Gehirntraining - Ueber Die Benutzung Des Kopfes.
den geistigen Verzögerungen führt. Trotzdem, ich freue mich jedes Mal, wenn ich ein neues Gen entdecke. Kürzlich haben wir sechs Kandidatengene für Intelligenz beschrieben. Die Gene sind einfach ein wichtiger Teil. Es ist doch kein Zufall, dass die Menschen weltweit mit fünf, sechs Jahren erstmals zur Schule gehen. Es gibt da offensichtlich eine Veränderung auf der molekularen Ebene im Gehirn. Was mich interessiert, ist die Frage: Was ist das Besondere an diesen Veränderungen, und wie unterscheiden sich die Individuen? Und natürlich, welchen Anteil die Umwelt daran hat. Klar ist aber auch, dass uns die Umwelt oft nicht übergestülpt wird. Wir suchen aktiv unsere Reize und Kontakte, wir schaffen unsere Umwelt. Wenn wir erst mal einige Gene haben, können wir die Frage, wie Gene und Umwelt zusammenwirken, viel präziser als bisher untersuchen.
Abb 5
Wortfindung und assoziatives Denken: In den Kästen sind Wörter eingetragen, die schlangenförmig zu lesen sind. Wo die Schlange ihren Kopf hat, müssen Sie selbst herausfinden. Das Beispiel (links oben) ergibt den Begriff »Übergang«. Die Auflösung des Worträtsels finden Sie im Anhang.
Vorlage: Bundesverband Gedächtnistraining e.V.
Reißt eure Zeitfenster zum Lernen auf!
Die Rede vom »hirngerechten Lernen« gehört zu den Neuro-
Mythen, die nicht vergehen wollen. Sie ist ein Beispiel dafür,
wie oft schon der bloße Hinweis auf die Hirnforschung ge-
nügt, um die Illusion von harten Fakten zu erzeugen.
Von Nicole Becker
S ie ist mittlerweile in aller Munde, die Rede vom »hirngerechten Lernen«. Lehrer erhoffen sich von der Hirnforschung neue Impulse für ihre Unterrichtsgestaltung, und Eltern informieren sich sorgenvoll über »sensible Phasen« der Hirnentwicklung, damit sie nicht versäumen, ihren Kindern zur rechten Zeit bestimmte Lernerfahrungen zu offerieren. Selbst »pädagogisch unbelastete« Zeitgenossen werden zuweilen damit konfrontiert, dass sie angeblich mehr aus ihrem Hirn machen könnten, wenn sie beim Lernen dessen Funktionsweise berücksichtigten und somit seine »wahren Kapazitäten« nutzten.
Eine wahre Flut von Ratgebern zum hirngerechten Lernen bietet unter dem Deckmäntelchen der (Neuro-)Wissenschaftlichkeit Übungen und Ratschläge, die angeblich nicht nur eine optimierte Hirnentwicklung ermöglichen, sondern auch bei Problemen wie Lese-Rechtschreib-Schwäche oder Aufmerksamkeitsstörungen therapeutisch wirksam sein sollen. Die angebotenen Empfehlungen gehören, ebenso wie die dazugehörigen Erklärungen, ins Reich der Neuromythen, das bereits geraume Zeit existiert, jedoch durch die öffentliche Dauerpräsenz der Hirnforschung an neuem Glanz gewonnen hat.
Einige Hirnforscher unterstützen diesen Trend indirekt, indem sie ihren Forschungsergebnissen eine bildungstheoretische und -politische Dimension verleihen, die einer kritischen Betrachtung nicht standhalten kann. So füllt etwa der Ulmer Psychiater Manfred Spitzer mit seinen Vorträgen über angeblich neurowissenschaftliche Einsichten zum Lernen und Lehren landauf, landab Stadthallen und reproduziert dabei doch bestenfalls intuitiv Plausibles: Lernen gelingt am besten bei guter Laune; Lehrer sollten sich für ihr Fach begeistern und so weiter. Ebenfalls sehr eindrücklich: der Göttinger Neurobiologe Gerald Hüther, der mit Verweis auf Deprivations- und Bindungsstudien über frontalhirngerechte Erziehung nachdenkt und den Mangel an guten Vorbildern im Allgemeinen und die wachsende Zahl »selbstbezogener Eltern« im Besonderen für allerlei psychische und soziale Probleme verantwortlich macht.
Kein Wunder also, wenn sich Ratgeberautoren durch den Verweis auf Hirnforschung auf der sicheren Seite fühlen;
denn der erweckt die Vorstellung von harten Fakten. Die meisten ihrer Empfehlungen dürften den Lesern - sieht man von möglichen Placeboeffekten ab - indes nicht weiterhelfen, denn das Konzept des hirngerechten Lernens ist theoretisch wie praktisch eine Fehlkonstruktion.
Grundsätzlich kann man sich die Frage stellen, ob der Terminus als solcher überhaupt Sinn ergibt: Das Gehirn kann als selbstreferenzielles System zwar »über sich« nachdenken, doch über sein Funktionieren kann es nicht selbst bestimmen. Dementsprechend hat es auch keinen Zugriff darauf, wie es Informationen verarbeitet beziehungsweise diese für sich aufbereiten müsste, um sie besser verarbeiten zu können. Es ist erstaunlich, dass einerseits so intensiv über die vorgeblich
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