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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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meiner. Die Beichtge­ heimnisse sind unverletzlich. Ich kann Ihnen nur sagen, daß er schon lange Zeit, bevor er den Kommunisten in die Hände fiel, Probleme hatte. Aus ihrer Sicht gesehen war er eine reife Frucht, die nur noch gepflückt zu werden brauchte.«
     »Was hatte er für Probleme?«
     »Wenn ich einmal die marxistische Terminologie benutzen darf, so hat jeder Mensch seine These und seine Antithese. Für einen Priester ist die These alles, was er glaubt, und wofür er einsteht; sein Glaubensbekenntnis vor Gott. Seine Antithese ist die Kehrseite – das Böse, das in allen Menschen ist. Ängste und Haßgefühle, Gewalt und Aggression, das sinnliche Begeh­ ren. Leonard Rossiter hatte quälende Schuldgefühle, und zwar lange bevor die Erzieher in Nom Bek ihn bearbeiteten.«
     »Aber warum hat er sich von der Kirche abgewandt?«
     »Nach der offiziellen Erklärung war er einer Glaubenskrise erlegen – deshalb konnte er nicht länger im Kirchendienst bleiben. Und zwar war das drei oder vier Jahre nach seiner Rückkehr aus Korea.«
     »Aber Sie glauben, daß die Roten ihn bekehrt haben?«
     Father da Souza nickte. »Ich glaube, sie haben ihm das bieten können, was er suchte – einen starken Glauben – eine Sache, für die er leben konnte.«
     »Sie sagen: Sie glauben das, Father. Wissen Sie es nicht genau?« fragte Darcy Preston.
     Father da Souza lächelte sanft. »Eins kann ich Ihnen mit Gewißheit sagen. Leonard Rossiter ist ein Mensch, der sich sehr mit sich quält. Er erinnert mich immer an den Mann in Thompsons Gedicht, der von Höllenhunden gehetzt wird und auf der Flucht ist vor seiner eigenen Erlösung; er muß Unheil verbreiten, weil er im Krieg ist mit sich selbst.«
     Chavasse nickte nachdenklich. »Das ist alles, Father. Ich glaube, Sie haben uns alles gesagt.«
     »Hoffentlich habe ich Ihnen helfen können. Es war mir ein Vergnügen, meine Herren.«
     Sie gaben sich die Hand, und der Alte blieb auf dem Grab­ stein sitzen und rauchte seine Zigarette zu Ende.
     »Ein außergewöhnlicher Mann«, sagte Darcy Preston, als sie ins Auto stiegen.
     »Kann man wohl sagen.«
     Chavasse startete und fuhr los.

    Mallory hörte seinen Bericht aufmerksam an; er machte ein nachdenkliches Gesicht. »Ich habe mit dem NATOGeheimdienst gesprochen.«
     »Wegen Montefiore?«
     Mallory nickte. »Das ist sehr merkwürdig, Paul. Sie haben nicht die geringste Notiz über ihn. Das macht mir Sorgen – das macht mir wirklich Sorgen. Ich hätte überhaupt nichts dagegen, wenn man mir gesagt hätte, er sei der gefährlichste Doppel­ agent des ganzen Westens; wenn man wenigstens ein paar Notizen über ihn hätte. Aber diese ganze Geschichte stinkt zum Himmel. Was meinen Sie dazu?«
     Chavasse stand auf und ging im Zimmer auf und ab. »Neh­ men wir uns die beiden wichtigsten Punkte vor. Da ist Oberst Ho Tsen – ein sehr gefährlicher chinesischer Agent, und da ist Leonard Rossiter, den die Roten während seiner Gefangen­ schaft anscheinend bekehrt haben. Aber das bringt uns immer noch kein Stück weiter. Warum sollte ausgerechnet ein Multi­ millionär wie Enrico Montefiore für die Sache der militanten Chinesen arbeiten? Und noch etwas – die Organisation, die die Einwanderungsgesetze umgeht; sie arbeiten wie Amateure. Wenn ich eine solche Organisation nicht besser aufziehen könnte, würde ich mir einen Strick nehmen.«
     »Gut und schön, Rossiter und seine Organisation arbeiten wie Amateure, richtig; aber die Chinesen können nicht sehr an­ spruchsvoll sein, wenn es um Freunde und Verbündete geht. Bedenken Sie, daß die Leute in Europa erst mit einer Zehen­ spitze in der Tür stehen – sie haben Albanien. Es ist auch durchaus möglich, daß sie noch gar nicht gemerkt haben, wie zweitrangig Rossiters Organisation ist.«
     »Das kann natürlich sein«, gab Chavasse zu. »Sie können es sich nicht leisten, allzu anspruchsvoll zu sein. Irgendein Kon­ takt auf der europäischen Szene ist immerhin besser als gar nichts. Ich vermute auch, daß sie die Dinge so betrachten. Die Leute können doch verdammt naiv sein. Man sagt immer, daß wir den Orientalen nicht verstehen können. Das mag wohl zutreffen, aber die Orientalen selbst verstehen uns auch nicht besser.«
     Mallory starrte lange wortlos vor sich hin, dann nickte er. »Also, Paul, von nun an ist es Ihre Sache. Treiben Sie die Vögel auf – alle drei. Ho Tsen, Rossiter und Montefiore. Versuchen Sie herauszubekommen, was Sie können; aber

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