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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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vier Uhr nachmittags war er in Fixby; er war der einzige Fahrgast, der hier ausstieg.
     Die Dorfstraße war leer, und die einzige Kneipe hatte ge­ schlossen; offenbar hielt sich der Besitzer strikt an die strengen englischen Gesetze. Er ging weiter in Richtung auf die Bucht, eine Hand in der Manteltasche, in der anderen seine schmale lederne Aktentasche. Der kleine Hafen war nicht schwer zu finden; es war ein gottverlassener Ort; Schiffswracks lagen umher wie gestrandete tote Wale. Ein einziges verkommenes Haus mit einer Art Büro stand am Strand. Es schien niemand dazusein, und er ging weiter zur Anlegebrücke.
     Eine seetüchtige Barkasse lag dort vor Anker, ein wirklich imponierendes Boot. Sie hatte eine Takelage für die Hochseefi­ scherei, einen Rumpf aus Stahl, und auf dem Heck waren einige Drehstühle angebracht.
     Ein wirklich sehenswertes Schiff, daran gab es keinen Zwei­ fel – ein wirkliches Juwel. Er sah sie sich an, und es dauerte eine ganze Weile, bis er sich von ihrem Anblick losreißen konnte.
     Im Schatten eines Schiffswracks stand ein Mann und beo­ bachtete ihn. Er war sehr groß und dünn und trug eine alte Seemannsjacke, eine Schirmmütze und einen schmutzigen Overall. Bemerkenswert an ihm war sein Gesicht. Es war das Gesicht eines Judas; ein Auge schielte stark nach innen, und sein Mund sah aus wie von einem Messer geschlitzt; faszinie­ rend häßlich wie das Gesicht einer mittelalterlichen Wasserspeierfigur.
     »Da staunen Sie, was?« Seine Stimme war nur ein Flüstern. Als er neben ihm stand, sah Chavasse die gezackte Narbe von seinem rechten Ohr bis zum Mundwinkel.
     »Ein feines Schiff.«
     »Kann man wohl sagen. Rumpf aus Stahl, Benzinmaschine
    von Penta. Radar, Echolot. Und macht fünfunddreißig Knoten. Verstehen Sie was von Schiffen?«
     »Ein bißchen. Sind Sie Gorman?«
     »Ja. Was kann ich für Sie tun?«
     »Ich würde gern ein bißchen auf die Reise gehen, wenn Ihr
    Schiff frei ist.«
    Gorman schüttelte den Kopf. »Zum Fischen ist es heute schon
    zu spät.«
     »Ich dachte an etwas anderes«, sagte Chavasse. »Ich muß ziemlich schnell über den Kanal, und von einem Freund habe ich gehört, Sie wären dafür der richtige Mann, wenn die Kasse stimmt.«
     Gorman sah die Bucht hinunter; er pfiff durch die Zähne und überlegte. Dann sagte er: »Wie heißt dieser Freund?«
     Chavasse tat verlegen. »Um ehrlich zu sein: es war nicht mein Freund. Nur ein Kumpel, den ich zufällig in einer Kneipe in Soho getroffen habe. Er meinte, ich sollte mich an Sie wenden, wenn ich mal schnell rausmüßte aus England.«
     Gorman drehte sich um und sagte im Gehen über die Schul­ ter: »Kommen Sie mit in mein Büro. Es gibt sowieso gleich Regen.«
     Chavasse folgte ihm über die wacklige Holztreppe zur Ter­ rasse vor dem Büro. Oben blieb er stehen und sah sich blitzschnell um. Zwischen den Wracks hatte sich etwas bewegt. Ein Hund vielleicht oder ein wildes Kaninchen. Er spürte ein flaues Gefühl im Magen, als er durch die Tür ins Büro trat.
     Drinnen sah es nicht gerade sehr aufgeräumt aus. Gorman wischte mit einem Arm die Tischplatte frei und holte eine Flasche Whisky und zwei Gläser.
     »Sie wollen also ziemlich dringend übers Wasser?« sagte er.
     Chavasse stellte seine Aktentasche auf den Tisch und machte sie auf. Er hob ein Hemd hoch; darunter lagen tausend Pfund gebündelt in englischen Fünfernoten und französischen Francs. Es sah nach viel mehr Geld aus; Gormans schielendes Auge kam in Bewegung.
     Chavasse nahm zwei Bündel Fünfernoten heraus und schob sie über den Tisch. »Sie sehen, ich hab’s ziemlich eilig, Gor­ man. Das sind zweihundert; hundert gebe ich Ihnen noch, wenn Sie mich an der französischen Küste absetzen, ohne daß dum­ me Fragen gestellt werden. Ist das ein Angebot?«
     Gorman setzte ein fieses Gesicht auf. Er strich das Geld ein und steckte es in eine abgenutzte Brieftasche. »Wann wollen Sie los?«
     »Je eher, desto besser.«
     Gorman grinste wieder; sein Grinsen war wirklich sehens­
    wert. »Also worauf warten wir noch?« sagte er, stand auf und ging los.

    Das Schiff hieß Mary Grant, und es war wirklich so gut, wie es aussah. Chavasse stand an der Reling; sie hatten die Bucht bald verlassen und fuhren auf die offene See; er atmete die frische Salzluft in tiefen Zügen ein. Er war wieder unterwegs und das war ein gutes Gefühl, wenn er auch nicht wußte, was ihn erwartete. Und genau das faszinierte ihn so an seinem Beruf, wenn

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