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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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habe den Schalter nicht auf die Neutralstellung durchgedreht. Ich habe ihn auf die Maximalzeit eingestellt – zwölf Stunden. Das ist das einzige, was mich in der letzten Stunde aufrechtgehalten hat.«
     Ihr Kopf schwankte leicht hin und her, und in ihrem Gesicht stand nacktes Entsetzen. Dann kam sie zu sich. Sie trat gegen seine Schienbeine und versuchte, ihm ihre Fingernägel durchs Gesicht zu ziehen, und plötzlich knickte sein Bein ein. Er stürzte, und sie rannte weg.
     Einen Moment lag er benommen da, dann rappelte er sich mühsam hoch und humpelte hinter ihr her.
     Es regnete noch immer in Strömen, doch der Nebel war nicht mehr so dicht, und so konnte er, als er den oberen Rand der Mulde hinter dem Haus erreichte, unten in dem winzigen Hafen die Jacht sehen. Stavru und Youngblood standen am Bug und sahen zu, wie Gledik ein halbes Dutzend Benzinkani­ ster festzurrte.
     Molly war bereits halb den Abhang hinuntergelaufen; sie rannte wie noch nie in ihrem Leben. Es bestand keinerlei Aussicht, sie einzuholen, doch Chavasse biß die Zähne zu­ sammen und schleppte sich den Weg hinab.
     Er hörte, wie Molly laut Youngbloods Namen rief, und sah, wie die drei Männer sich umdrehten und den Hang hinaufblick­ ten, dann erreichte sie das Ende des Weges und rannte schreiend und gestikulierend weiter.
     Im gleichen Moment, als sie den Rand der Anlegestelle er­ reichte, flog die Pride of Man m it einem ohrenbetäubenden Krach in die Luft. Eine Sekunde später explodierten die Ben­ zintanks, und nach allen Richtungen schossen Flammen empor, durch die merkwürdig langsam wie in einem Zeitlupenfilm Schiffsteile flogen.
     Metallsplitter pfiffen an Chavasses Kopf vorbei und prassel­ ten um ihn auf den Boden. Einen Moment duckte er sich, dann rannte er hinkend in einem Hagel von Erde und Steinen den Hang hinunter auf die dichte schwarze Qualmwolke zu, die die Anlegestelle einhüllte.
     »Molly!« rief er. »Molly, wo sind Sie?«
     Doch es kam keine Antwort – nur das Knistern der Flammen
    war zu hören, und der stechende Geruch von brennendem Benzin und Öl stieg ihm in die Nase. Von den drei Männern war nichts zu sehen und von der Pride of Man nur noch ein paar bizarr verbogene Metallteile und verkohlte Holzplanken.
    Doch dort, mitten auf der Anlegestelle, lag Molly, lang aus­
    gestreckt, das Gesicht nach unten. Obwohl sie seltsamerweise völlig unverletzt schien, war sie tot. Behutsam drehte er sie auf den Rücken und sank neben ihr zu Boden.
     Für sie war alles vorbei, doch für ihn nicht. Da waren ver­ schiedene Leute, die er sich vorknöpfen mußte – darunter Atkinson, den Oberwärter in Fridaythorpe –, denn irgendwo in der Organisation oder im Sonderdezernat bei Scotland Yard war ein schwaches Glied – der Mann, der Stavru verraten hatte, wer er war. Ihn mußte er finden und unschädlich machen …
     Irgendwo in der Ferne hörte er Motorengeräusch, wahrschein­
    lich die Torpedoboote, die Mallory hatte schicken wollen, doch er kümmerte sich nicht darum und blickte auf das tote Mäd­ chen hinab, das an ihm vorbei, leise staunend, in die Ewigkeit starrte.
     »Armes kleines Ding«, sagte er, nahm ihre Hand und drückte sie.

    STREIT BIS AUFS BLUT

    1

    Nächtliche Überfahrt

    Es gab Zeiten, da fragte sich Jean Mercier, was das Leben für einen Sinn hatte; in dieser Nacht war es wieder einmal soweit. Irgendwo in der Dunkelheit, weit vor dem Schiffsbug, lag eine Küste, die er nicht erkennen konnte, lauerten Gefahren, die er nur ahnen konnte; sie fuhren ohne Positionslichter, und das machte die Sache auch nicht besser.
     Ein eisiger Wind wehte im Golf von Saint-Malo; er kam von weit her aus dem russischen Ural, trieb Schaumkronen auf die Wellen und warf Gischt gegen die Windschutzscheibe der Steuerkabine. Mercier drosselte die Maschine und drehte das Steuerrad auf Kurs. Er starrte in die schwarze Dunkelheit, um das Lichtsignal nicht zu verpassen, das er herbeisehnte wie ein Zeichen des Himmels.
     Mit einer Hand rollte er sich ungeschickt eine Zigarette; seine Finger wollten nicht aufhören zu zittern. Er war todmüde, ihm war kalt, und er hatte furchtbare Angst, aber er bekam gutes Geld, bei Ablieferung alles bar auf die Hand und dazu noch steuerfrei – mehr als er mit der Fischerei in drei Monaten verdienen konnte. Wenn ein Mann eine kranke Frau im Haus hatte, mußte er zufrieden sein mit dem, was kam; da durfte er sich über den Job keine großen Gedanken machen.
     Ein Lichtzeichen

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