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Gehirntraining - Ueber Die Benutzung Des Kopfes.

Titel: Gehirntraining - Ueber Die Benutzung Des Kopfes. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schirrmacher
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Erinnerungen den Erhalt der Identität zu versuchen, wozu technische Maßnahmen durchaus hilfreich sind. Wir sind, wer wir sind, weil wir unser eigener Doppelgänger sein können. Neuronales Gedächtnistraining allein ist also für eine Therapie nicht hinreichend.
    Aus Beobachtungen an Patienten können wir erkennen, dass es häufig nicht das Auffällige ist, das man gezielt einem neuronalen Training unterziehen muss. Hierzu ein weiteres Beispiel: Störungen der linken Gehirnhälfte können zum Verlust der Sprachkompetenz führen, sodass ein Patient nicht mehr in der Lage ist, gesprochene Sprache anstrengungslos zu verstehen. Ist es in einem solchen Fall sinnvoll, nur eine Sprachtherapie vorzunehmen? Es gibt einen weiteren Gesichtspunkt: Sprache ist ein Prozess in der Zeit, und eine Hirnschädigung führt immer auch dazu, dass die neuronale Informationsverarbeitung verlangsamt ist. Damit liegt die Hypothese nahe, dass es auch deshalb zu Schwierigkeiten mit der Sprache kommt, weil das Gehirn zu langsam geworden ist; was man hört, ist für das verlangsamte Gehirn plötzlich zu schnell. Also
sollte man genauso die Informationsverarbeitung im Gehirn beschleunigen, was mancherorts schon geschieht, um das Verstehen von Sprache zu verbessern.
    Es ist also nicht immer das Offenkundige oder die einzelne Funktion, die als Ziel einer neuronalen Therapie ins Auge gefasst werden sollten. Die besondere Bedeutung der neuronalen Plastizität und daraus erwachsender Möglichkeiten wird dann besonders deutlich, wenn es keine bewusste Repräsentation noch vorhandener Leistungen gibt, wenn also das Gehirn geschädigt ist und man es damit also mit implizitem Wissen zu tun hat. Vor einiger Zeit habe ich mit Kollegen ein Phänomen entdeckt, das als »Blindsehen« bekannt geworden ist. Patienten mit einem Ausfall ihres visuellen Gehirns sind in umschriebenen Bereichen des Gesichtsfeldes absolut blind; dies war zumindest die gängige Meinung. Wir konnten aber nachweisen, dass sie dennoch visuelle Informationen verarbeiten, ohne dass ihnen dies bewusst wird. Das Gehirn weiß mehr, als dem Bewusstsein zur Verfügung steht. Die Patienten sehen und wissen es nicht. Es geht also auch darum, das Unbekannte in unserem Gehirn zu erkunden und über das Unerwartete nicht nur für den einzelnen Patienten zu nutzen, sondern dadurch neue Einblicke in die Funktionsweise unseres Gehirns zu gewinnen.

    Eine Übung zur Verbesserung der Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit. Lassen Sie sich von Symbolen nicht ablenken und suchen Sie mit den Augen die Buchstaben des Alphabets in der richtigen Reihenfolge. Als Variante bietet sich an, die Buchstaben des Alphabets möglichst schnell von Z bis A zu verknüpfen.
    Vorlage: Bundesverband Gedächtnistraining e.V.

Es gibt kein Zentrum für unsere Intelligenz
    Können die Gene verhindern, dass intensives Hirntraining
wirkt? Nein, sagt ausgerechnet der amerikanische Verhaltensgenetiker
Robert Plomin. Er war einer der Ersten, die
den Gencode des Intellekts zu knacken versprachen.
     
Ein Gespräch mit Robert Plomin
von Joachim Müller-Jung
     
     
     
     
    S eit Jahrzehnten suchen Sie im Erbgut des Menschen nach den Quellen menschlicher Intelligenz. Das Humangenom ist längst entschlüsselt. Haben Sie die Gene für Intelligenz und Lernfähigkeit inzwischen gefunden?
     
    Wir sprechen hier über ein extrem komplexes Merkmal. Bleiben wir einen Moment noch bei den einfacheren Fragen. Wir kennen mindestens 282 monogenetische Krankheiten, die zu Entwicklungsstörungen, oft auch nur leichten Verzögerungen der geistigen Entwicklung führen. Ein
einzelner Gendefekt ist da der Auslöser. Die Störungen sind meistens auch mit einer eingeschränkten Intelligenz verbunden. Was die Gendefekte in diesen Fällen anrichten, ist, dass sie das Gehirn ein klein wenig ineffizienter machen, als es sein könnte. Solche monogenetischen Krankheiten sind einfach zu verstehen, wir wissen, dass sie vererbt sind. Quantitative Genetik, die sich mit komplexen Merkmalen beschäftigt, muss jedoch viele Gene gleichzeitig berücksichtigen. Sie geht eigentlich zurück in das frühe neunzehnte Jahrhundert, als die Menschen bei Tieren bestimmte Merkmale herauszüchteten. Die Leute wussten, dass die Milchleistung vererbt wird, aber sie hatten natürlich keine Ahnung von den Genen.
     
    Was die Hirnprozesse angeht, wissen wir heute mehr?
     
    Wir wissen jedenfalls, dass die meisten weitverbreiteten Krankheiten, und dazu gehören auch viele mit geistigen

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