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Gehorche mir!

Gehorche mir!

Titel: Gehorche mir! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jansen Nina
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einen Keller sperren“, redete Franklin weiter.
    „Aber ich habe dich nie ... oh.“ Ein Gedanke schlich sich in ihre Verzweiflung und nahm Form an. Sie begann zu verstehen, warum er sie gefangen genommen hatte. Es hing mit seiner Kindheit zusammen, mit den Dingen, die seine Mutter getan hatte.
    Leanne wusste alles über Franklin, kannte jeden Zeitungsausschnitt auswendig. Ob ihr das half, ihn in die Normalität zurückzubringen?
    „Mein Name ist Leanne“, sagte sie so sachlich und fest wie sie konnte. „Kimberley ist nicht hier.“
    Als er den Vornamen seiner Mutter hörte, runzelte er die Stirn. Sie war zu ihm durchgedrungen.
    Sie hob ihren linken Arm. „Meine Wunde muss versorgt werden.“
    Das war ein Fehler, wie sie sofort merkte. Franklins Augen bekamen wieder diesen flackernden Ausdruck, als er das Blut an ihrem Handgelenk sah.
    Schnell ließ Leanne den Arm wieder sinken.
    Nun gut, wenn ich ihn nicht in diese Richtung ziehen kann, dann stoße ich ihn in die andere
.
    „Du bleibst jetzt hier“, sagte sie in einem, wie sie hoffte, mütterlichen Tonfall und klopfte auf die Liege. „Das ist dein Bett. Ich habe dir etwas zu essen vorbereitet. Du weißt doch: Ich muss das tun, um dich vor dem Leben zu beschützen.“
    Franklins Reaktion war plötzlich, heftig und völlig unerwartet.

    Vor der Schwarzen Suite wartete Alan einen Augenblick und legte sich im Geist die Sätze zurecht, mit denen er seinen Besuch erklären würde. Dann klopfte er kraftvoll an. Wartete. Klopfte erneut.
    Entweder waren die beiden nicht in der Lage, die Tür zu öffnen, oder es war niemand da. Alan zögerte. Er hatte eine Magnetkarte, die ihm jede Tür öffnete. Wenn er sie verwendete, musste er allerdings einen triftigen Grund haben. Gefahr im Verzug wäre ein solcher Grund. Wenn er sich nun aber Zugang verschaffte und Leanne und Franklin beim einvernehmlichen Liebesspiel erwischte, würde Greg ihm fristlos kündigen.
    Alan atmete tief durch. Sein Job war ersetzbar, er könnte jederzeit einen neuen finden. Es ging um Leanne, darum, dass ihr nichts Schlimmes zustieß. Doch wie wahrscheinlich war es, dass Franklin ihr etwas antat? Seine Gespielinnen hatten sich immer freiwillig mit ihm eingelassen, nicht ahnend, wie weit er gehen würde. Es war also nicht anzunehmen, dass er Leanne vergewaltigen würde. Und doch – seit er das Interview mit Larssons Mutter gelesen hatte, spürte Alan, dass Franklin jederzeit „umkippen“ konnte. Es musste nur etwas passieren, was sein traumatisches Muster aktivierte.
    Alan wünschte, seine Großmutter wäre hier. Sie wüsste genau, wie sie mit dieser Situation umzugehen hätte und könnte die Gefahr viel präziser einschätzen.
    Ein weiteres Mal klopfte Alan, dann zog er die Magnetkarte aus seiner Brieftasche und führte sie in den Schlitz ein. Die rote LED erlosch, grün leuchtete auf. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Alan drehte den Knauf und schob die Tür auf. Durch den sich verbreiternden Spalt sah er zuerst die Couch, dann den Schreibtisch, zuletzt den kleinen Flur, der zu Bad und Schlafzimmer führte. Kein Mensch war zu sehen und auch nicht zu hören. Alan legte den Kopf schief und lauschte aufmerksam, aber aus dem Schlafzimmer kam nicht das geringste Geräusch. Er ließ die Tür zum Gang offen und ging zum Schlafzimmer. Die Tür war offen, das Bett leer. Blieb nur noch das Bad. Auch dort war niemand.
    Die Anspannung fiel von ihm ab. Er wollte sich schon zum Gehen wenden, als sein Blick auf eine Tablettenschachtel fiel, die auf der gläsernen Ablage über dem Waschbecken lag. Der Name des Medikaments war ihm unbekannt, aber eine ähnliche Verpackung hatte er schon einmal gesehen, und zwar in der Praxis seiner Großmutter. Alan nahm die Schachtel auf und las, dass es sich um ein Antipsychotikum handelte.
    Himmel noch mal, Franklin litt also an einer Psychose. Alan gestattete sich einen Blick auf den Beipackzettel. Dieses Mittel wurde nur bei schweren Psychosen verschrieben. Mit fahrigen Händen versuchte er den Zettel wieder zusammenzulegen, aber der Beipackzettel war widerspenstig, und so legte er ihn schließlich einfach neben die offene Schachtel.
    Diesmal zögerte Alan nicht, als er den Spiegelschrank öffnete, um nach weiteren Indizien für Franklins Gefährlichkeit zu suchen. Er wurde fündig. In einem silbernen Etui lagen zwei Skalpelle.
    „Alan?“, hörte er Celia rufen.
    Schnell schloss er das Etui, legte es an seinen Platz zurück und ging ihr entgegen, bevor sie sehen konnte, was

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