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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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Werkstatt waren weder Fußspuren noch Fingerabdrücke, Waffen oder sonst etwas zurückgeblieben. Rhyme fragte sich, ob der Killer den Blumendraht eventuell mit einem speziellen Werkzeug abgetrennt oder irgendeine Technik angewandt hatte, die Rückschlüsse auf eine frühere oder gegenwärtige Tätigkeit oder Ausbildung zulassen würde. Aber nein, er hatte Joannes eigene Schere benutzt. Allerdings war der Draht, genau wie zuvor das Isolierband, in exakt gleiche Stücke geschnitten worden. Jedes war einen Meter achtzig lang. Der Zweck blieb vorerst unklar. Der Draht hätte ebenso gut als Fessel wie als Mordwaffe dienen können.
    Als Joanne Harper zu ihrer Kaffeepause aufgebrochen war, hatte sie die Werkstatt hinter sich abgeschlossen, also musste der Täter die Tür mit einem Dietrich geöffnet haben. Rhyme war nicht überrascht; ein Mann, der sich mit Uhrwerken auskennt, würde mit Leichtigkeit lernen können, wie man Schlösser knackt.
    Die Anfrage bei der Zulassungsstelle erbrachte vierhundertdreiundzwanzig gelbbraune Explorer im New Yorker Stadtgebiet. Nur zwei der Eigentümer waren vorbestraft: Ein Mann Mitte sechzig hatte Dutzende von Strafzetteln nicht bezahlt, und ein jüngerer Mann war wegen des Handels mit Kokain aufgeflogen. Rhyme vermutete, es könne sich bei ihm um den Assistenten des Uhrmachers handeln, doch wie sich herausstellte, saß er immer noch im Gefängnis. Der Uhrmacher konnte durchaus einer der vielen restlichen Eigentümer sein, aber die Liste war zu lang, um sie Punkt für Punkt abzuarbeiten. Sellitto würde zumindest all jene überprüfen lassen,
deren Adressen in Lower Manhattan lagen. Die dringliche Fahndung nach dem Wagen hatte ebenfalls zu einigen Meldungen geführt, doch keine der Fahrerbeschreibungen passte auf den Uhrmacher oder seinen Partner.
    Sachs hatte in der Werkstatt Proben genommen und stellte nun fest, dass die Erde und das Fischeiweiß, in Form von Dünger, tatsächlich von dort stammten. Die Partikel fanden sich nicht nur in den Räumlichkeiten, sondern auch draußen, wo mehrere leere Düngersäcke beim Müll lagen.
    Rhyme schüttelte den Kopf.
    »Was ist los?«, fragte Sellitto.
    »Dieses Eiweiß ist ein Problem. Vor allem die Tatsache, dass es sich auf dem zweiten Opfer befunden hat. Adams.«
    »Weil?«
    »Es bedeutet, dass der Täter die Werkstatt schon vorher ausgekundschaftet hat – wahrscheinlich wegen der Gewohnheiten des Opfers und um nach einer Alarmanlage oder Überwachungskameras zu suchen. Aus diesen Vorbereitungen ergibt sich, dass er die Opfer aus einem bestimmten Grund ausgesucht hat. Aber wie, zum Teufel, könnte der lauten?«
    Der Mann mit der zerquetschten Kehle in der Gasse war anscheinend weder in kriminelle Machenschaften verstrickt gewesen noch hatte er Feinde gehabt. Das Gleiche galt für Joanne Harper. Und sie hatte noch nie von Adams gehört – es existierte zwischen ihnen keine Verbindung. Dennoch waren sie beide zu Zielpersonen des Uhrmachers geworden. Warum gerade sie?, grübelte Rhyme. Ein unbekanntes Opfer am Pier, ein junger Geschäftsmann, eine Floristin... und noch sieben weitere. Was haben diese Leute an sich, das in ihm Mordlust weckt? Welche Gemeinsamkeit gibt es?
    »Was habt ihr sonst noch gefunden?«
    »Schwarze Flocken«, sagte Cooper und hielt einen Plastikumschlag hoch. Die Krümel darin sahen wie getrocknete schwarze Tinte aus.
    »Die lagen dort, wo er sich die Drahtspule geholt hat, und auch in seinem vermutlichen Versteck. Darüber hinaus habe ich ein paar davon vor der Eingangstür gefunden, wo er über die Scherben zu dem Explorer gerannt ist«, sagte Sachs.

    »Nun, dann ab damit in den Gaschromatographen.«
    Cooper schaltete das Gerät ein und verdampfte eine Probe der Substanz. Nach wenigen Minuten erschien das Ergebnis des Massenspektrometers auf dem Bildschirm.
    »Also, was haben wir da, Mel?«
    Der Techniker schob seine Brille ein Stück höher die Nase hinauf und beugte sich vor. »Organisch... Sieht nach ungefähr dreiundsiebzig Prozent n-Alkanen aus, dazu polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und Schwefelverbindungen.«
    »Ah, Dachpappe«, sagte Rhyme sofort.
    Kathryn Dance lachte auf. »Das wissen Sie?«
    »Oh, Lincoln ist früher durch die ganze Stadt gelaufen und hat alle möglichen Proben für seine Spurendatenbanken gesammelt«, sagte Sellitto. »Es muss witzig gewesen sein, mit dir abends auszugehen, Linc. Hast du Reagenzgläser und kleine Plastiktüten dabeigehabt?«
    »Meine Exfrau könnte ein Lied davon

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