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Gehirnfluesterer

Gehirnfluesterer

Titel: Gehirnfluesterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Dutton
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fundamentalen Attributionsfehler zu machen. Wenn sich die Geschworenen unter dem Druck,
     sein Handeln zu beurteilen, nur mit dem Angeklagten beschäftigen, dann bleibt ihnen nur eine Schlussfolgerung. Sie werden
     davon ausgehen, dass der Angeklagte schuldig ist.
    Im Unterschied dazu wird sich die Verteidigung bemühen, die Aufmerksamkeit der Geschworenen einzig und allein auf das Verhalten
     des Opfers zu lenken. Sie sollen sich fragen:
Warum wurde sie vergewaltigt?
Die Verteidigung wird sich mit der Frage beschäftigen, wie sie angezogen war (vielleicht provokativ?), wie sie sich vor dem
     Übergriff verhielt (hat sie geflirtet?) und wie ihr bisheriges Sexualverhalten war (verhielt sie sich promiskuitiv?). Daraus
     ergibt sich in Verbindung mit einer nachdrücklichen Hervorhebung der möglichen erotischen Elemente einer Vergewaltigung eine
     ganz andere Geschichte – eine, die die genau umgekehrte Schlussfolgerung zulässt: Das Opfer hat den Täter provoziert.
    Und wenn Sie fragen, was denn das frühere sexuelle Verhalten des Opfers mit der Tat zu tun hat, werden Sie leider auf diese
     Antwort stoßen: Beides wird in der Regel miteinander verbunden. Studien, in denen Versuchspersonen die Rolle von Geschworenen
     zu spielen hatten, haben ergeben, dass die Schuld, die einem Vergewaltiger zugeschrieben wird, häufig ebenso sehr von bestimmten
     Eigenschaften des Opfers abhängig gemacht wird wie vom Akt der Vergewaltigung selbst. Zum Beispiel wirddie Schuld eines Vergewaltigers für geringer gehalten, wenn sein Opfer eine Strip-Tänzerin ist, und für größer, wenn er sich
     an einer Nonne vergreift. Einen ähnlichen Unterschied wird man machen, je nachdem, ob das Opfer eine geschiedene oder eine
     verheiratete Frau ist.
    Nicht anders verlief die Beurteilung des Falls John – sie war abhängig davon, ob er wegen der Drogen oder wegen des Geschenks
     zu schnell fuhr.
    Das musst du so sehen
    Es gibt einen Witz, der in verschiedenen Varianten schon lange kursiert: Aufgrund der zahlreichen Spekulationen über sein
     Ableben beschloss Osama bin Laden, dem amerikanischen Präsidenten einen handschriftlichen Brief zu schicken, um zu beweisen,
     dass es ihn sehr wohl noch gab. Als der Präsident den Brief öffnete, sah er folgendes Kryptogramm:
     
    370HSSV-0773H
     
    Selbst nach stundenlangem Brüten kam er nicht drauf, was das bedeutete. Also schickte er die Nachricht ans Außenministerium.
     Die kamen auch nicht drauf. Also schickten sie es an die CIA.   Wieder umsonst. Die Botschaft landete bei der Nationalen Sicherheitsbehörde, beim MIT, bei der NASA und schließlich beim Secret
     Service. Niemand konnte sie entziffern. Der Secret Service schickte sie in seiner Verzweiflung an den englischen Geheimdienst
     MI6 in London. »Diese Nachricht«, sagten die Amerikaner, »konnten die schlauesten Köpfe Amerikas nicht entziffern. Ihr seid
     unsere letzte Rettung.« Fünf Minuten später kam die Antwort: »Sagt dem Präsidenten, er soll den Zettel einfach umdrehen.«
    Psychologische Täuschungsmanöver wie etwa vor Gericht sind den Studenten der Kommunikationswissenschaften gut bekannt. Es
     gibt sogar einen Namen dafür –
Framing
(Einrahmen)–, und sie sind keineswegs auf das Gericht beschränkt. Wahrscheinlich sind Mansfield und Genossen die Besten in diesem Geschäft,
     aber es gibt auch andere da draußen, die es genauso draufhaben. Werbung, Politik, Handel sind nur ein paar Beispiele für Berufe,
     in denen diese einfache Kunst der Suggestion ebenfalls ausgeübt wird.
    Der Psychologe George Bizer vom Union College in Schenectady, New York, hat die Rolle des Framing in der Politik untersucht,
     speziell in Wahlkampagnen. Bizer bat eine Gruppe von Studenten, die Wahlmanifeste von zwei fiktiven Kandidaten zu lesen, von
     Rick, dem Konservativen, und von Chris, dem Liberalen. Dann teilte er die Gruppe. Die eine Hälfte sollte sich zwischen den
     Aussagen »Ich bin für Rick« oder »Ich bin gegen Rick« entscheiden; die andere sollte das Gleiche in Bezug auf Chris tun. Die
     Gruppen sollten ihre Präferenz für beide Kandidaten nach einer Skala bestimmen, die von »Ich bin entschieden für ihn« bis
     »Ich bin entschieden gegen ihn« reichte.
    Und dann kam das Entscheidende. Nachdem beide Gruppen den Grad ihrer Unterstützung für Rick und Chris bestimmt hatten, wurden
     sie gebeten, ein zweites Manifest zu lesen, in dem
gegen
die Politik des von ihnen bevorzugten Kandidaten argumentiert wurde. Anschließend wurde der

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