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Gehirntraining - Ueber Die Benutzung Des Kopfes.

Titel: Gehirntraining - Ueber Die Benutzung Des Kopfes. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schirrmacher
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Defiziten verbundene Leiden, ebenso wie die Intelligenz von vielen Genen beeinflusst werden. Beeinflusst, nicht gesteuert. Die Evidenz für einen wirklich starken genetischen Einfluss ist eindeutig. Trotzdem gibt es keinen einzigen Beweis, dass es einzelne dominante Intelligenz-Gene gibt. Wahrscheinlich sind es Hunderte Gene, die auf die Intelligenz einwirken. Das heißt natürlich auch, dass es sehr schwer ist, diese Gene zu identifizieren.
     
    Reden wir über Ergebnisse. Sie sprechen von Erblichkeit, eine nicht unumstrittene Zahl, weil sie für viele Menschen quasi die Quote angibt, mit der die Gene unsere Entwicklungschancen
und damit auch unsere intellektuellen Freiheiten einschränken. Lange kursierten Werte zwischen 30 und 80 Prozent Erblichkeit. Gilt das noch?
     
    Vermutlich sind etwa 50 Prozent der intellektuellen Unterschiede zwischen den Menschen auf die Gene zurückzuführen. Das heißt allerdings auch, dass 50 Prozent nicht erblich sind. Neu ist für uns, dass der genetische Faktor im Laufe des Lebens sich verändert und im Alter eine zunehmend größere Rolle spielt. Das ist zugegebenermaßen ein ungewohnter Gedanke. Vom Gefühl her würde man sagen, dass die Gene am Anfang eine größere Bedeutung haben und durch die immer neuen Erfahrungen im Leben die Bedeutung der Umwelteinflüsse, Unfälle, Krankheiten und so weiter zunimmt. Offensichtlich ist es aber genau andersherum. Der Einfluss der Gene beginnt bei den Babys bei etwa 20 Prozent, nimmt auf 40 Prozent bei jungen Erwachsenen zu und liegt bei mittleren und älteren Erwachsenen bei 60 Prozent. Wenn wir Demenzen und Alzheimer ausschließen, kann der genetische Faktor später im Leben sogar bei 80 Prozent liegen. Das ist ein statistischer Wert, wohlgemerkt, das kann bei einzelnen Menschen abweichen.
     
    Also eine Art späte Rückkehr zu den genetischen Wurzeln oder eine Selbstbeschränkung des Geistes. Hat das biologische Ursachen?
     
    Wir kennen die Gründe nicht. Es bedeutet aber, dass, wenn wir alle für die Intelligenz relevanten Gene finden würden, diese in der Kindheit nicht viel bedeuten; bei Erwachsenen
lassen sich dagegen allein aufgrund der Genvariationen genauer die Intelligenzleistungen vorhersagen. Unser Gehirn bringt von Geburt an etwas mit, was ich als wahrscheinliche Neigungen bezeichnen würde. Sie können uns in die eine oder andere Richtung stoßen. Das hängt von vielen äußeren Einflüssen ab. Diese kleinen Unterschiede wachsen im Laufe des Lebens dann immer mehr an, die Richtung wird immer klarer.
     
    Also doch eine Art Programmierung? Wie viel Spielraum lässt die dann für intellektuelle Abenteuer, für die Entfaltung neuer Fähigkeiten?
     
    Intelligenz ist nicht im Erbmaterial, in der DNA, kodiert. Was kodiert ist, ist die Motivation. Wir sprechen eher vom Appetit als von den Eignungen, die in die Wiege gelegt werden. Man kann das schön bei extrem mathematisch begabten Kindern sehen. Sie denken in der Sprache der Mathematik, es macht ihnen einfach Spaß. Sie erzählen sich Mathematikwitze, beschäftigen sich mit anderen mathematisch interessierten Kindern. Sind das die Gene oder die Umwelt? Ich würde sagen, der genetische Einfluss ist stark. Was die Kinder aber zu dem macht, was sie sind, ist nicht in ihren Genen fixiert, sondern ist die Weise, wie ihre Gene mit der Umwelt interagieren. Diese Interaktion sorgt dafür, dass sie sich immer mehr mit Mathematik beschäftigen. Sie haben einfach Appetit darauf.
     
    Medizinisch würde man das wohl Prädisposition nennen, eine Veranlagung, oder?

    Selbst das scheint mir noch viel zu stark. Die Neigungen sind nicht als genetischer Algorithmus irgendwie im Gehirn determiniert. Sie sind sogar einfach zu unterbrechen. Monogenetische Krankheiten, Chorea Huntington beispielsweise, sind im Gehirn fest verdrahtet, nicht aber solche Neigungen.
     
    Das heißt, wir können uns stärker der Frage widmen, womit und wie intensiv wir unser Gehirn beschäftigen?
     
    Klar ist, dass das Genom für sich genommen gar nichts tut. Es muss in eine, wie wir sagen, evolutionär passende Umwelt kommen. Wir können das Kind der klügsten Leute in einer dunklen Kammer aufwachsen lassen, und natürlich wird die kognitive Entwicklung darunter leiden. Wir können die Unterschiede in der Intelligenz messen und auf genetische Ursachen zurückführen. Aber das sagt nichts darüber aus, was sein könnte - was jemand aus seinem Potenzial macht. Wenn ein Kind die Gene für große Körpergröße hat, heißt

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