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Gehirntraining - Ueber Die Benutzung Des Kopfes.

Titel: Gehirntraining - Ueber Die Benutzung Des Kopfes. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schirrmacher
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das nicht, dass es groß werden muss. Krankheiten und schlechte Ernährung können das verhindern.
     
    Die Gene stehen dem Erfolg eines Gehirntrainings also nicht im Wege?
     
    Im Gegenteil, wir müssen am besten stets etwas außerhalb unserer normalen Umwelt probieren. Dinge sehen und erleben, denen wir vorher nicht begegnet sind. Wir müssen die Umstände ändern.

    Wenn alle das täten, würde sich dann evolutionär gesehen die kollektive Intelligenz nicht zwangsläufig verbessern?
     
    Wir haben schon erlebt, dass die gemessene Intelligenz in IQ-Tests über viele Generationen zugenommen hat, jedenfalls bis in die Neunzigerjahre hinein. Um drei IQ-Punkte pro Jahrzehnt, was offenbar vor allem auf den Anstieg bei den Getesteten mit einem IQ-Wert von weniger als hundert zurückzuführen war. Aber ob dieser Effekt das Ergebnis einer sich verändernden, komplexeren Umwelt ist, wissen wir nicht. Viele glauben, dass es mit der besseren Ernährung zu tun hat, andere, mit der frühkindlichen Pflege, mit besserer Bildung und mit dem Umgang mit Medien. Wir sind allerdings ziemlich sicher, dass dieser Anstieg mittlerweile zum Stillstand gekommen ist.
     
    Das ist die Statistik, aber wie sieht es mit dem Nutzen für diejenigen aus, die sich auf Gehirnjogging einlassen und das Ganze forcieren wollen?
     
    Natürlich profitieren sie, genauso gut aber kann man immer fragen, wozu es gut sein sollte, solche Fähigkeiten zu trainieren. Es wäre auf jeden Fall falsch zu behaupten, wir können die Gene ausschalten, indem wir nur genügend ungewöhnliche Übungen praktizieren. Ein Beispiel: Unser Gewicht ist zu etwa 70 Prozent vererbt. »Wie kann das sein?«, fragen die Leute, denn wenn ich eine Diät mache, verliere ich Gewicht. Das ist richtig, und das zeigt wieder, was möglich ist. Trotzdem ist das Gewicht vererbbar. Die
meisten Unterschiede im Gewicht zwischen den Menschen sind auf die Gene zurückzuführen, nicht auf die Ernährung.
     
    Wenn jemand mit dreißig anfängt, intensiv Gedächtnis und Gehirn zu trainieren, was passiert dann in den folgenden Jahren im Gehirn?
     
    Die individuellen Unterschiede werden nicht verschwinden. Musik ist ein gutes Beispiel. Wenn Sie hundert Kinder trainieren, dann sind darunter vielleicht zwei Kinder, die mit dem gleichen Pensum Stars werden, für andere Kinder ist das eine enorme Anstrengung. Diese Kinder wollen nicht üben, sie hassen es vielleicht sogar, weil sie es weniger können. In der realen Welt neigen wir immer wieder dazu, das zu tun, worin wir gut sind. Die Tatsache, dass Hirntraining prinzipiell eine Wirkung haben kann, bedeutet nicht, dass es auch das gewünschte Ergebnis hat. Viele Hirntrainer behaupten, wenn man früh im Leben zehntausend Stunden Trainingszeit in etwas investiert, nehmen wir Schach oder Musik, dann genügt das, ungemein gut darin zu werden. Wir sollten aber bedenken, dass es für die meisten Kinder nur diese einen zehntausend Stunden im Leben gibt.
     
    Finden Sie die intellektuellen Unterschiede auch in den Hirnbildern wieder?
     
    Da sind wir bei dem Problem der modernen Hirnforschung. Sie neigt immer noch oft dazu, modular zu denken. Die
meisten Gene hingegen sind nicht in einer einzelnen Region, sondern in allen Arealen des Gehirns aktiviert. Die Gene für das Gedächtnis sind auch die Gene für die Wortkompetenz oder das räumliche Vorstellungsvermögen. Wir glauben, dass Intelligenz genau wie die Genexpression mehr oder weniger stark über das gesamte Gehirn verteilt ist. Es gibt kein Intelligenzzentrum.
     
    Wie weit sind Sie denn nun bei der Identifizierung der beteiligten Gene im Gehirn gekommen?
     
    Wir sind inzwischen dabei, mit Genchips und biochemischen Tests bei einerseits extrem Klugen und bei andererseits geistig Behinderten herauszufinden, welche Gene im Hirn wann aktiviert werden.
     
    Wie kommen Sie an diese Information? Sie können schlecht den Menschen Hirnmaterial entnehmen.
     
    Wir nutzen indirekte Signale, Substanzen, die als Spuren der Genaktivität im Blut messbar sind. Die Menschen lesen einen Text, und wir vergleichen die Genexpression vor und nach dem Lesen.
     
    Glauben Sie, dass man so an die jeweils kleine Wirkung der vielen Einzelgene herankommt?
     
    Wir wissen es noch nicht. Was mich wirklich nachdenklich stimmt, ist die Erfahrung mit Ein-Gen-Defekten, Phenylketonurie zum Beispiel. Wir wussten schnell, was das entscheidende
Gen tut, wir haben Mausmodelle. Aber wir wissen bis heute nicht, wie es das Gehirn verändert und zu

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