Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut
ihn in einen Sessel und beugte sich drohend über ihn. »Los, reden Sie. Drummond hat zu Ihnen gesagt, er weiß, daß dieser Baron Stavru heißt?«
»Ja, natürlich. Er kennt sogar die Firma in London, die wir als Tarnung benützen – die World Wide Export. Wie gesagt, er scheint erstaunlich gut informiert zu sein.«
»Das kommt mir auch so vor«, sagte Youngblood düster.
Vaughan tat überrascht. »Sie wollen doch nicht etwa sagen, daß er Sie nicht ins Vertrauen gezogen hat?«
Youngblood schien ihn nicht zu hören. Er war ganz blaß, und auf seiner Stirn, über dem linken Auge, trat eine Ader dick hervor. Plötzlich wandte er sich ab, lief zur Treppe und rannte aufs Deck hinauf.
Vaughan lachte laut auf und legte die gefesselten Hände vor sich auf den Tisch. Im gleichen Moment trat Molly ein, in der Hand eine Tasse Kaffee. Sie starrte ihn an.
»Wirklich ungeheuer komisch«, sagte er spöttisch. »Finden Sie nicht auch?«
Sie gab keine Antwort und lief rasch die Treppe hinauf.
Vaughans Lächeln verschwand. Er sprang auf, rannte in die Kombüse, riß die Besteckschublade neben dem Ausguß auf und nahm das Brotmesser heraus. Er klemmte das Messer so in die Schublade, daß die Klinge nach oben wies und begann den Strick, mit dem seine Hände gefesselt waren, daran zu reiben. In wenigen Minuten hatte er ihn durchschnitten und lief in den Salon zurück.
Er kniete nieder, öffnete den Schrank unter der Sitzbank und nahm die Maschinenpistole aus dem Geheimfach. Er sah schnell nach, ob sie geladen war und schlich die Treppe hinauf an Deck.
Youngblood stand, das Fernglas vor den Augen, an der Re ling und hielt nach Chavasse Ausschau. Links neben ihm stand Molly, in der Hand die Kaffeetasse. »Kannst du ihn sehen?« fragte sie.
Youngblood nickte. »Er ist noch immer am Strand. Anschei nend sucht er nach einem Aufstieg.«
Vaughan entsicherte hinter ihm die Maschinenpistole. Als Youngblood das Klicken hörte, fuhr er herum.
»Immer mit der Ruhe«, sagte Vaughan. »Seien Sie schön artig und versuchen Sie nicht den Helden zu spielen.«
Das Mädchen schrie erschrocken auf, ließ die Kaffeetasse fallen und klammerte sich an Youngbloods Arm. Er stieß sie wütend weg. »Verschwinde, du blöde Gans.«
»Aber, aber – was ist das für ein Benehmen, Mr. Young blood?« sagte Vaughan. »Gehen Sie ins Steuerhaus und setzen Sie den Kahn in Bewegung.«
»Wo wollen Sie hin?« sagte Youngblood.
»So schnell wie möglich an Land. Ich möchte gern dabeisein, wenn Ihr Freund Drummond vor dem Haus auftaucht. Ich bin gespannt, was für ein Gesicht er machen wird, wenn er uns dort alle versammelt sieht.«
Chavasse schnallte das Tauchgerät ab, streifte die großen Schwimmflossen von den Füßen und versteckte alles in einer
Felsspalte.
Über ihm ragten die Klippen in den Nebel auf, schwarz und grün und naß vom Regen und dem Gischt. Sie waren an dieser Stelle unmöglich zu ersteigen, und so arbeitete er sich, über Felsbrocken kletternd und gelegentlich durch hüfttiefes Wasser watend, über den kleinen Strandstreifen vor. Nach etwa zwan zig Minuten fand er endlich eine Stelle, wo große Risse und Vorsprünge einen Aufstieg ermöglichten. Langsam kletterte er hinauf. Etwa in halber Höhe hielt er an, um einen Moment zu verschnaufen, und drehte sich zum Meer um. Der Nebel hatte sich noch mehr verdichtet, und von der Pride of Man war nichts zu sehen. Nach ein paar Minuten kletterte er weiter.
Trotz der Kälte schwitzte er in dem engen Gummianzug, und in seinem linken Arm spürte er einen ziehenden Schmerz. Unter der Gummimanschette des Ärmels sickerte Blut hervor; offenbar war die Naht geplatzt.
Gleich darauf erreichte er den oberen Rand und ließ sich mit dem Gesicht nach unten ins nasse Gras sinken. Nach einer Weile richtete er sich auf und schaute auf Youngbloods Uhr. Es war kurz vor halb neun, später als er gedacht hatte. Er stand auf und ging den grasbewachsenen Hügel hinauf.
Als er oben ankam, zuckte er zusammen und kauerte sich schnell auf den Boden. Unter ihm lag ein etwa zwanzig Meter tiefer und dreißig Meter breiter Krater, in dessen Mitte ein Hubschrauber stand.
Der gegenüberliegende Rand des Kraters war mit einer Reihe Kiefern bestanden, doch von dem Haus war nichts zu sehen. Er rief sich die Karte ins Gedächtnis zurück, und ihm fiel ein, daß es weiter unten am Abhang auf der anderen Seite der Insel stand.
Er stieg in den Krater hinunter, lief
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