Gehorche mir!
kommt.“
Sie stiegen die steile Wendeltreppe hinab. Als sie am Absatz angelangt waren, kamen ihnen zwei Frauen entgegen und gingen zielstrebig auf die Tür zum Turmverlies zu. Eine der Frauen hatte schwarze, im Nacken zusammengebundene Haare. Sie trug ein eng anliegendes Kostüm aus schwarzem Lackleder und hochhackige Stiefel. Die andere Frau war in ein Cape gehüllt, das sich bei jedem ihrer Schritte öffnete. Sie war darunter nackt und hatte die Hände vermutlich auf dem Rücken zusammengebunden.
Die meisten Paare auf Glowcastle bestanden aus einem dominanten Mann mit ein oder zwei Sklavinnen. Die umgekehrte Konstellation war nicht zugelassen. Auch homosexuelle männliche Paare waren tabu. Jeder Mann auf Glowcastle war somit ein Sadist, man befand sich unter Seinesgleichen. Hin und wieder wurde eine lesbische Domina in die Glowcastle Society aufgenommen, aber weibliche Paare blieben eher die Ausnahme. Eine erfreuliche Ausnahme, wie Devin fand. Gab es etwas Sinnlicheres als zwei Frauen, die Zärtlichkeiten austauschten – und natürlich auch weniger zärtliche Zuwendungen? Nicht umsonst waren die Erotik-Shows, die hier aufgeführt wurden, überwiegend mit weiblichen Darstellern besetzt.
Diese beiden Frauen gefielen Devin auf Anhieb: Die strenge Schönheit der Herrin, der ergebene und doch zugleich stolze Ausdruck auf dem Gesicht der Sklavin. Sie hatte dunkelbraune, glatte, lange Haare mit leicht aufgehellten Strähnen, schön geformte Brauen und ausdrucksvolle, fast schwarze Augen.
„Guten Tag“, grüßte er mit einer angedeuteten Verbeugung.
Die Schwarzhaarige sah ihn mit einem leichten Stirnrunzeln an.
„Wurde das Verlies versehentlich doppelt gebucht?“
„Nein, ich wollte es nur kurz meiner Begleiterin zeigen, falls es frei ist. Das können wir auch später noch tun.“
Auf dem strengen Gesicht erschien ein entspanntes Lächeln. „Aber warum? Kommen Sie ruhig mit herein. Bis wir mit unseren Vorbereitungen fertig sind, haben Sie bestimmt alles gesehen.“
„Danke.“ Er streckte höflich eine Hand aus. „Devin Flinkman.“
Sie ergriff sie. Ihr Händedruck war fest, ohne unangenehm zupackend zu sein. „Alessa Tannon.“
Auch Leanne stellte sich vor.
„Meine Sklavin hat heute Redeverbot“, erklärte Alessa. „Ihr Name ist Jo.“
Leanne, die bis jetzt ganz zappelig gewesen war, wirkte auf einmal sehr ruhig und in sich gekehrt. Devin las so etwas wie ehrfürchtiges Staunen auf ihrem Gesicht, als er die schwere Holztür aufschob und den drei Damen den Vortritt ließ. Dann folgte er ihnen und schloss die Tür.
Er kannte den großen, runden, hohen Raum in- und auswendig, kannte all die Möglichkeiten, die sich hier boten, hatte sie alle ausprobiert – aber jetzt kam es ihm so vor, als würde er alles mit anderen Augen sehen. Mit Leannes Augen. Er konnte sich gut vorstellen, wie sie mit einer Mischung aus kribbelnder Angst und aufgeregter Neugierde die düstere Atmosphäre in sich aufnahm, die die kahlen Steinwände verbreiteten. Sie begann die einzelnen Gerätschaften und Aufbauten zu erkunden, die stählernen Fesselgestelle, die seltsam geformten Stühle, die Flaschenzüge und Ketten. Besonders lange blieb sie vor dem Pranger stehen. Sie hob den schweren Balken mit den drei halbrunden Öffnungen für Kopf und Handgelenke, beugte sich vor, bis ihr Oberkörper waagerecht war, und legte den Kopf und die Hände in die korrespondierenden Aussparungen des festen Balkens. Selbst angezogen wirkte sie in dieser Pose mehr als verführerisch. Nackt wäre sie ein göttlicher Anblick. Es war der Kontrast zwischen all den groben Utensilien aus Stein, Stahl und altem Holz, der einen Frauenkörper umso weicher wirken ließ.
Leanne erhob sich wieder und schloss mit einem nach innen gekehrten Lächeln auf den Lippen den Pranger. Vermutlich hatte sie sich vorgestellt, wie es wohl wäre, in dieser Stellung geschlagen zu werden, den Po weit nach hinten gereckt, die Beine gespreizt. Was ihr an Erfahrung fehlte, machte sie mit höchst plastischen Fantasien wett. Devin musste sich hin und wieder ins Gedächtnis rufen, dass Leanne vor ihm keinerlei Erfahrungen mit SM-Sex gemacht hatte. Und auch er hatte mir ihr bis jetzt nur harmlose Spielchen getrieben, in denen er ihr weitgehend die Führung überlassen hatte. Das Verlies war jedoch nicht für Spiele geeignet, sondern nur für ernsthaften Vollblut-Sado-Sex. Er hätte es seiner Elfe nicht verübelt, wenn sie kreischend hinausgerannt wäre. Doch sie schaute sich
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