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Gehoere ich halt nicht dazu

Gehoere ich halt nicht dazu

Titel: Gehoere ich halt nicht dazu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Angerer , Miriam Koch
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warten. Auch nicht auf den natürlichen Tod will ich warten. Ich will sterben, und ich will den Zei t punkt und die Art des Todes selbst bestimmen. Ich. Ich. Ich. Mein Tod. Ganz alleine. ICH will sterben. Und keiner von euch soll mich aufhalten dürfen. Und helfen müsst ihr mir auch nicht. Ich bin erwachsen und lebensmüde genug. Leckt mich doch alle am Arsch. Fickt euch ihr Arschlöcher. Vermutlich ist mein Tod aber o h nehin allen egal. Fast allen. Jolanda? Frederick? Egal.
    Ich habe keinen Plan. Ich habe verdammt noch mal nicht die leiseste Idee, wie ich sterben könnte. Aber ich muss es pl a nen. Sonst schaffe ich nicht mal das. Ich schaffe ohnehin nie etwas. Nicht einmal das finale Aufgeben soll mir gelingen? Das darf doch nicht wahr sein. Nicht ei n mal das? Ich bin doch wirklich das Letzte. Und eigentlich ist das Frau Schönthalers Beerdigung. Ich vergieße keine Träne. Und hätte ich eine ve r gossen, dann alleine wegen mir. Nicht wegen der Alten. Sie durfte sterben. Ich ve r achte und beneide sie. 
    Vielleicht sollte ich Frederick fragen, ob sich nicht auch manchmal Patienten im Hospiz Hilfe wünschen beim Sterben. Nach der Feier gehen wir als Gruppe in ein L o kal gegenüber vom Friedhof. Um mich von den anderen zu absentieren, nehme ich mir Zeitungen und setze mich mit einem Kaffee an die Bar. Es wirkt wie lockere Sam s tagsmorgenlektüre. Ist es aber nicht. Ich recherchiere. Ich schau mir den Tod in der Zeitung an und suche nach Ideen für den eigenen Tod. Schließlich kann nicht jeder Tod ein durch und durch individueller Tod sein. Ein wenig Gruppengefühl würde mir wenig s tens zum Schluss gar nicht schaden.
    Ich blättere mich durch den Tod in Schlagzeilen:
    „Sturm Emma: Opfer klagen an.“ In der Rückschau auf einen großen Sturm, lese ich, dass eine Frau im Auto von einem umfallenden Baum erschlagen wurde. Ich erinn e re mich und vergesse zugleich die Möglichkeit. Das kann ich nicht organisieren. Einen Sturm. Einen Baum. Einen BMW. Zu aufwändig. Und zu unsicher dazu. Ich will ke i nesfalls leiden. Ich bin nicht viel. Aber ich bin wehleidig und ängstlich. Meine persönliche Horrorvorstellung wäre: Knapp dem Tod entronnen. Ich übe r lebe mit einem Bein, einem Arm, einem Hirnschaden, ohne Zähne und ohne Hoden. Nein danke. Lieber richtig tot.  
    Nächste Schlagzeile mit tödlichem Inhalt:
    „Liebespaar tot im Schnee“
    Das klingt auf den ersten Blick wesentlich attraktiver. Auch auf den zweiten Blick: Ein Pärchen (selbstverständlich handelt es sich um eine „verbotene“ Beziehung) hält ein Schäfe r stündchen in den Schweizer Bergen im Auto ab. Ein Schne e pflug verschüttet das Auto. Die beiden Liebenden bemerken nichts, haben aber den Motor laufen um zu heizen. Kohle n monoxid tritt ein. Sie sterben. Das finde ich schön. Als Tod zumindest. Von der Idee ausgehend, dass wir alle einmal sterben müssen. Es ist traurig, dass zwei junge Liebende umkommen. So ein gemeinsamer Erstickungstod hat aber letz t lich einfach mehr Charme als Krebs, Herzinfarkt oder ein banaler Autounfall. Das ist ein ästhetisch abs o lut korrekter Tod. Design statt Diskont. 
    Für mich eignet sich dieser Tod allerdings nicht. Denn ich will sicher niemanden mit in den Tod ne h men. Schon gar nicht Jolanda. Weil sie mir etwas bedeutet. Jolanda soll leben. Und außerdem will ich beim Sterben alleine sein. Ich will nicht teilen. Nicht am Anfang meines Lebens, nicht während me i nes Lebens und erst recht nicht am Schluss. Dieser mein Tod gehört mir. Finger weg. Und drittens wird es wohl mehr als ein halbes Jahr dauern, bis es bei uns wieder ordentlich schneit.
    „Opa von Erle erschlagen“:
    Eine Familie fällt einen Baum, der genau auf den Opa fällt. Meiner Meinung nach klingt das nach Mord, nicht nach U n fall. Für mich ist diese Form des Sterbens völlig uninteressant.
    Und jetzt kommt die Überraschung: Das war es auch schon mit dem Sterben in der Zeitung. Die ga n ze Zeitung berichtet über keinen einzigen weiteren Toten mehr.
    Also ist es folglich für andere nicht so einfach zu sterben. Bin ich also etwa doch kein hoffnungsloser Verlierer? Ist mehr Leben in unserem täglichen Leben als Tod? Ich versuche, die Sterbeanzeigen zu finden.
    Frederick reißt mich aus meiner Zeitungslektüre. „Wenn du mit mir zurück in die Wohnung fahren willst, dann komm. Ich breche jetzt auf und will heim“, sagt er.
    Im Auto erklärt er mir, dass er gut verstehen kann, w a rum ich bei so Trauergesellschaften nicht bei

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