Gehorche mir!
Frauen bisher vermisst hatte. Das heißt, er hatte es gar nicht vermisst, weil er ja nicht geahnt hatte, dass es das geben könnte. Es war der Humor – diese völlig sinnfreien, unverkrampften Wortgeplänkel. Er konnte mit Leanne seine sadistischen Neigungen ausleben und musste doch nicht ständig den gestrengen Herrn und Gebieter geben.
Der Aufzug hielt, aber Devin achtete nicht auf die sich öffnende Tür. Er drehte sich zu Leanne, zog sie zu sich herum, nahm ihren Kopf in die Hände und küsste sie mit einer Innigkeit, die ihn selbst überraschte.
„Verzeihung“, sagte jemand, der den Lift betrat.
Devin schob Leanne nach draußen, ohne dabei seinen Mund von ihrem zu lösen.
Leanne beendete den Kuss. „Sollten wir nicht erst in unserer Suite Handtücher holen?“
„Bei den Pools gibt es Handtücher und Bademäntel.“
Sie sah sich um und deutete zur Schaufensterfront. „Das sieht ja aus wie ein Einkaufszentrum.“
„Das ist eine Ladenpassage. Schau dir alles in Ruhe an. Ich frage inzwischen an der Rezeption, wann die Bibliothek frei ist.“
Leanne rannte davon, und er sah ihr lächelnd und kopfschüttelnd nach. Sie wirkte immer wie ein ausgelassenes Fohlen. Wo nahm sie nur diese Energie her?
Als er an die Rezeption trat, telefonierte Tess gerade. Sie hob die Augenbrauen, als sie ihn sah und deutete auf den Apparat an ihrem Ohr. „Celia Cavendish?“, flüsterte sie in seine Richtung, als wollte sie wissen, ob der Name ihm etwas sagte.
Devin nickte und streckte die Hand aus.
„Er steht gerade vor mir, Augenblick.“ Tess reichte ihm den Hörer.
„Celia, es tut mir leid“, sagte er ohne Vorrede. „Leanne hat nicht vergessen, dass sie versprochen hatte anzurufen. Sie durchlebt gerade eine rebellische Phase. Wir sind gut angekommen und alles ist bestens. Soll ich Leanne etwas ausrichten? Und wie in aller Welt haben Sie die Telefonnummer herausgefunden?“, fiel ihm zuletzt ein.
Tess schüttelte die ganze Zeit stirnrunzelnd den Kopf. Wieso sie das tat, wurde ihm klar, als sich eine männliche Stimme meldete.
„Verzeihung, hier ist nicht Celia, sondern Alan Parr. Ich wollte mich vergewissern, dass Sie und eine gewisse Leanne tatsächlich derzeit zu Gast sind, weil Mrs. Cavendish das behauptet hat.“
Devin verstand überhaupt nichts mehr. Alan Parr war der stellvertretende Geschäftsführer. Wenn er anrief, war er wohl gerade unterwegs. Und wenn er mit Celia gesprochen hatte ... „Sind Sie in London?“
„Da komme ich gerade her. Ich stehe in Glasgow am Flughafen. Mrs. Cavendish saß neben mir im Flugzeug und wollte wissen, wo Glowcastle liegt. So ergab sich ein Gespräch, und ich habe ihr angeboten, sie mitzunehmen.“
Alan Parr hatte ihm zwar nichts vorgeworfen, aber Devin empfand trotzdem das Bedürfnis, sich zu entschuldigen. „Das war mein Fehler. Ich hätte den Namen des Hotels ihr gegenüber natürlich nicht erwähnen dürfen. Aber ich konnte ja nicht ahnen, dass sie auf die Idee kommen könnte, uns nachzureisen. Augenblick, ich muss das erst kurz verdauen.“
Er sah in die Passage, wo Leanne sich die Nase am Schaufenster des Korsagen-Ladens plattdrückte. Auf der Fahrt hierher, in den langen Stunden, in denen Leanne friedlich neben ihm geschlafen hatte, war Devin einiges durch den Kopf gegangen. Unter anderem hatte er sich gefragt, ob Leanne und Celia ein lesbisches Verhältnis hatten. So wie er die beiden Frauen gestern Abend vorgefunden hatte – beide in verführerischen Dessous – war das naheliegend. Es würde auch erklären, warum Leanne so heftig reagiert hatte, als ihr eingefallen war, dass sie Celia am Flughafen hatte stehen lassen. Und warum sie so hin- und hergerissen gewesen war, als ihr klar wurde, dass ihre Reise nach der langen Trennung höchst ungelegen kam. Und Celia vermisste Leanne wohl so sehr, dass sie versucht hatte, sie aufzuspüren. Und es war ihr sogar gelungen. Alle Achtung. Es könnte interessant werden, die beiden Frauen hier zu haben. Er sah Celias schöne, weibliche Brüste vor seinem geistigen Auge.
„Sind Sie noch da?“, kam es aus dem Telefon.
„Verzeihung, Mr. Parr. Leanne und ich freuen uns auf Celias Kommen. Sie kann das zweite Schlafzimmer in unserer Suite haben.“
„Gut, dann wäre das geklärt. Bis später.“
Devin reichte Tess den Hörer zurück, bedankte sich und fragte nach freien Zeiten in der Bibliothek. Während er darauf wartete, dass Tess den Plan im Computer abrief, überlegte er, ob er Leanne verraten sollte, dass Celia
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