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Gehirnfluesterer

Gehirnfluesterer

Titel: Gehirnfluesterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Dutton
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der Musik. Natürlich können wir die Art von Musik nennen, die wir besonders
     mögen und bei näherer Befragung auf Dinge wie Rhythmus oder Harmonien verweisen. Offen bleibt aber: warum gerade dieser Rhythmus,
     warum gerade diese Harmonie?
    Tauschen wir die Rollen aus Millers Experiment und suchen wir nach Anzeichen für männliche Attraktivität. Betrachten wir die
     Fotos auf der folgenden Seite. Welches Gesicht ist hübscher, das linke oder das rechte?
    Welches der beiden Fotos gefällt Ihnen besser? Sie sind beide anziehend, ich weiß. Doch zwingen Sie sich zu einer Entscheidung.
    Im Allgemeinen entscheiden sich Frauen für das rechte Foto. Es sei denn, sie haben gerade den Eisprung. Dann entscheiden sie
     sich für das linke. So oder so können sie nicht erklären,
warum
. David Perett von der St Andrew’s University in Schottland weiß es. Er hat – sicher ein ziemlicher Schlag für Arnold Schwarzenegger
     und Konsorten – herausgefunden, dass Frauen normalerweise Männergesichter dann anziehender finden, wenn diese ihrem eigenen
     Gesicht ähnlicher sind, also ein wenig weiblich. In unserem Beispiel wurde das Gesicht rechts um dreißig Prozent weiblicher
     gemacht – um einen im Hinblick auf erhöhte Attraktivität optimalen Wert. Wenn Sie genauer hinsehen: Es wurde der Kieferknochen
     leicht gerundet, ebenso wurden Stirn und Augenpartie weicher gezeichnet. Aber während des Eisprungs kehrt sich dieser Effekt
     mysteriöserweise um. Auf Frauen nach dem Eisprung wirken besonders männliche Gesichter stärker. Damit assoziieren sie plötzlich
     mehr immunologische Kompetenz, erbliche Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten. Und dann werden Gesichter, die eine ausgeprägte
     Macho-Physiognomie haben, anderen vorgezogen, auf die das nicht zutrifft:
    Während des Eisprungs finden Frauen Bruce Willis (oben links) attraktiver als Leonardo DiCaprio (oben rechts). Und der besondere
     Reiz eines Gesichts, wie es der englische Schauspieler Robert Pattinson (unten) hat, liegt in der Verbindung von männlichen
     UND weiblichen Attributen (ein ausgeprägtes Kinn, volle Lippen, tiefliegende, dichte Augenbrauen).
    Andererseits gibt es Kennzeichen für Attraktivität, dem wir uns mehr oder weniger alle nicht entziehen können, einen ganz
     spezifischen Schlüsselreiz. Er räumt auf mit dem ganzen Kram von bewussten und unbewussten Prozessen und appelliert wie die
     gut aussehende Studentin in Mark Snyders Experiment unmittelbar an das Gute in uns. Dieser Marker ist das Kleinkindgesicht.
    Gott, wie süß
    In seinem berühmten Aufsatz von 1943, »Die angeborene Form möglicher Erfahrung«, legte der österreichische Verhaltensforscher
     Konrad Lorenz eine radikale Ansicht vor. Er ging davon aus, dass der Mensch die angeborene Neigung hat, kindliche Gesichtszügedenen von Erwachsenen vorzuziehen. Die Hauptursache dafür, so schloss er, beziehe sich auf das Fürsorgeverhalten. Die angeborene
     und unveränderliche Neigung zu Kindergesichtern, so Lorenz, sorge für fürsorgliches Verhalten und diene zum Schutz der besonders
     verletzlichen Mitglieder der Spezies. Um das zu illustrieren, zeigte er Umrisse menschlicher und tierischer Gesichter in der
     Kindheit und im Erwachsenenstadium. Bei allen gibt es das Baby- oder Kindchenschema, wie er es nannte. Generell rundliche
     Formen, eine überproportional große, vorgewölbte Stirn, große, runde Augen und Pausbacken.

    Spätere Untersuchungen zur Anziehungskraft von Gesichtern haben weitere Faktoren für dieses Kindchenschema definiert: ein
     schmales Kinn, eine kleine, kurze Nase und die relativ »tiefe« Lage von Augen, Nase und Mund. All das zusammen, so scheint
     es, finden wir »süß«. Und dieser Reiz ist so unwiderstehlich, dass er sich sogar auf unbelebte Objekte übertragen lässt.
     
    Betrachten Sie zum Beispiel die folgende Serie von Schädelformen:
    Veränderungen der Schädel-Gesichts-Form mit zunehmender Reife
    Die Form des Kopfes wurde schrittweise so verändert, dass die Abfolge simuliert, wie sich die Reifung auf die Schädelform
     auswirkt. Die meisten Menschen haben keine Schwierigkeiten, die Richtung des Reifungsprozesses, nämlich von links nach rechts,
     zu erkennen. Auch das ist nicht überraschend. Schließlich können wir ohne weiteres zwischen einer reifen und einer kindlichen
     Kopfform unterscheiden. Nicht nur das: Wir können sogarzwischen »kindlichen« und »erwachsenen« Autos unterscheiden. Welches dieser Autos ist »jünger«, welches

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