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Gehoere ich halt nicht dazu

Gehoere ich halt nicht dazu

Titel: Gehoere ich halt nicht dazu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Angerer , Miriam Koch
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den Le u ten, sondern allein bei den Zeitungen sitze.
    „Gar nichts verstehst du, du Volltrottel“, möchte ich ihm s a gen. „Hmm“, sage ich.
    Er erzählt, dass er länger mit der Freundin von Frau Schönth a ler gesprochen hätte. Einer Frau im Rollstuhl. Sie hätte lustige Sachen aus ihrer Jugendzeit erzählt.
    „Hmm“, sag ich erneut . „Na und, Arschloch?“ denke ich.
    Den restlichen Weg läuft Radio. „Barocke Kirchenmusik ist sehr schön“, sagt Frederick, ohne dass ich ihn gefragt hätte.
    Ich sage nichts. Die Kirchenorgel fährt mir wie eine Säge ins Hirn.
    „Wenn du magst, schau doch am Abend bei mir vorbei. Wir könnten auf ein Bier gehen“, meint Fr e derick.
    „Ich weiß nicht“, sage ich.
    Ich bin froh , wieder in meiner Wohnung zu sein. Auch wenn es hier unaufgeräumt ist, sich die sinnlosen Sachen türmen und nützliche Sachen wie Essen kaum zu finden sind. Ich ha s se Begräbnisse. Sie sind so frustrierend. Und doch auch lan g weilig. Ich hatte früher mal mit dem Gedanken gespielt , ein Begräbnis-Event-Management aufzuziehen. Die Kunden hätte ich natürlich bereits unter den Lebe n den akquiriert. Sie hätten mir sagen müssen, wie sie ihr Begräbnis gerne inszeniert hätten. So ung e fähr halt. Den Rest hätte ich schon übernommen. Es wird nämlich viel falsch gemacht bei Begräbnissen. Und geschönt und gelogen. Jeder Arsch wird zum braven O p fer beim Begräbnis. Wozu? Er hat ja nicht einmal mehr was davon. Ich bin für mehr Ehrlichkeit am Friedhof. Der Pfarrer könnte etwa sagen: „Unser Großvater, Vater, Nachbar und Freund Karl war ein alter, ge i ler Bock. Deshalb hat ihn der Herzinfarkt auch beim Bumsen der Nachbarin erwischt. Das ist gerecht und gleichzeitig auch irgen d wie schön und würdig für ihn. Für dich nicht, Schwester Ute. Aber immerhin war Karl unter und nicht über dir, als er auf deiner Couch zum allerletzten Mal röchelte. Das hat es dir in der Schande zumi n dest bequemer gemacht, Ute. Und du Irene, verzeih deinem Karl. Er hat sein Leben lang brav gearbe i tet und euren Kindern eine solide Ausbildung ermöglicht. Er wollte vielleicht einfach nur seinen Spaß haben.“ Ich hätte die Abschiedsrede mit Karl zu seinen Lebzeiten planen können. Wenngleich er e i nen solchen Tod nicht erwarten hätte können. Aber ich denke, es hätte ihn beruhigt, wenn er zumi n dest nach seinem Ableben gestehen hätte können. Durch mich. Ich hätte eine pa s sende musikalische Begleitung ausgewählt. Auch die Einladungsliste wäre ich mit Karl durchgegangen. Auch mit einer geschickten Planung der Einladungsliste lassen sich Unannehmlichkeiten bei der Beerdigung verme i den.
    Pitpuff69 ist online.
    „Bevor du stirbst, musst du einen Apfelbaum pflanzen und einen Sohn zeugen“, schreibt er.
    „Ich habe keinen grünen Daumen“, antworte ich.
    „Den braucht man zum Zeugen eh nicht“, meint pitpuff 69 .
    „Danke für die Aufklärung“, schreib ich und steige aus. Mir ist nicht nach s chreiben. Und schon gar nicht nach s cherzen.
    Aber der Gedanke , einen Sohn zu zeugen, der setzt sich fest in mir. Ich erinnere mich an Florian. Wie lustig er im Auto lachte. Wie wir gesungen haben. Und dass es schon schön wäre, wenn eine bessere Version von mir ein e r fülltes Leben führen würde. Ich 2.0. Premium Edition.
    Aus Interesse surfe ich zu einer Samenbank. Aber Sam s tag, so erfahre ich dort, ist kein guter Tag für eine S a menspende. Samenspende ist sowieso ein vertrottelter Begriff. Wie gibt man die überhaupt ab, die Samenspende? Mit einem fröhl i chen Cumshot mitten ins Gesicht? In welches? Wohl eher in eine Ampulle oder so etwas Ähnliches. Da wird nicht viel Freude aufkommen. Darf man zu zweit sein beim Vorbereiten der Spende? Es soll ja wohl schön frisch sein, denk ich mir.
    Dann ist es wieder typisch ich: Ich denke, ich sollte etwas tun. Und was tu ich: nichts... Eine Stunde vergeht, in der ich sitze und schaue.
    Da mich der Blick auf den Hinterhof frustriert, gehe ich in ein Elektrogeschäft, um einen neuen Fernseher zu kaufen. Diesmal Flat statt Röhre. Vor mir quält ein mi t telalterlicher Mann den Verkäufer. Er will wissen, ob man den Fernseher liegend transportieren darf. Ob er einen Analogtuner hat. Mich nerven die Fragen. Ich will einen Fernseher. Erst nach 20 Minuten und einem ha l ben Studium über Flachbildschirme bin ich endlich dran. Ich lass mir vier verschiedene kleine TV-Geräte zeigen. Für die paar Tage muss es ein kleiner Fernseher auch tun,

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