Gehoere ich halt nicht dazu
wenn er mir auf den Wecker geht, kann ich ihn eh aus dem Fenster hauen, denke ich mir. Außerdem will ich meinen Einkauf alleine heimtragen können.
„Brauchen Sie Schienen, um ihn an der Wand montieren zu können ? “, fragt der Verkäufer.
„Nein danke“, sag ich. Der mittelalterliche Mann mit den grauen Locken und dem Solarium-Gesicht ist zurück. Er hat wohl ein paar wichtige Details vergessen. Der Verkäufer schaut gequält als ich gehe.
Daheim packe ich den Bildschirm aus und finde ihn fast ein wenig zu klein. Ich programmiere die Sender.
Dann mach ich eine Flasche Wein auf, proste in Geda n ken Frau Schönthaler zu, beschließe, nie mehr wieder mit Fred e rick zu reden, schicke Jolanda eine SMS, sie antwortet, dass sie leider am Abend keine Zeit hat, vielleicht sei sie im Alt Wien, aber mit Freundinnen und das sei nicht sicher. Ich ha s se Leute mit Sozialleben. Leckt mich am Arsch. Alle. Fickt euch. Ich fick euch jedenfalls nicht. Fickt euch selbst. Und gebt von mir aus gleich eine Samenspende ab. Kreuz und quer über eure dämlichen G e sichter. Dass es nur so tropft.
Ich schau auf die Uhr, doch nichts passiert. Ich sehe mir Kindersendungen im Fernsehen an und wü r de gerne wieder klein sein. Ich will, dass mich Mama und Papa lieb haben. Einfach weil ich bin. Nur so. Aus Liebe. Sie streicheln mir über den Kopf und schauen mich zärtlich an. Alle beide. Ich bin glücklich. Und dankbar. Ich fühl mich gut. Es ist schön. Ich im Fl a nellpyjama. Mit roten Autos drauf. Alles ist weich und warm. „Flauschig“ kommt mir in den Sinn. Und die Handtücher, die von meiner Mutter gekauft wurden. Ich werfe zehn davon aus dem Fenster. Mir ist nicht leichter.
Dann, die Flasche Wein ist ausgetrunken, eine weitere finde ich nicht, gehe ich ins Alt Wien. Das Alt Wi en ist ein Café in der Wiener Innenstadt. Das Lokal passt gut für Tage, an denen einem das Leben egal ist. Ich bin dennoch nicht oft dort, ich mag Kaffeehäuser prinzipiell nicht so. Aber mir ist eingefallen, dass ein Bekannter einmal davon schwärmte, wie leicht Fra u en im Alt Wien abzuschleppen seien, vor allem jene, die an der Bar st e hen. Ich bin ein wenig geil. Das bin ich selten.
Ich finde mein Auto nicht, obwohl ich doch mit Frederick z u sammen zur Wohnung gefahren bin. Ich versuche zu denken, aber dann denk ich, egal, ich fahre mit der U-Bahn in die Stadt und ärgere mich über die vielen Ausländer. Kopftücher. Schweiß. Kebap. Brusthaare. Dunkle Haut. Dunkle Blicke. Fremde Stimmen. Wenn ich Alkohol getrunken habe, denke ich radikaler. Ist eh dumm.
An der Bar im Alt Wien ist wenig los. Leider. Ich bestelle ein Viertel Wein. Grüner Veltliner. Zwei ältere Männer stehen noch herum, Frauen sind keine zu sehen. Die sitzen zu dritt, zu viert in Freundi n nenrunden an Tischen und kichern. Oder knutschen schon mit einem, dem sie davor heiße Blicke g e schenkt haben.
Ich blicke auf die Plakate an den Wänden. Lustige S a chen werden angekündigt, Kabaretts, Konzerte. Aber nichts, was ich sehen muss.
„Wartest du auf eine Herzensdame?“, fragt mich einer der beiden Männer. Ich will nicht reden. Aber der Mann hat ein komisches Grinsen. Mir ist als würde ich mich selbst sehen, mit mir selbst reden, nur dass das Spiegel-Ich eine Generation älter ist. Und weil ich nicht weiß, was vom Alkohol kommt und was Wirklichkeit ist, rede ich halt.
„Ja, ja. Ich will heute einen Sohn zeugen“, sage ich. „Also f i cken halt!“
„Oh, dafür ist das Alt Wien ein guter Ort“, sagt der Alte. Und grinst schmierig.
„Triffst du heute auch deine Herzensdame?“ Warum frage ich ihn eigentlich nicht einfach, ob er auch geil ist und irgendeine Alte abschleppen möchte. Das würde der alte Sack sicher besser verstehen.
„Ich hoffe es“, sagt er.
„Du hoffst jeden Abend, oder?“
„Fast jeden.“ Er nimmt einen großen Schluck.
„Und wie viele Söhne hast du schon gezeugt“, frag ich.
„Ich weiß von dreien. Nur den dritten, den kenne ich nicht gut.“
„Das glaub ich dir nicht.“
„Doch. Zwei Buben habe ich mit Mutti. Und der jüngste war von einer Alt-Wien-Bekanntschaft. Und die wollte dann nicht mehr, dass ich mich rühre. Und hat mir jeden Kontakt verb o ten. Und da Mutti eh nichts von der and e ren wissen sollte, und ich nicht viel Geld habe, hat mir das eh gepasst.“ Wir trinken beide.
„Aber du hast die Alt-Wien-Bekanntschaft nicht verge s sen. Wie in einem schlechten Film“, vermute ich. „Dein ganzes Leben lang
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