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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Moment krachten rasch hintereinander zwei Schüsse, als würden beide Läufe eines Gewehrs abgefeuert, und durch den Regen hallte dumpf das Echo.
     Das Mädchen packte ihn am Arm, als er zur Tür stürzen wollte. »Bleib hier, Harry – bitte, bleib hier!« schrie sie.
     Er schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht, so fest, daß sie rückwärts auf den Heuhaufen stürzte. »Du Hure!« sagte er. »Du dreckige kleine Hure! Du hast uns verraten!«
     Dann rannte er hinaus, und sie stand schwankend auf und lief ihm hysterisch schreiend nach.

    Kurz vor dem Hof blieb Chavasse stehen. Plötzlich befielen ihn Zweifel. Wenn sein Verdacht stimmte und Saxton und Hoffa umgebracht worden waren, dann konnten ihre Leichen auf hunderterlei Weise beseitigt worden sein. Vielleicht hatte man sie in einen Moortümpel geworfen oder irgendwo im Moor begraben; dort konnten sie fünfhundert Jahre liegen, ohne daß man sie fand. Er ging ins Haus, blieb einen Moment in der Diele stehen und fragte sich, was er tun sollte. Plötzlich fiel sein Blick auf eine Tür unter der Treppe.
     Als er sie öffnete, schlug ihm aus dem Dunkel ein widerli­ cher, muffiger Geruch entgegen. Er tastete nach dem Lichtschalter, und als er ihn anknipste, sah er, daß er am oberen Ende einer steinernen Treppe stand. Vorsichtig ging er hinunter und stand in einem schmalen, weißgekalkten Gang, an dem mehrere Kellerräume lagen. Sie hatten vermutlich früher zur Aufbewahrung von Lebensmitteln gedient und waren mit allem möglichen Plunder vollgestopft. Er kam zu dem Schluß, daß es keinen Sinn hatte, hier suchen zu wollen und ging durch den Gang zurück.
     »Sie sehen sich ein bißchen um, was?« sagte oben auf der Treppe Sam Crowther.
    Er stand in der Tür, unterm Arm eine doppelläufige Schrot­
    flinte. Chavasse blieb einen Augenblick am Fuß der Treppe stehen, dann stieg er hinauf. »Stimmt. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen.«
     »Aber nein, nicht das mindeste.« Crowther trat in die Diele zurück. »Wo ist denn Mr. Youngblood?« fragte er freundlich lächelnd.
     »Keine Ahnung.«
     »Und Molly?« Crowther lachte höhnisch und stieß Chavasse mit dem Ellbogen zwischen die Rippen. »Womöglich stecken sie zusammen, was?«
     »Ich weiß wirklich nicht.«
     Trotz Crowthers schmierigem Grinsen hatte seine Miene etwas unverkennbar Drohendes. Chavasse wartete angespannt und auf alles gefaßt. Ein dumpfer, ziehender Schmerz in seinem verletzten Arm erinnerte ihn daran, daß er so gut wie wehrlos war.
     Crowther beugte sich vor und zwinkerte ihm verschwörerisch zu. »Hinten auf dem Hof ist etwas, das Sie sicher sehr interes­ sieren wird – etwas, das ich nicht jedem zeigen würde. Trifft sich gut, daß wir einen Moment allein sind. Kommen Sie.«
     Er wandte sich um, ging den Gang hinunter zur Küche und verließ sie durch die Hintertür. Chavasse folgte ihm. Er ging quer über den Hof und öffnete ein Tor, das auf einen kleinen Nebenhof führte. Er schien nichts weiter zu enthalten als einen alten, von einer etwa einen Meter hohen Ziegelmauer um­ schlossenen Brunnen. Daneben stand Billy, ein blödes starres Grinsen in seinem häßlichen Gesicht, die riesigen Hände leicht geöffnet, als warte er auf irgend etwas.
     »So, Billy, da ist er«, sagte Crowther kichernd. »Es gibt doch nichts, was die Gegenpartei so gut auseinanderbringt wie ein Stück Weiberfleisch. Meine Molly ist zwar alles andere als eine Schönheit, aber nach fünf Jahren Knast ist Mr. Young­
    blood anscheinend nicht sehr wählerisch, was?«
     Er drückte Chavasse den Gewehrlauf in den Rücken, und Billy riß den Deckel vom Brunnen. Chavasse fuhr herum, klemmte den Lauf unter seinen linken Arm und hieb Crowther die Kante seiner rechten Hand auf den Hals, so daß er laut aufschrie und zurücktaumelte.
     Chavasse riß das Gewehr hervor und rannte zum Tor. Billy stieß einen wütenden Schrei aus und stürzte sich auf ihn, das widerliche Gesicht vor Wut verzerrt, die großen Hände ausge­ streckt. Chavasse zögerte keine Sekunde. Er legte den Lauf des Gewehrs auf seinen linken Arm und schoß. Der erste Schuß traf Billy in die Brust, der zweite sein Gesicht. Blut spritzte auf das Kopfsteinpflaster, und er taumelte rückwärts auf den Brunnen zu, stieß an die Mauer und verschwand mit lautem Schrei. Man hörte, wie er klatschend auf das Wasser aufschlug; dann herrschte tiefe Stille.
     Crowther lag leise stöhnend auf dem Boden. Chavasse kniete neben ihm nieder und durchsuchte seine

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