Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut
es muß doch irgendeine Möglichkeit geben!« schrie Youngblood hysterisch.
Chavasse drängte sich an ihm vorbei, zog sich zu dem Fenster hoch und schaute auf den Hof hinaus. Plötzlich tauchte zwi schen den Bäumen Gledik auf und rannte aufs Haus zu.
Chavasse ließ sich auf den Boden fallen und sagte leise lä
chelnd: »Jetzt wird’s gleich einen Riesenkrach geben.«
Sie brauchten nur drei oder vier Minuten zu warten. Dann näherten sich draußen auf dem Gang rasche Schritte, die Tür wurde aufgerissen und Vaughan stand vor ihnen. Er hatte die Maschinenpistole mit einem Achtunddreißiger vertauscht, den er in der rechten Hand hielt. Merkwürdigerweise lächelte er amüsiert.
»Graf Stavru würde Sie gern sprechen, falls Sie eine Minute Zeit haben«, sagte er zu Chavasse. »Aber sehen Sie sich vor – er ist sehr wütend.«
Chavasse blickte auf seine Uhr. Es war kurz vor neun. Er zuckte die Achseln. »Ich stehe ganz zu seiner Verfügung. Im Moment hab ich nichts Besseres vor.« Er wandte sich zu Youngblood um. »Wenn ich in einer Viertelstunde nicht zurück bin, mach die Hunde los.«
Youngblood antwortete nicht. Chavasse seufzte und trat auf den Gang hinaus.
Stavru stand vor dem Kamin und sprach mit Gledik auf unga risch. Als Chavasse und Vaughan eintraten, drehte er sich rasch um. Er schien völlig verändert; die Haut über seinen Backen knochen war straff gespannt, seine Augen funkelten kalt und hart.
»Gledik sagt, der Motor des Hubschraubers ist demoliert. Ich nehme an, das waren Sie.«
»Natürlich.«
»Das war sehr dumm von Ihnen.«
»Meinen Sie?« Chavasse ging zur Hausbar und schenkte sich ein Glas Brandy ein. »Sie sitzen hier fest, Stavru. Sie sind erledigt. Bevor wir letzte Nacht in Upton Magna losgefahren sind, habe ich meine Zentrale in London angerufen. Ich habe denen von Longue Pierre erzählt, und man hat schnell nachge sehen und festgestellt, daß die Insel Ihnen gehört. Sie wissen also Bescheid. Übrigens, das Büro der World Wide Export in London dürfte bereits geschlossen sein. Sie können sich den Weg dorthin sparen.«
Stavru sah Vaughan an. »Glauben Sie, daß er die Wahrheit sagt?«
»Vermutlich.«
»Das heißt also, daß seine Freunde jeden Moment da sein können.«
»Genau«, sagte Chavasse freundlich. »Die Königliche Marine ist sehr zuverlässig.«
Stavru zuckte die Achseln. »Eine sehr unangenehme Situati on, aber nicht ausweglos. Die Pride of Man ist sehr schnell. Wir können mit ihr in zehn Minuten in französischen Gewäs sern sein.«
»Versuchen können Sie’s ja«, sagte Chavasse. »Ich fürchte, die französische Küstenwache und Polizei werden Sie bereits erwarten«, log er.
»Sie scheinen ja wirklich an alles gedacht zu haben.« Stavru trat ans Fenster und blickte in den Regen hinaus. Plötzlich drehte er sich um. »Oder vielleicht doch nicht?« sagte er leise und wandte sich zu Vaughan. »Holen Sie Youngblood, Simon. Aber beeilen Sie sich. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
»Glauben Sie mir, es gibt keinen Ausweg«, sagte Chavasse.
»Da wäre ich an Ihrer Stelle nicht so sicher, Mr. Chavasse.«
Er schenkte sich einen Drink ein, und gleich darauf wurde
Youngblood hereingestoßen. Mit geballten Fäusten stand er da und starrte Stavru mißtrauisch an.
»Mr. Youngblood, ich habe eben etwas Unangenehmes erfah ren«, sagte Stavru. »Mr. Chavasses Freunde können jeden Moment hier sein. Sie wissen, was das bedeutet. Oder haben Sie etwa Heimweh nach Ihrer Zelle in Fridaythorpe?«
Youngbloods Gesicht verriet ihm genug. Stavru lachte leise.
»Vielleicht können wir ein Geschäft machen. Soviel ich ge
hört habe, waren Sie mal Maat auf einem Torpedoboot und haben sich nach dem Krieg als Schmuggler betätigt und häufig den Kanal überquert.«
»Und?«
»Daß Sie die Pride of Man bei Nacht und nicht gerade idea
lem Wetter von England hierhergebracht haben, scheint zu beweisen, daß Sie auf diesem Gebiet recht tüchtig sind. Glau ben Sie, daß Sie’s bis Portugal schaffen würden?« Er wandte sich an Chavasse. »Es wird Sie vielleicht interessieren, daß die Jacht in Liberia zugelassen ist. Ein Versuch der Marine, sie auf offener See zu entern, wäre ein schwerer Verstoß gegen das Gesetz.«
»Das Schiff hat nur einen Aktionsradius von neunhundert Kilometern«, sagte Youngblood. »Man müßte für weitere vier- bis fünfhundert Kilometer Reservebenzin mitnehmen – für alle
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