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Gehoere ich halt nicht dazu

Gehoere ich halt nicht dazu

Titel: Gehoere ich halt nicht dazu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Angerer , Miriam Koch
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nach Sofia fli e gen“, sagt die Blondine. Ich starre auf ihre Titten. Nein. Nach Sofia will ich jetzt nicht. Zu hässlich. Zu viel Plattenbau, zu wenig Meer. Blondierte Nutten. Titten. Vermutlich unsymmetrische Titten. Zumindest bei allen, die zu wenig Geld für Operationen haben. Zu wenig G e mütlichkeit, zu wenig Ouzo.
    „Thessaloniki. Mit Rückflug morgen“, entscheide ich. Wow. Ich kann es ja.
    Ich kaufe das Ticket. Geld war nie mein Problem. Das wäre gut, hätte ich nicht Milliarden anderer Probleme. Geld ist mir nicht wichtig, vielleicht weil ich genug habe, wenn ich es nicht mit beiden Händen aus dem Fenster werfe. Der Stiefvater meiner Mutter war einer der besten Juristen des Landes, d a her hat nie jemand gewagt, sich mit uns zu streiten. Meine Mutter hat viel von ihm geerbt, daher gibt es auch für mich s ehr viel zum Ausg e ben.
    Mein Vater ist ein bekannter Schauspieler, der in Nor d deutschland lebt. Als kleines Kind hat er mir noch oft g e schrieben, aber ich habe schon ewig keinen Kontakt mehr zu ihm.
    „Er zahlt für dich, aber er will seine Ruhe, du warst ein Mis s geschick“, hat meine Mutter gesagt. Und gefragt: „Soll ich dir ein Eis kaufen? Oder ein Buch?“ Manchmal hat sie geweint. Ich habe sie dafür gehasst. Ich habe sie für alles gehasst. Meinen Vater habe ich vermisst. W a rum musste sie mich groß ziehen? Warum nicht er? Es wäre alles anders gekommen. Es wäre alles größer, schöner, bunter und mehr. Aber es war nicht so. Und deshalb hasse ich ihn auch. Sicherheitshalber. Aus vo l lem Herzen. Wobei mein Herz klein ist.
    Mittlerweile, das weiß ich aus dem Internet, hat mein Vater auch zwei andere Kinder. Wahrscheinlich sind sie so vertrottelt wie er selbst. Manchmal bessere ich in Wikipedia in se i nem Lebenslauf die Zahl der Kinder auf drei aus. Aber mein Eintrag wird meistens sofort g e löscht.
    Einige Zeit lang habe ich mir ausgemalt, wie es wäre, wenn ich der „Neuen Post“ oder der „Gala“ ein Inte r view geben und meinen Vater „outen“ würde. Aber das wäre zu viel Aufwand. Das hat sich der Arsch gar nicht verdient. Außerdem, so wic h tig ist es mir doch nicht.
    Ich habe mir dazu auch eine Geschichte ausgedacht. Ein Vater, nehmen wir an, er ist ein mieser Sä n ger und daher recht berühmt, will sich nicht damit abfinden, dass die letzten drei Jahrzehnte so schnell vergangen sind und dass sein Körper altert. Er geht zu einem Schö n heitschirurgen. Leider geht die Operation schief, der Sänger sitzt nachher im Rollstuhl und sieht aus wie ein Zombie. So ähnlich wie Michael Jackson in seinen letzten Jahren. Und dann das Dramatische: Der Vater hätte noch viele Auftritte geplant, viele Interviews zu geben, insgesamt einfach noch viel vor. Und es wäre noch viel Geld zu verdienen gewesen. Da fällt ihm ein, dass eine Tournee-Bekanntschaft aus früheren Tagen ja ein Kind von ihm hat, das nie öffentlich bekannt war. Der Sänger-Agent sucht dieses Kind, das dem Sänger interessante r weise sehr ähnlich sieht, erzählt ihm von der Not des Vaters und weil das Kind ohnehin nicht viel zu tun hat, spielt es fortan die Rolle des Vaters. Und alle wundern sich, wie viel jünger diese Wunder-Operation den Sänger wirken lässt, das Kind macht noch mehr Karriere als der Vater zuvor, verkauft die Platten in Amerika und nicht einmal die Ehefrau des Vaters erfährt das Geheimnis. Wobei der Sohn sich zusätzlich sieben Geliebte nimmt. Alle haben symmetrische Titten. Eine ist rothaarig und hat eine ziemlich große Nase. Ich glaube, da könnte sich ganz schön viel entwickeln, wenn man sich das so vorstellt. Aber ich habe diese Geschichte nie aufgeschri e ben. Zu viel Mühe. Interessiert mich auch nicht wirklich. Ich habe lieber Zeit im Internet ve r bracht. Videos. Blogs. Pitpuff69.
    Damit ich meinen Blog weiterführen kann, habe ich für me i nen Kurztrip nach Thessaloniki den Laptop eing e packt. Ich glaub e , das Gerät würde ich auch gern mit ins Grab nehmen. Zum Surfen aus der Gruft heraus.
    Weil ich überraschenderweise kurze Zeit gut aufgelegt bin, wünsche ich dem uniformierten Mädchen am Check-In einen wunderschönen Tag. Und zwar noch b e vor sie Gelegenheit hat, mir einen guten Flug zu wü n schen. Das überrascht sie sichtlich. Ähnlich wie mich meine gute Laune überrascht. Dann starre ich ihr auf die Titten. Das überrascht sie weniger. Symmetrisch. Auch egal.
    Ich treffe in Thessaloniki fast zeitgleich mit dem olympischen Feuer ein, das sich gerade auf der

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