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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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er ehrlich war. Kein Tag in seinem Leben war wie der andere; nichts war vorhersehbar.
     Die Wellen, die jetzt gegen den Schiffsrumpf schlugen, machten hohle Geräusche; das ganze Schiff vibrierte leicht. Sie hatten jetzt die Bucht hinter sich und waren in der Kanalströ­ mung. Er ging zum Steuerhaus und blieb im Eingang stehen.
     »Wo wollen Sie mich absetzen?«
     »Wo Sie wollen«, sagte Gorman. »Sie sind der Boß.«
     »Ich hatte an eine etwas abgelegenere Gegend gedacht. Die Bucht von Saint-Malo oder die Bretagne. Von da komme ich gut nach Marseille weiter.«
     »Ist mir recht.«
     Gorman drehte das Steuer ein paar Striche, und Chavasse sagte: »Ich gehe jetzt nach unten und mache ein kleines Nik­ kerchen.«
     »Das Beste, was Sie tun können. Wenn wir die erste Hälfte hinter uns haben, kann es ein bißchen ungemütlich werden. Das Barometer ist gefallen. In der Kombüse steht eine große Thermosflasche mit Kaffee.«
     Chavasse ging nach unten in die Kabine. Er war müde – verdammt müde, und das war kaum verwunderlich. Er fand die Thermosflasche in der Kombüse, goß sich eine Tasse ein und ging wieder in die Kabine. Er trank den Kaffee langsam aus und überdachte noch einmal die Situation. Eine Konfrontation mit Gorman würde jetzt nichts einbringen; das hatte Zeit bis nachher.
     Sein Gehirn wollte auf einmal nicht mehr recht funktionieren. Er war wirklich todmüde, zum Umfallen müde. Er legte sich auf die gepolsterte Sitzbank und starrte an die Kabinendecke. Die Bohlen an der Decke schienen sich langsam und kaum merklich zu kräuseln wie das Wasser an der Oberfläche eines Teiches, und sein Mund war wie ausgetrocknet. Erst kurz bevor er einschlief, kam ihm noch der Gedanke, daß vielleicht etwas schiefgegangen war.

    Er wachte nur sehr langsam wieder auf. In der Kabine war es dunkel, und er lag mit dem Gesicht nach unten auf der schma­ len Sitzbank. Als er sich bewegen wollte, verlor er das Gleichgewicht und fiel zu Boden; nicht weiter verwunderlich, denn seine Handgelenke waren auf den Rücken gefesselt.
     Die Mary Grant m achte noch Fahrt, aber als er sich auf die Beine stellen wollte, wurden die Maschinen gestoppt, und das Schiff fing an zu treiben. Auf der Kajütentreppe waren Schritte zu hören, das Licht wurde eingeschaltet und Gorman erschien. Er kam so dicht heran, daß Chavasse seinen säuerlichen Schweißgeruch riechen konnte.
     »Na, wie geht’s dir denn, mein Freund?« Gorman tätschelte ihm die Wange.
     »Was wird hier gespielt?« fragte Chavasse. Er wollte erst einmal bei seiner Rolle bleiben. »Ich dachte, wir hätten ein Geschäft gemacht.«
     Gorman machte die schmale Aktentasche auf, die auf der Tischplatte lag. Er nahm ein paar Geldbündel heraus. »Darum wird hier gespielt, mein Freund – um die grünen Scheine. Die habe ich immer schon geliebt. Wenn ich die sehe, kriege ich immer eine richtige Gänsehaut. Ich liebe die kleinen Bündel so sehr, daß ich es nicht ertragen könnte, wenn ich mich davon trennen müßte.«
     »Okay«, sagte Chavasse. »Ich will Ihnen keine Schwierigkei­ ten machen. Setzen Sie mich auf der anderen Seite ab, mehr verlange ich nicht.«
     Gormans Gelächter war hörenswert. Er stellte ihn auf die Beine und stieß ihn zur Treppe. »Ich setze dich schon ab, mein Freund; da sind wir ganz einer Meinung. Ich setze dich jetzt gleich ab; los, komm.«
     An Deck war es kalt, und es hatte angefangen zu regnen. Chavasse drehte sich um; er ließ Gorman nicht aus den Augen. Gorman machte sich an einer rostigen alten Ankerkette zu schaffen, und Chavasse sagte ruhig: »Wer hat dir den Trick denn beigebracht – Rossiter?«
     Gorman ließ sofort die Kette fallen. Er starrte Chavasse an, sein schielendes Auge kam wieder in Bewegung, und als er sprach, war nur ein leises Flüstern zu hören. »Wer bist du? Was ist los?«
     »Das Spiel ist aus, Gorman«, sagte Chavasse kalt. »Meine Leute wissen genau, wo ich bin. Wenn ich nicht mehr auftau­ che, wirst du eine Menge erklären müssen.«
     Er hatte den Mann doch falsch eingeschätzt. Gorman stieß einen Wutschrei aus; er packte die Kette und holte damit aus wie mit einer Peitsche. Gerade als er zuschlagen wollte, tauchte ein Arm aus dem Schatten auf, hielt die Kette fest und zog sie ihm aus der Hand. Gorman schnellte herum, und Darcy Preston stand vor ihm.
     Gorman überlegte nicht lange. Er griff in die Hosentasche und zog einen Revolver, machte aber den üblichen Fehler und schoß sofort, ohne zu

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