Gehorche mir!
Gefühl, dass sie ihn abzuwimmeln versuchte. „Ich gehe nach meinem Wagen sehen. Fiona hat die Schlüssel mitgenommen. Vielleicht wollte sie eine morgendliche Spritztour machen.“
Franklin war bereits aus der Seitentür, die zu den Parkplätzen führte, als seine Intuition ihm sagte, dass Fiona noch im Haus war. Sie war ein Mäuschen, das sich verkroch, kein Fluchttier. Sie würde Unterschlupf suchen. Und dafür gab es nur einen Platz: die Rezeption. Wohin hätte sie sich sonst wenden sollen?
Tess wusste garantiert, was los war. Aber sie wusste nicht alles, sonst hätte sie gegen Franklin bereits konkrete Anschuldigungen erhoben. Sie spielte ein falsches Spiel mit ihm, und er würde sie dabei erwischen.
Franklin rannte ums Haus zum Vordereingang. Durch die Glastür konnte er sehen, dass Tess nicht mehr an ihrem Platz war. Er betrat die Halle und sah sich nach einem geeigneten Versteck um. Die Passage, die zu den Geschäften führte, bot sich an, weil er durch das Eckschaufenster sehen konnte, was sich an der Rezeption tat.
Er brauchte nicht lange zu warten, dann kam Tess in Begleitung von Dr. Lawrence aus einem Nebenraum.
„Wenn sie sich weigert, sich untersuchen zu lassen, kann ich nichts tun“, sagte die Ärztin. „Ich kann ihr ja schlecht den Mantel herunterreißen. Sie wirkt zwar verstört, aber sie steht nicht unter Schock, und sie scheint auch nicht ernsthaft verletzt zu sein. Aufgrund der Art, wie sie Bewegungen vermeidet, vermute ich starke Hämatome.“
„Eher Schnitte“, sagte Tess. „Die Frau, die Mr. Larsson bei seinem letzten Aufenthalt mitbrachte, hatte oberflächliche Schnittverletzungen an den Brüsten. Das wurde mir von einem anderen Gast berichtet, der sie nackt gesehen hatte. Ich habe Mr. Sanders den Regelverstoß gemeldet, aber er hat nichts unternommen. Ich hatte gehofft, dass wir diesmal …“
Franklin hatte genug gehört. Für ihn stand fest: Er musste Fiona mit ihren verräterischen Spuren loswerden. Er trat aus der Passage.
„Hier ist sie auch nicht“, rief er Tess zu. „Ich mache mir wirklich Sorgen um sie. Ich wollte sie heute nach Hause fahren, weil ihr Vater krank geworden ist, und nun ist sie weg. Wissen Sie, Fiona neigt unter Stress zu selbstverletzendem Verhalten.“
Grandios!
Damit hatte er eventuelle Vorwürfe bereits abgeschmettert. War er nicht ein Meister der Improvisation?
„Wir haben sie gerade gefunden“, schwindelte Tess. „Henry wird sie heimfahren.“
„Da bin ich aber erleichtert“, log Franklin nicht weniger geschmeidig. „Ich hole gleich ihre Sachen, dann kann sie mir meinen Mantel wiedergeben.“
Franklin fuhr mit dem Aufzug nach oben. Er hatte jegliches erotische Interesse an Fiona verloren. Sie hatte sich seiner als unwürdig erwiesen.
Was ist nur los mit den Frauen?
, dachte er, während er ihre Sachen von seinem in ihren Koffer umlud.
Sie behaupten, dass es sie geil macht, sich zu unterwerfen, aber wenn man sie wahre Dominanz spüren lässt, dann sind sie überfordert
.
Er würde auch abreisen. Was sollte er hier? Den anderen zusehen, wie sie sich vergnügten mit ihren lächerlichen Spielchen? Mit ihrem affigen SM-Getue, das nur Fassade war?
Franklin brachte Fionas Koffer nach unten, den Tess entgegennahm, sich knapp bedankte und den Koffer in den Raum brachte, aus dem sie vorhin mit Dr. Lawrence gekommen war.
Kurz darauf erschien sie wieder. „Sie zieht sich jetzt um, danach können Sie Ihren Mantel wiederhaben.“ Tess strich sich eine Strähne ihres weißen Haares aus der Stirn, gab vor, in Unterlagen zu kramen und fragte viel zu beiläufig: „Reisen Sie ebenfalls ab?“
Sofort änderte Franklin seine Pläne. Tess wollte ihn loswerden, und den Gefallen würde er ihr nicht tun. „Glowcastle hat so viel zu bieten. Ich bin ja in erster Linie wegen der Sporteinrichtungen und der fantastischen Massagen hier.“
Tess hob ruckartig den Kopf. „Oh, natürlich.“
Leicht gelangweilt lehnte Franklin an der Theke und ärgerte sich, dass dieser Urlaub der totale Reinfall war. Jemand würde dafür büßen müssen.
Er stellte sich vor, wie Tess Morgan nachts an seiner Zimmertür klopfte und ihm gestand, dass sie ihn immer schon heimlich angehimmelt hatte. Die Vorschriften verboten ihr, sich an den Aktivitäten zu beteiligen, aber im Geheimen sehnte sie sich danach, sich einem Mann willenlos zu unterwerfen. Und er erklärte sich natürlich großmütig bereit, sie an ihre Grenzen zu führen und weit darüber hinaus. Sie war auf ihre
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