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Gehorche mir!

Gehorche mir!

Titel: Gehorche mir! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jansen Nina
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Dunkeln. Er drückte auf den Lichtschalter und verstand eine Sekunde lang gar nichts. Der große, schwarz geflieste Raum war leer. Er sah in die Badewanne und hinter die Duschabtrennung. Fiona war nicht da.
    „Na, immerhin lebt sie noch“, murmelte er, während er das Zimmer nach ihr absuchte, obwohl ihm längst klar war, dass sie sich nicht unterm Bett versteckt haben würde.
    Er hätte besser aufpassen müssen, hätte nicht einschlafen dürfen, bevor er sie angekettet hatte.
    Diese Schlampe! Diese verdammte, unzuverlässige, miese Schlampe. Haute einfach ab, mitten in der Nacht. Und dann? Sie konnte doch nirgendwo hin. Sie hatte keine Kleidung. Er hatte ihr alles weggenommen, jedes noch so kleine Kleidungsstück, jede Kreditkarte, jeden Cent Kleingeld und es in seinem Koffer mit dem Zahlenschloss verstaut.
    Für Franklin war nur eine nackte Frau eine vollkommene Frau. Die Sklavin, von der er träumte, benötigte nichts außer sich selbst: Ihre Haut, ihre Haare, ihre Hingabe an ihn. Jederzeit und immer. Stets bereit, sich von ihm nehmen, schlagen oder verletzen zu lassen. Der einzige Schmuck, den sie trug, würde ihre Angst vor ihm sein.
    Franklin kniff sich mit Daumen und Zeigefinger in die Nasenwurzel.
    Konzentriere dich. Der Koffer mit Fionas Sachen steht noch auf der Ablage. Aber dein Mantel hängt nicht mehr an der Garderobe. Sie hat meinen Mantel gestohlen, samt Brieftasche und Wagenschlüssel
.
    Eine Sekunde lang hätte Franklin am liebsten etwas gegen die Wand geworfen, aber seine Wut blieb nie lange rotglühend. Er wurde eiskalt und bewegte sich mit der ruhigen Entschlossenheit eines Gletschers. Er zog sich ordentlich an. Niemand würde ihn je barfuß und mit nicht zugeknöpftem Hemd die Treppe hinunterrennen sehen und „Hilfe, man hat mich bestohlen!“ rufen hören.
    Da er sowieso nicht wusste, wann Fiona sich davongeschlichen hatte, kam es jetzt nicht auf Sekunden an. Er öffnete das Zahlenschloss und warf einen Blick auf den Inhalt des Koffers, ohne zu wissen, wonach er suchte. Irgendetwas Kompromittierendes vielleicht? Oder etwas, dass ihr Verschwinden erklärte wie ein Medikament, das sie regelmäßig nehmen musste? Aber das hätte sie ihm doch gesagt. Er hatte sie ja auch nach der Pille gefragt, aber sie trug eine Spirale.
    Nein, der Koffer half ihm nicht weiter. Bemerkenswert war einzig die Tatsache, dass er noch da war. Ob Fiona Angst gehabt hatte, beim Hochheben ein Geräusch zu machen? Oder hatte sie gar nicht fortgewollt, sondern war noch irgendwo im Haus? Da gab es doch diese Ärztin, Dr. Lawrence. Fiona ließ sich vielleicht ein Schmerzmittel verabreichen. Oder hatte eine der Verletzungen stärker zu bluten angefangen? Musste etwas genäht werden? Er war vorsichtig gewesen, aber vielleicht nicht vorsichtig genug.
    Franklin ging zum Bett zurück und untersuchte es. Da die Bettwäsche schwarz war mit einem roten Rosenmuster, war es schier unmöglich, Blutflecke auszumachen. Er entfernte das Bettlaken, konnte aber auch auf der Matratze keine Spuren entdecken.
    Wie auch immer, jetzt galt es, eine besorgte Miene aufzusetzen, an die Rezeption zu gehen und seine Begleiterin als vermisst zu melden.
    Franklin kämmte sich, fasste seine langen, blonden Haare mit einem Haargummi im Nacken zusammen und verließ die Schwarze Suite. Der Gang war von elektrischen Fackeln erleuchtet, ein Detail, das er kitschig fand, wie einiges andere auch. Glowcastle hätte für seinen Geschmack ruhig etwas minimalistischer sein können.
    Er fuhr mit dem Aufzug nach unten und sah, dass die Nachtschicht bereits abgelöst worden war. Die Empfangs-Chefin thronte auf ihrem Lederdrehsessel und runzelte die Stirn, sobald sie ihn erblickte. Sie hasste ihn aus tiefstem Herzen. Das wusste er und fand es höchst amüsant. Er genoss es, wenn Menschen, die ihm feindlich gesinnt waren, von Berufs wegen nett zu ihm sein mussten und ihm rein gar nichts anhaben konnten.
    „Guten Morgen. Heute nicht im samtenen Mieder?“, fragte er mit einem abschätzigen Blick auf ihre weiße Bluse.
    Sie ging nicht auf seine Bemerkung ein. „Was kann ich für Sie tun, Mr. Larsson?“
    „Sie können herausfinden, wo meine Begleiterin abgeblieben ist.“
    Tess tippte etwas in den Computer. „Fiona Spinner?“
    „Ganz recht.“
    „Nun, es ist nichts vermerkt. Keine Massage. Kein sonstiger Termin. Haben Sie schon im Frühstücksraum nachgeschaut?“
    „Nein. Sie haben doch gesehen, dass ich eben erst aus dem Aufzug gestiegen bin.“ Er hatte das

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