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Gehorche mir!

Gehorche mir!

Titel: Gehorche mir! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jansen Nina
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als er sich umdrehte, hatte ich das Gefühl, in total verstörte Augen zu blicken. Er hat mich überhaupt nicht bemerkt.“
    „Das war es!“
    „Das war was?“
    „Was mich die ganze Zeit beunruhigt hat. Du hattest es erwähnt, als du mir von deinem Rückfall erzählt hast.“ Er stand auf. „Wir gehen sie suchen.“
    „Leanne?“
    „Ja. Franklin könnte sie in den Keller gebracht haben.“
    „Warum sollte er das tun?“
    Alan rief an der Rezeption an. „Ich brauche sofort ein paar Männer, die mir im Keller helfen, eine verschwundene Person zu suchen. Antonia sollte auch darüber informiert werden, dass ich sie eventuell brauche.“
    „Wer ist Antonia?“
    „Antonia Lawrence ist unsere Ärztin. Möchtest du mitkommen?“
    „Ja, natürlich. Obwohl ich wirklich nicht glaube, dass ... “ Sie wischte den Satz mit einer raschen Handbewegung fort und erhob sich. „Es ist egal, was ich denke. Du hast
mein
Kopfkino ernst genommen. Jetzt nehme ich deins ernst.“

    Die Verwandlung geschah so schnell, dass Leanne nicht darauf gefasst war. Eben noch hatte Franklin groß und drohend vor ihr gestanden, plötzlich sank er in sich zusammen, klammerte sich an ihre Beine und wimmerte. „Nein, geh nicht weg, der Tiger wird dich fressen.“
    „Ist schon gut“, sagte sie. „Mit dem Tiger werde ich fertig.“
    „Er wird dich töten. Ich weiß es. Ich habe es gesehen. Alles voller Blut. Geh nicht weg.“
    Leanne sah zur Tür. Sie war zu, aber nicht verschlossen, denn sie erinnerte sich nicht, dass Franklin abgesperrt hatte. Sie sah auch keinen Schlüssel oder Riegel. Dort lag ihr Fluchtweg, aber so lange Franklin sich mit der ganzen Kraft seines zitternden Körpers an ihre Beine klammerte, konnte sie froh sein, nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    „Lass mich los. Wir gehen gemeinsam nach oben. Du brauchst heute nicht im Keller zu schlafen. Komm, steh auf.“
    Er sah zu ihr hoch. „Ich kann den Tiger in den Schlaf singen, weißt du.“
    Leanne bekam eine Gänsehaut, weil sie an einen Satz dachte, den Kimberley in dem Interview gesagt hatte.
    Jeden Abend hat er sich selbst Schlaflieder vorgesungen. Manchmal ging das stundenlang so
.
    Der arme Junge. Er hatte versucht, den Tiger zu besänftigen, der ihn in Todesangst versetzte.
    „Das ist fantastisch“, lobte sie ihn übertrieben. „Du musst mir unbedingt zeigen, wie du das machst.“
    Leanne reichte ihm die Hände, um ihm hoch zu helfen, doch er packte sie und zog sie zu sich herunter.
    „Da, schau, er hat dich schon verletzt. Er wird dich töten und fressen. Und danach bin ich dran.“
    „Nein, ganz bestimmt nicht. Das verspreche ich dir.“
    „Ich weiß es, ich hab es doch gesehen.“ Er ließ sie los, aber der Moment zur Flucht war noch nicht gekommen, denn er hatte ein Bein auf ihre Unterschenkel gelegt, als sie in die Knie gegangen war. Er holte mit der rechten Hand aus und schlug mit aller Macht auf sein linkes Handgelenk. Dann zog er die Klinge darüber. Der Schnitt blutete. Die Klinge war nicht breit genug, um seine Pulsader zu erreichen, aber auch so war der Anblick erschreckend genug. Wieder holte er aus, wohl um den Schnitt zu vertiefen.
    „Hör auf.“ Leanne versuchte ihn zurückzuhalten, aber er war viel zu kräftig.
    Der nächste Schnitt landete knapp unter dem ersten und blutete stärker.
    „Hör auf damit!“, schrie sie und versuchte ihre Beine unter seinem wegzuziehen. Doch er presste sich auf sie wie ein Irrer. Nun, er war ja auch ein Irrer. Ein Irrer, der sich vor ihren Augen umbrachte und sie zugleich daran hinderte, Hilfe zu holen.
    Sie könnte versuchen, ihn wieder in die Gegenwart zurückzuholen. Doch dann würde er sich daran erinnern, wer sie wirklich war, und was er mit ihr vorgehabt hatte.
    „Hilfe“, schrie sie, und konnte nur hoffen, dass die Tür nicht schalldicht war. „Hilfe!“
    Hörte sie Stimmen und Getrampel? Ja, da war etwas. „Wir sind hier!“
    Endlich. Die Tür wurde aufgestoßen. Carl erschien, war mit zwei Schritten bei ihr und zog Franklin von ihr weg. „Ich habe sie gefunden“, rief er über die Schulter.
    Kurz darauf kamen Celia und Alan angerannt.
    Leanne stand auf und warf sich Celia in die Arme. Schemenhaft bekam sie mit, wie Alan telefonierte, und wie kurz darauf eine Frau erschien, die dem sich heftig sträubenden Franklin eine Spritze gab. Jemand brachte eine Trage. Das Wort Notarzt fiel. Franklin wurde abtransportiert.
    Auf Celia gestützt ließ Leanne sich zum Aufzug bringen. „Nicht zu Devin“,

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