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Gehirntraining - Ueber Die Benutzung Des Kopfes.

Titel: Gehirntraining - Ueber Die Benutzung Des Kopfes. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schirrmacher
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Auffinden einer Lösung ein Signal an die Belohnungssysteme geschickt, die das Heureka-Gefühl erzeugen. Mein Verdacht ist, dass der zentralnervöse Zustand, den Meditierende herbeiführen, dem Zustand des Habens einer Lösung entspricht. Und das tut gut. Gleichzeitig werden die Inhalte, die im Bewusstsein aufscheinen, als passend empfunden. Es fügt sich alles zu allem, es herrscht Harmonie. Vielleicht gelingt es in der Meditation, die Belohnungszentren auf diese Weise zu aktivieren und das Gefühl von Stimmigkeit zu bekommen.
    Im Grunde ist jeder erwachsene Mensch imstande, dieses Bewusstseinstraining anzuwenden. So wie man motorische Fertigkeiten lernen kann, lassen sich auch interne Zustände willentlich herbeiführen und durch Training stabilisieren. Aber es bedarf der Anleitung und erheblicher Selbstkontrolle und Disziplin, denn man muss versuchen, mit willentlicher Kontrolle hirninterne Prozesse in den Fokus der Aufmerksamkeit zu nehmen. Kinder sind hierzu noch nicht in der Lage.
    Meditierende wollen in dieser willentlichen Weltabgewandtheit ihr Inneres erforschen und zudem einen besseren Menschen aus sich machen. Wir richten unsere Aufmerksamkeit meistens nach außen, um Erkenntnisse zu gewinnen. Wir versuchen, die Welt analytisch zu durchdringen. Das unterscheidet uns.

    Das mentale Training beeinflusst aber nicht nur die Hirnaktivitäten während der Übung, sie verändert bestimmte Hirnfunktionen dauerhaft. Menschen mit Meditationserfahrung weisen eine verkürzte Aufmerksamkeitslücke auf. Sie können ihre Aufmerksamkeit in viel kürzeren Abständen auf schnell aufeinanderfolgende Reize konzentrieren. Wenn wir älter werden, wird dieser »attentional blink« immer länger. Wir brauchen immer mehr Zeit, um die Aufmerksamkeit auf den je nächsten Reiz zu lenken. Meditierende können dieser altersabhängigen Zunahme entgegenwirken. Ein siebzigjähriger Meditierender kann einen ebenso kurzen »attentional blink« haben wie ein dreißigjähriger Mensch. Auch wurde eine Zunahme der grauen Substanz in Bereichen gefunden, die sich mit der Steuerung der Aufmerksamkeit befassen (siehe Seite 47 ff.). Wenn man trainiert, verändert man Verschaltungen im Gehirn.
    Ein anderer Effekt ist die Fähigkeit, Emotionen sauberer zu differenzieren. Wenn andere uns mit Gesichtsausdrücken täuschen wollen und etwa versuchen, freundlich auszusehen, aber eigentlich ärgerlich sind, dann schleichen sich Mikroexpressionen ein. Für kurze Momente drückt die Mimik den Ärger aus. Das führt bei uns unbewusst zu dem Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Menschen mit großer Meditationserfahrung können offenbar die extrem kurzen Expressionen weit besser wahrnehmen. Sie sind weniger täuschbar. Es ist noch unklar, ob sie die Mikroexpressionen besser wahrnehmen, weil sie einen reduzierten »attentional blink« haben, oder weil sie die Kontrolle von Emotionen besonders trainiert haben.

    Die beiden Kulturen, die östliche und die westliche, haben sich komplementär entwickelt. Wir kümmern uns in unserer Extroversion vielleicht zu wenig um unser Innenleben. Doch bleibt die Frage, ob sich Konflikte allein dadurch bewältigen lassen, dass man sie kommen und gehen lässt und die Plattform seines Bewusstseins von negativen Affekten zu befreien sucht, das Gehirn in einen Zustand versetzt, der einer Lösung gleichkommt. Unbestritten ist es erstrebenswert, sein Inneres kennenzulernen, eine bessere Kontrolle über seine Affekte zu erlangen, gute Gefühle zu trainieren und sie zu kultivieren, wie Empathie. Wertvoll ist auch die Erfahrung, dass sich solche Fähigkeiten üben lassen. Und nicht zuletzt sind meditative Praktiken ein äußerst wirksames Antidot gegen Fremdbestimmung, Extroversion und Hektik.

    Verschachtelt wie das Nervennetz in unserem Gehirn: Wie viele einzelne Dreiecke sind in dieser Figur versteckt? Kleiner Tipp: Hören Sie nicht bei zwanzig auf zu zählen. Es sind auch definitiv mehr als dreißig Dreiecke.
    Vorlage: Bundesverband Gedächtnistraining e.V.

Auch Blinde träumen in schönen Bildern
    Mit einem Schlag kann unser Gehirn gezwungen sein, sich
neu zu verschalten. Das schafft es oft ohne Weiteres. Bilder
werden anders konstruiert und der Verlust der Sprache kompensiert.
Doch wir müssen auch stets mit Überraschungen
rechnen.
     
Von Ernst Pöppel
     
     
     
     
    E ine blinde Dame, der vor Jahren beide Augen entfernt werden mussten, bestätigte auf meine Frage, dass sie noch in Bildern träume. Doch was träume sie? Oft das,

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