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Gehirnfluesterer

Gehirnfluesterer

Titel: Gehirnfluesterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Dutton
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Straßenseite. Doch nichts davon, geschweige denn die krampfhafte
     Vermeidung des Blickkontakts, wird eingesetzt, wenn es sich bei dem Typ mit dem Klemmbrett um eine attraktive Blondine handelt.
     In dem Fall stehen wir Männer meistens Schlange.
    Für einen Sozialpsychologen, der sich mit den Wechselfällen zwischenmenschlicher Anziehung beschäftigt, ist das keine Überraschung.
     Es ist bekannt, dass gut aussehende Menschen mehr Kontakte herstellen können als ihre weniger gut aussehenden Kollegen und
     Kolleginnen; ob bei Umfragen, Petitionen oder wohltätigen Sammlungen, stets sind attraktive Personen die erfolgreicheren.
     Selbst vor Gericht spielt das eine Rolle. Ein gut aussehender Angeklagter hat weniger zu befürchten als einer von durchschnittlichem
     Äußeren. Man wird Ersteren weniger leicht für schuldig halten, und ist er oder sie doch schuldig, fallen die Urteile gnädiger
     aus. Gutaussehende Leute sind
gut
. 2
    In vielen populären Zeitschriften für Psychologie werden Sie regelmäßig auf dieses Thema stoßen. Attraktive Menschen haben
     es bei diesem und jenem leichter als durchschnittlich aussehende Leute. Ja, ja, so ist das. Auch das wurde natürlich empirischuntersucht. Mark Snyder von der University of Minnesota legte in seiner Studie männlichen Versuchspersonen eine Mappe mit
     Informationen über eine weibliche Mitstudentin vor; die Dame war eingeweiht und aktiver Teil des Experiments. In der Mappe
     lag auch ein Foto, das die Studentin darstellen sollte und das der Experimentator bewusst als attraktiv beziehungsweise nicht
     attraktiv ausgewählt hatte. Die Versuchsteilnehmer sollten nun, unter dem Vorwand, über Seminarangelegenheiten sprechen zu
     wollen, ein zehnminütiges Telefongespräch mit der ihnen aus der Mappe bekannten Studentin führen. Am anderen Ende der Leitung
     saß aber jedes Mal dieselbe Frau. Beobachtet wurde die Interaktion der Teilnehmer. Würde die vermutete Attraktivität der Studentin
     am anderen Ende der Leitung das Telefonverhalten ihres Kommilitonen beeinflussen?
    Und ob. Wer glaubte, die Gesprächspartnerin sei eine attraktive Frau, begegnete ihr freundlicher und höflicher als der anderen,
     die für weniger attraktiv gehalten wurde. Vor dem Telefonat hatte man die Versuchspersonen nach ihrem ersten Eindruck von
     der Studentin gefragt, und auch die Erwartungen differierten mit dem Grad der Attraktivität. Die Versuchspersonen, denen man
     ein attraktives Foto vorgelegt hatte, rechneten mit einer mitteilsamen, ausgeglichenen, humorvollen und umgänglichen Person;
     die anderen, die ein unattraktives Foto gesehen hatten, teilten diese Erwartung nicht. Traurig, aber wahr.
    Und das Ganze funktionierte auch beim anderen Geschlecht. Susan Andersen von der New York University und Sandra Bem von der
     Cornell University veränderten das Rollenspiel-Szenario derart, dass die Teilnehmer diesmal weiblich waren und der angebliche,
     zu kontaktierende Kommilitone ein Mann. Das Ergebnis war das Gleiche.
    Gehirnverführer
    In einer Studie aus dem Jahr 2008, die sich mit Nackttänzerinnen, Strip-Clubs und sexuellen Pheromonen befasste, entdeckte
     der Evolutionspsychologe Geoffrey Miller einen weiteren Indikator für Anziehung, diesmal in der Unterhaltungsindustrie für
     Erwachsene. Im Verlauf von mehreren Monaten beobachteten Miller und sein Kollege nicht weniger als 5300   Sexdarstellerinnen, die sie in drei Gruppen einteilten: Frauen während des Eisprungs, Frauen während der Menstruation und
     Frauen in der Zeit dazwischen. Ihre Fragestellung war einfach: Welche der drei Gruppen würde das meiste Trinkgeld erhalten?
    Nach den Regeln der Evolutionsbiologie sollten es diejenigen sein, die gerade ihren Eisprung hatten; Frauen also, die empfängnisbereit
     waren. Und so kam es auch. Sie machten das meiste Trinkgeld. Die Besucher der entsprechenden Etablissements fanden sie anziehender
     und erregender und griffen, um das zu zeigen, tiefer in die Tasche. In Zahlen: Frauen während des Eisprungs kassierten durchschnittlich
     70   Dollar Trinkgeld; diejenigen während der Menstruation 35   Dollar, diejenigen in der dazwischen liegenden Zeit 50   Dollar.
    Millers Studie ist aus einer ganzen Reihe von Gründen interessant. Der wichtigste jedoch ist der folgende: In den meisten
     Fällen können wir nicht genau sagen, warum wir unser Gegenüber attraktiv finden, warum wir die uns vorgelegte Petition unterschrieben
     haben oder freundlich waren am Telefon. Es ist wie in

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