therapeuten hatte bereits diesen Vorschlag geäußert. Viele Rollstuhlfahrer hatten Helfertiere. In der Zeit nach dem Unfall, als dieses Thema zur Sprache gekommen war, hatte Rhyme sich gegen die Vorstellung gesträubt. Er kannte nicht mal den genauen Grund dafür, aber es musste wohl mit seinem generellen Widerwillen zu tun haben, von etwas oder jemandem abhängig zu sein. Inzwischen klang die Idee gar nicht mal so schlecht.
    Er legte die Stirn in Falten. »Kann man ihnen beibringen, Whiskey einzugießen?« Dann wanderte sein Blick von dem Hund zu Sachs. »Übrigens, es hat jemand für dich angerufen, während du unterwegs gewesen bist. Ein Mann namens Jordan Kessler.«
    »Wer?«
    »Er sagte, du würdest wissen, wer er ist.«
    »Oh, Moment – na klar, Creeleys Partner.«
    »Er wollte mit dir sprechen. Ich sagte, du seist nicht da, also hat er eine Nachricht hinterlassen. Er sagte, er habe mit den restlichen Firmenangestellten gesprochen und dass Creeley in letzter Zeit eindeutig deprimiert gewesen sei. Kessler stellt außerdem eine Kundenliste zusammen, aber das wird noch ein oder zwei Tage dauern.«

    »Zwei Tage?«
    »Das hat er gesagt.«
    Rhyme sah zu den Beweismitteln, die Sachs und Cooper auf dem Tisch ausbreiteten. Die St.-James-Geschichte trat für ihn in den Hintergrund – der »andere Fall«, wie er es nannte. Im Gegensatz zu »seinem Fall«, dem Uhrmacher. »Lasst uns loslegen«, verkündete er.
    Sachs fing an, die Kisten und die Tüte auszupacken.
    Die Uhr war das gleiche Modell wie die ersten beiden. Sie tickte und zeigte die korrekte Zeit an. Das Vollmondgesicht war ein winziges Stück weitergerückt.
    Cooper und Sachs nahmen die Uhr gemeinsam auseinander, fanden aber keinerlei brauchbare Partikel.
    In der

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