Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut
Taschen. In einer fand er eine Handvoll Patronen, mit denen er das Gewehr neu lud. Dann versetzte er Crowther einen Tritt zwischen die Rippen und trat einen Schritt zurück. »Stehen Sie auf.«
Crowther rappelte sich mühsam hoch und lehnte sich an die Hofmauer. Chavasse trat zu ihm und rammte ihm die Gewehr mündung unters Kinn.
»Saxton und Hoffa liegen dort unten, nicht?«
Crowther zögerte, und Chavasse drückte ihm den Lauf in die Kehle. »Los, reden Sie.«
Crowther nickte ängstlich. »Ja.«
»Wie viele noch?« Wieder zögerte er, und Chavasse drückte mit dem Daumen die Hähne des Gewehrs zurück.
»Um Gottes willen, nicht schießen!« schrie Crowther. »Vier – mehr nicht.«
»Mehr nicht«, sagte Chavasse angewidert. Fast hätte er abge
drückt. »Andere haben Sie weitergereicht?«
»Ja, natürlich. Ich habe nur getan, was man mir befohlen hat.«
»Wohin sind diese anderen gebracht worden?«
»Das weiß ich nicht.« Chavasse hob drohend das Gewehr, und Crowther schrie erschrocken auf. »Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe sie fünfzehn Kilometer von hier an einer Stra ßenkreuzung abgesetzt, und irgendwer hat sie abgeholt.«
Chavasse hörte rasche Schritte, und dann rief Youngblood durch den Regen: »Drum – wo bist du?«
»Hier drüben!« antwortete Chavasse.
Gleich darauf stürzte Youngblood auf den kleinen Hof. »Was ist hier los?«
»Sie wollten mich in den Brunnen dort werfen, aber ich habe erst mal Billy runtergeschickt. Ich habe eine interessante Neuigkeit für dich. Dort unten liegen auch Saxton und Ben Hoffa.«
Youngblood trat zu Crowther. »Du dreckiger Bastard.«
Langsam und sorgfältig durchsuchte er seine Taschen und warf den Inhalt auf den Boden. In Crowthers Brieftasche fand er fünfzig oder sechzig Pfund. Er nickte Chavasse zu.
»Die können wir brauchen. Was hat er gesagt?«
»Sie haben nicht alle in den Brunnen geschmissen. Die mei
sten ‚Klienten’ hat er weitergereicht.«
»An wen?«
»Das weiß er nicht. Er sagt, er habe sie zu einer ungefähr fünfzehn Kilometer entfernten Straßenkreuzung gebracht, und dort seien sie abgeholt worden.«
Youngblood wandte sich an Crowther und lachte spöttisch. »Wollen Sie uns einreden, daß Sie nie rauszukriegen versucht haben, was mit ihnen passiert ist? Daß Sie ihnen nie nachge fahren sind? Das können Sie Ihrer Großmutter erzählen.«
Er rammte ihm seine Faust in den Bauch, und Crowther
krümmte sich stöhnend zusammen und stürzte auf die Knie. Mit einem Fußtritt unters Kinn schleuderte ihn Youngblood auf den Rücken. »Frag ihn noch mal«, sagte er.
Chavasse kniete neben Crowther nieder und hob seinen Kopf hoch. »Seien Sie vernünftig – packen Sie schon aus.«
Crowther wischte sich das Blut vom Kinn und nickte. »Also schön. Ich bin ihnen zweimal nachgefahren.«
»Und?«
»Sie wurden von einem Möbelwagen abgeholt und am Stadt
rand von Shrewsbury abgesetzt.«
»Und dann?«
»Sie haben sich auf eine Bank gesetzt und eine Weile gewar
tet, und dann hat sie eine blinde Frau mit einem Hund abgeholt. Sie heißt Rosa Hartman und wohnt im Alma Cottage bei Bamton. Sie ist eine Art Hellseherin.«
Im gleichen Moment tauchte keuchend und außer Atem das Mädchen auf. Sie blieb im Tor stehen und starrte die drei entsetzt an. »Geht’s dir gut, Harry?«
Youngblood drehte sich um und ging zu ihr. »Ja, aber wenn’s nach dir gegangen wäre, dann hätte ich heute abend dort unten in dem Brunnen gelegen und kein Schwein hätte mich je gefunden.«
Sie klammerte sich an ihn und begann zu weinen. »Laß das Theater«, sagte Youngblood, packte sie brutal am Haar und riß ihren Kopf zurück.
Chavasse war mit drei Schritten bei ihnen und zerrte ihn weg. »Laß sie, Harry. Sie hat nichts damit zu tun. Sie hatte bloß einen Verdacht, und wenn sie mir nichts davon gesagt hätte, dann wäre ich jetzt vermutlich nicht hier.«
Crowther, dem sie den Rücken zuwandten, nutzte seine Chance und stürzte auf eine Lücke in der Mauer zu. Young blood fuhr mit einem Schrei herum, doch es war zu spät. Crowther rannte wie ein Wiesel durch das Unterholz auf der anderen Seite der Mauer. Chavasse packte Youngblood am Arm und hielt ihn fest.
»Nicht so wichtig – machen wir lieber, daß wir hier weg kommen.«
Sie gingen auf den großen Hof hinaus. Das Mädchen zupfte Youngblood am Ärmel. »Du nimmst mich doch mit, Harry?«
»Verschwinde«, sagte
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